Interessant ist die Entwicklung von EnZo allemal. Denn nach dem offiziellen Aus von Schirmen der sogenannten "Offenen Klasse" in Wettbewerben in diesem Jahr war viel darüber spekuliert worden, ob damit auch die Technik der Zweileiner auf den Friedhof der Gleitschirmgeschichte wandert. Dem scheint nun nicht so. Zweileiner wird es auch mit EN-D geben - und weil Ozone jetzt vorgelegt hat, werden andere Hersteller in gleicher Leistungskategorie nachziehen müssen. Um den Status der Erlkönigs zu erhalten, hat Ozone bisher auch nur ein verwaschenes s/w-Foto veröffentlicht (Foto: Ozone).
Folgt man der Beschreibung auf der Ozone-Homepage, so ist EnZo ein überarbeiteter R10.2. Die gleiche Grundform, das gleiche vom BBHPP-Prototyp abgeleitete Profil, dafür aber ein Hybrid-Zweileiner (mit zusätzlicher Vergabelung in der Kappenmitte) und ein begrenzter Beschleuniger (ohne Kappung der Topspeed wären die EN-Tests nicht zu schaffen gewesen).
Spannend wird die Frage, wie die "neue" Schirmklasse der High-End EN-D-Schirme das Wettbewerbsgeschehen verändern wird. Ursprünglich war ja das Ende der Offenen Klasse ausgerufen worden, um Wettbewerbe sicherer zu machen. Nun gibt es aber Hochleistungsschirme, die sich kaum anders fliegen und verhalten als ihre Brüder aus der Offenen Klasse. Dennoch haben sie das EN-D-Siegel bekommen. Ozone macht aus diesem Spagat keinen Hehl:
Despite certified status, the EnZo is still very much a competition wing and is not a replacement of the M4. Do not be fooled by test reports, if you are considering this wing it is more important to listen to our description than it is to add up test results. The EnZo is not suitable for pilots who would normally choose to fly EN D category wings. To be flown safely, it requires the same standard of pilot and the same piloting skills as the R10.2 / R11. It is only suitable for PWC level pilots who have a very high standard of canopy control, an in-depth and up-to-date knowledge of SIV and the necessary skills to fly a 2 liner without it collapsing. Pilots unfamiliar with these cutting edge techniques may lose control of this high aspect wing and find themselves in an unrecoverable configuration. If you have any doubts, then this wing is not for you.
Für Race-Piloten mit PWC-Erfahrung wird sich also kaum etwas ändern, außer dass sie halt bei Vollgas nicht mehr 70+ kmh auf ihrem GPS stehen haben. Was aber ist mit Piloten kleinerer Wettbewerbe, z.B. der Deutschen Liga oder auch dem XC-DHV? Werden sie, um noch vorne mitfliegen zu können, bald auch alle auf solche Zweileiner aufrüsten (müssen), auch wenn Ozone noch offiziell davon abrät? Wie viele von ihnen werden von solchen Flügeln überfordert sein? Bedeutet das möglicherweise in der Breite ein Verlust an Sicherheit?
Denkbar wäre auch eine andere Entwicklung: Bisher wurde häufig im gleichen Wettbewerb mit Offenen Schirmen neben gütegesiegelten EN-D Geräten geflogen. Um mit der Spitze mithalten zu können, waren EN-D-Piloten häufiger verleitet, den Beschleuniger tief zu treten, während die Piloten mit den Offenen Kisten immer noch maximal Halbgas flogen. Das aktuell höhere Risiko lag dann vermutlich bei den Piloten mit zertifizierten Schirmen...
Wenn es künftig in Wettbewerben diese Klassenunterschiede nicht mehr gibt, wird zumindest nicht mehr der eingebaute Leistungsmangel zu gefährlich übertriebenem Ehrgeiz führen können.
Vielleicht wird es - falls die schlechten Erfahrungen anhalten - aber bald doch eine Lösung geben, welche den Herstellern im Grunde lieber gewesen wäre:Über EN-D eine eigene Klasse EN-Competition einzuführen, mit den für diese Leistungsschirme angepassten Testmanövern.
1 Kommentare
Mit Sicherheit wird diese Competition Class kommen, sie war nur nach der überstürzten Reaktion der CIVL nach der WM nicht auf die Schnelle innherhalb eines Jahres realisierbar. 2012 bleibt mit solchen ins EN-D Siegel gepressten Wettkampfschirmen sicher ein Ausnahmejahr und ab 2013 oder 14 werden die Wettkampfschirme wieder in einer eigenen Klasse getestet. Alles andere wäre sinnlos...
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