Wer seine eigenen Flüge nachbereiten oder die Flüge von anderen Piloten analysieren will, der bekommt im Internet dazu einige interessante und kostenlose Möglichkeiten geboten. Nachfolgend stelle ich fünf davon vor.

Für die Nutzung gilt eine Voraussetzung: Auf dem Computer müssen Google Earth und auch das Google Earth Plugin für die Internetbrowser installiert sein, in einem Fall auch das Windows-Zusatzprogramm NET 3.5

xc.dhv.de

Viele Streckenflieger in Deutschland laden ihre per GPS dokumentierten Flüge als igc-Datei auf den Online-Contest-Server des DHV. Dort bekommt man den Flug auf einer Karte angezeigt. Sie lässt sich auf die Darstellung mit dem Google Earth Plugin umschalten. Nun zeigt sich die Landschaft und der darüber gelegte Flugpfad in 3D.
Nachfliegen lässt sich ein Flug, indem man entweder den Mauszeiger über den Höhenpfad bewegt, der unter der Karte angezeigten wird, oder sich alles automatisch abspielen lässt. Die Perspektive bleibt dabei immer die des fernen Beobachters. Zoomt man zu nah an den Piloten heran und hat die Option "Dem Gerät folgen" gewählt, wird die Darstellung störend sprunghaft.
Ein tolles Feature ist die Möglichkeit, mehrere Flüge aus dem xc.dhv miteinander zu vergleichen, indem man sie parallel abspielen lässt. Auf Wunsch kann man dafür sogar den Startzeitpunkt synchronisieren, das heißt: Die Flüge starten in der Simulation gleichzeitig. So werden bei ähnlicher Routenwahl die unterschiedlichen Flugstile bzw. -strategien schnell deutlich.
Leider wird beim xc.dhv im auch Abspielmodus stets der gesamte Track angezeigt, nicht nur der bisher geflogene Teil. Das macht die Darstellung manchmal etwas unübersichtlich und nimmt die Spannung, weil man den gewählten Flugpfad immer schon im voraus sieht.

www.xcontest.org

Auch der xcontest Streckenflug-Server wartet mit der Funktion auf, dort hochgeladene Flüge direkt auf Karten oder in Google Earth nachfliegen zu können. Über die Funktion "Air Buddies" ist dies ebenso für die Flüge mehrerer Piloten parallel möglich, dann auch mit automatischer Abspielfunkton. Allerdings lassen sich dabei die Startzeiten nicht wie beim xc.dhv synchronisieren.
Positiv beim xcontest ist, dass bei Darstellung einzelner Flüge mit Google Earth der Flugweg je nach Flughöhe unterschiedlich eingefärbt ist.
Beim Vergleich von Flügen mehrerer Piloten empfiehlt es sich allerdings, im 2D-Modus zu bleiben. Die Abspielfunktion im Google Earth Plugin funktioniert dann nicht einwandfrei. Außerdem werden im 2D-Betrieb die Flugpfade tatsächlich erst während des Fluges gezeichnet. So lässt sich sehr übersichtlich verfolgen, wo sich welcher Pilot gerade bewegt.
Xcontest bietet die Möglichkeit, die Abspielgeschwindigkeit auf das Hundertfache zu erhöhen. Dennoch werden die Flüge dabei sehr flüssig dargestellt.

StarTrax

StarTrax ist ein Programm von www.gpsanimator.com. Früher gab es das nur als Download, doch seit dem vergangenem Jahr läuft es komplett im Internetbrowser. Allerdings muss man sich einmalig und kostenfrei online mit seiner Emailadresse registrieren, um es nutzen zu können.
In StarTrax lassen sich Flüge im igc-Format laden - auch mehrere davon parallel (wenn auch ohne Synchronisierung der Startzeiten). Anschließend werden diese im Google Earth Plugin abgespielt. Dabei lassen sich vier verschiedene Perspektiven wählen:
Beim sogenannten Verfolgermodus ist es so, als hinge eine Kamera in einem bestimmten Abstand hinter dem Gleitschirm, der als animierte Figur dargestellt wird. Die Kamera folgt also allen Bewegungen, dreht sich auch beim Thermikfliegen ständig mit. Bei Darstellungen mit erhöhter Abspielgeschwindigkeit ergibt das allerdings ein unangenehm "verwischtes" Karussel auf dem Bildschirm.
Empfehlenswert ist der Beobachtermodus. Hierbei fliegt die Kamera unabhängig von der Gleitschirmkurbelei stabil, so als wäre sie auf einem Hubschrauber montiert, der in einem (einstellbaren) Abstand vor, hinter, über oder nebem dem Schirm herfliegt. Das erlaubt eine sehr schöne Analyse des Fluges und des Flugstils.
Der Modus Sperren zeigt den Flug aus der Perspektive des Piloten. Man sieht also keinen Gleitschirm, sondern der Blick geht immer in Flugrichtung nach vorne. Bei Thermikkreisen ergibt das wieder den typischen Karusseleffekt.
Als viertes kann man jede Art von Verfolgung auch abstellen. In diesem Modus wird der Flugweg samt Gleitschirmanimation auf dem Bildschirm gezeichnet, man kann jedoch jederzeit mit den üblichen Mausbewegungen von Hand in Google Earth zoomen und die Blickrichtung ändern.
In allen Darstellungsvarianten lassen sich Fluginstrumente einblenden. Sie zeigen die aktuelle Geschwindigkeit, die Flugrichtung (Kompass), die Flughöhe und das aktuelle Steigen oder Sinken in m/s.

