Der Jetstream kann Wellen schlagen. So dringt warme Luft nach Norden und kalte nach Süden vor. // Bild: Nasa |
Anekdotisch glauben manche Piloten, mal hätten sich die Talwinde verstärkt, der Regen sei heftiger geworden, die Thermik in den Alpen kräftiger. Was davon stimmt, ist schwer zu beweisen. Man sollte keiner Statistik glauben, die allein auf menschliche Erfahrungswerte baut. Denn die lassen sich leicht beeinflussen. Zum Beispiel, wenn sich über Wochen eine stabile, also über längere Zeit unveränderliche Großwetterlage einstellt. Dann heißt es schnell: So viel Nordwind gab es früher nicht o.ä.
Was die Stabilität von Großwetterlagen betrifft, gibt es neueren Forschungen nach allerdings durchaus einen Trend, der sich mit dem Klimawandel in Verbindung bringen lässt. Langanhaltende Hitze- oder Kälteperioden in Mitteleuropa mit nahezu stationärer Verteilung von Hoch- und Tiefdruckgebieten und den entsprechenden Winden treten heute häufiger auf als noch vor 20 Jahren. Das hängt mit dem Jetstream zusammen.
Der Jetstream ist ein Starkwindband in mehr als 7 Kilometer Höhe, das sich im Kreis um die Polarregionen windet (und dabei auch die tieferen Luftschichten mit sich reißt). Es entsteht, weil die Luftmassen zwischen den warmen Tropen und den kalten Polen bestrebt sind, ihre Temperaturunterschiede auszugleichen. Warme Luft fließt in der Höhe von den Tropen Richtung Pol, wird dann aber durch die Erdrotation nach rechts Richtung Osten abgelenkt. So entsteht schließlich das lange Band dieses Strahlstroms, das wie eine Grenzwächter zwischen Kalt und Warm wirkt.
Je größer der Temperaturunterschied zwischen Tropen und Polregionen, desto stärker wird der Jetstream. Und je kräftiger der Jetstream, desto vehementer wird er kalte und warme Luftmassen davon abhalten, gelegentlich in Form von Kaltlufttrögen und Warmluftkeilen weit in die jeweils anderen "Stammesgebiete" vorzudringen.
Jetzt kommt aber der Klimawandel ins Spiel. Die sogenannte Erderwärmung findet überdurchschnittlich stark in den polaren Regionen statt. Dort schmilzt das Meer-Eis, das eisfreie dunkle Meer nimmt im Jahresverlauf mehr Wärme auf und gibt sie später wieder ab. So sind die polaren Luftmassen nicht mehr ganz so kalt, allerdings auch die Temperaturgegensätze zwischen den Tropen und den Polen weniger groß. Die Folge: Der Jetstream schwächt sich etwas ab.
Bei einem schwachen Jetstream wiederum können kalte Luftmassen regional weiter nach Süden und dafür als Ausgleich an anderer Stelle warme Luftmassen weiter nach Norden vordringen. Je größer die Amplitude dieser sogenannten Rosby-Wellen ausfällt, desto stabiler und ortsfester werden die davon geprägten regionalen Wettermuster - mit teils wochenlangem Flug- oder Schietwetter. Und der kurzfristig denkende und nur in "seinen" Himmel blickende Mensch wird dann behaupten: Soviel Wind, Regen, Schnee, Sonne, heftige Thermik, stabile Luft usw. gab es früher nicht.
Wer mehr über die Hintergründe des schwächelnden Jetstreams erfahren will, dem empfehle ich folgende Lektüre auf Spektrum.de.
2 comments
Interessant, danke für das erneute Posten dieses Beitrags! Was ich nur nicht verstehe, ist wie es bei so lang anhaltendem Hochdruck trotzdem so gute und hochreichende Thermik geben kann, wie wir sie in den letzten Wochen im deutschen Flachland vielerorts erlebt haben. Ich war bislang immer der Auffassung, dass die Thermik nach zwei bis drei Tagen Hochdruck stumpfer wird und die Basis durch Absinkinversion immer mehr nach unten gedrückt wird. Weißt Du, warum das derzeit nicht passiert? Danke vorab und viele Grüße! Tim
AntwortenLöschenHier kann man was darüber lesen:
AntwortenLöschenhttps://lu-glidz.blogspot.com/2018/08/hochdruck-hitzethermik.html
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