Batlite 1.8 von unten betrachtet. Foto: Adrenaline Paragliders
Es ist eine der aktuell spannendsten Entwicklungen im Gleitschirmdesign: Single-Skin-Paraglider. Gemeint sind Schirme ohne Untersegel. Oben ist noch Stoff, darunter die formgebenden Rippen, an welche direkt die Leinen geknüpft werden. Fertig.

Im vergangenen Jahr sorgte erstmals Ozone mit seinem Prototyp XXLite für Aufsehen. Seither habe ich mehrfach über diese Entwicklungen berichtet, unter anderem im Post Simpel-Segel auf dem Weg zum Volksschirm. Allerdings stand immer die Frage im Raum, ob und wann solche Modelle auf den Markt kommen würden, und ob sie dann auch mit Gütesiegel versehen für eine breite Pilotengruppe geeignet wären.

Langsam kristallisiert sich heraus: Das sollte wohl möglich sein. Die junge spanische Gleitschirm-Firma Adrenaline Paragliders ist sogar so überzeugt davon, dass sie angekündigt hat, voll auf das neue Konzept der Ein-Flächen-Schirme setzen zu wollen. Batlite 1.8 nennt sie ihr erstes Modell dieser Kategorie und wirbt damit, es werde der leichteste (1,8 kg) und zugleich sicherste Gleitschirm der Welt. Eine Zulassung in der Kategorie EN-A wird angestrebt.

Auf den ersten Blick fragt man sich natürlich: Ist so ein Schirm, der nur ein profiliertes Obersegel hat, tatsächlich sicher? Was passiert bei Klappern, Frontstalls, B-Stall etc. Verliert der Schirm nicht ohne Strömung und ohne vorgefüllte Kammern völlig sein Profil und stürzt ab? Nein! Auf Youtube ist jetzt ein Film zu sehen, der einen Testflug des Batlite 1.8 mit den diversen Testmanövern zeigt. Dabei offenbart sich ein beeindruckendes Öffnungsverhalten bei Klappern. Der Schirm ist schon nach einer Sekunde wieder komplett über dem Piloten und fliegt nahezu unbeeindruckt und ohne Richtungsänderung weiter.



Die Ein-Flächen-Schirmen tragen dazu bei, ein weit verbreitetes Missverständnis über die Strömungsverhältnisse in und um Gleitschrime zu klären. Nach einem Klapper ist es nicht der Innendruck der Kappe, der den Flügel wieder aufschnalzen lässt, sondern die anliegende Strömung "zieht" den Flügel wieder in seine Form. Das Füllen der Kammern sorgt nur dafür, dass sich das entsprechende Profil ausbildet. Beim Ein-Flächen-Schirm ist die Profilform viel schnell wieder da. Im Video ist sehr gut zu sehen, wie die Kappe, vom Klapper abgebremst, kurz zurücknickt und dabei ihre Unterseite voll in die Flugbahn stellt. So bläht sich das leichte Segel gleich wieder auf, das Profil kommt zurück und der Schirm fliegt weiter.

Sollten sich die Ein-Flächen-Schirme bewähren, könnte das Gleitschirmfliegen und vor allem das Hike&Fly einen neuen Schub erhalten. Denn die Single-Skins erreichen vielleicht nie die Leistung moderner Flügel mit Stäbchenprofilen, 3D-Shaping etc. Aber wer hätte nicht gerne einen Flügel, der bequem in jeden Daypack-Rucksack passt, um damit auf die Berge zu laufen und nicht nur abzugleiten? 
Und das auch noch zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Denn der Material- und Zeitaufwand für die Produktion ist deutlich niedriger als bei herkömmlichen Gleitschirmen.

Dass diese Flügel auch fürs Thermikfliegen taugen, hat kürzlich erst ein französischer Pilot unter Beweis gestellt. Er ist mit einem XXLite von Ozone auf dem Mt Blanc topgelandet.