igc Flight-Replay

Dieses Programm hat der Segelflieger Tobias Wicht entwickelt. Es läuft nicht im Browser, sondern als eigenständige Software. Auf dem Computer müssen NET 3.5 und Google Earth installiert sein.
Flight-Replay zeigt den Flug typischerweise aus Pilotensicht. Wenn man das Abspielen des Fluges unterbricht, lässt sich aber auch nach Belieben in Google Earth zoomen und die Blickrichtung verändern. Auch mitten im Flug lässt sich über den Button "Zoom out" kurz der gesamte Flugpfad einblenden, um anschließend automatisch wieder zur Simulation zurückzukehren.
Ein nettes wählbares Feature von Flight-Replay ist das Auslassen der Thermikkreise. Anstatt der schwindelerregenden Karusselfahrt wird dann nur kurz ein Fenster "Skip Thermaling" angezeigt - als Hinweis darauf, dass hier in Kreisen Höhe gemacht wurde. Anschließend wird der Flug an der nächsten, höheren Position fortgesetzt.
Im Vergleich zu StarTrax bietet Flight-Replay weniger Darstellungsoptionen. Dafür hat es andere Vorteile: Weil es auf das "große" Google Earth und nicht nur auf das Plugin aufsetzt, lassen sich alle möglichen Info-Layer einblenden, darunter auch Thermikkarten oder die Simulation des Sonnenstandes mit der entsprechenden Schattierung des Geländes. Zudem liefert das Programm Kurvendarstellungen der Flughöhen, Vario-Werte, Geschwindigkeit, Gleitzahl etc., was wiederum die Analyse der Flüge erleichtert.

VisuIGC

Die letzte hier vorgestellte Möglichkeit ist ein Angebot der französischen Seite www.victorb.fr. Programmiert wurde sie von Victor Berchet unter Mithilfe von Tom Payne, der schon mit dem Waypoint-Planner und dem XC-Planner zwei sehr nützliche Seiten für Gleitschirmflieger erstellt hat.
Auch in VisuIGC kann man Flüge als igc-Files hochladen und diese dann über verschiedensten Kartenansichten darstellen lassen, darunter auch Google Earth - samt einem simulierten Gleitschirm.
VisuIGC besitzt keine automatische Abspielfunktion des Fluges und ermöglicht es auch nicht, mehrere Flüge parallel miteinander zu vergleichen. Dennoch ist die Umsetzung durchaus gelungen. Dem Flug folgt man, indem man mit der Maus über die Höhenkurvendarstellung des Fluges am unteren Rand des Kartenfensters entlang fährt.
VisuIGC bietet einige interessante Funktionen, die in keiner der anderen Lösungen zu finden sind. Das gilt vor allem für die 2D-Darstellungen. Dort lassen sich beispielsweise Lufträume nach Höhen gestaffelt ein- und ausblenden. So lässt sich schnell erkennen, welche Grenzen man nicht überfliegen sollte bzw. ob der Pilot entsprechende Einschränkungen auch eingehalten hat. Außerdem lassen sich auf der Karte mit einem eingebauten Tool Distanzen messen, selbst über mehrere Wendepunkte. Interessant ist auch das breite Kartenangebot. Es umfasst nicht nur Google Maps, sondern auch sehr genaue Topo-Karten für Frankreich, Schweiz, Spanien und ganz Europa von verschiedenen Anbietern. Gerade wenn es darum geht, den überflogenen Gipfeln auch die lokalen Namen zuordnen zu können, ist das sehr hilfreich.


Welches dieser Angebote nun das Beste ist, lässt sich schwer sagen. Diese Einschätzung hängt auch von den eigenen Anforderungen ab. Will man nur ungefähr die Flugrouten verfolgen oder vergleichen, bieten sich XC-DHV und XContest an. Allerdings sind diese auf die dort hinterlegten Flüge beschränkt. StarTrax bietet die größte Vielfalt der Ansichten, wohingegen Flight-Replay weitere Google Earth Funktionalitäten am besten integriert. Die Stärke von VisuIGC liegt wiederum in der Vielfalt des Kartenmaterials. Es lohnt sich, alle einmal auszuprobieren.