Vor zwei Tagen veröffentlichte ich auf lu-glidz ein Video von Flybubble Paragliding, in dem gezeigt wird, wie man am Übungshang üben kann, den Stallpunkt seines Schirmes zu finden. Hierzu erreichten mich gleich mehrere Zuschriften per Mail von erfahrenen Fliegern und sogar Fluglehrern. Aus ihren Zeilen spricht, zusammenfassend gesagt, blankes Entsetzen. Denn was da im Video so spielerisch gezeigt wird, ist ein Manöver, das für einen Piloten bei falscher Einschätzung seiner Erfahrung und den Flugbedingungen schnell gefährlich werden kann.

Einen Schirm am Rande des Stallpunktes stabil zu halten, erfordert viel Fingerspitzengefühl und vor allem eine laminare Anströmung. Jede kleinere (thermische) Böe kann den Anstellwinkel sehr schnell so verändern, dass die Strömung an der stark angebremsten Kappe komplett abreißt und der Schirm selbst bei sofort freigegebenen Bremsen nicht mehr anfährt. Da der Schirm nun nach hinten kippt und mehr Fläche in den Wind stellt, wird der Pilot unweigerlich mit nach hinten gerissen. Eine kontrollierte, stehende Landung auf den Füßen ist da nicht mehr möglich. Der Pilot wird auf den Rücken fallen, was auch aus einem Meter Höhe zu gefährlichen Verletzungen und Wirbelbrüchen führen kann. Mit anderen Worten: Solche Beinahe-Abriss-Landungen sollte man in der Praxis möglichst vermeiden. Denn auch was neun Mal gut geht, kann beim zehnten Mal immer noch schmerzhaft enden.

Wer dennoch diese Grenze seines Schirmes austesten möchte, sollte auf möglichst sichere Rahmenbedingungen achten: ein laminarer, böenfreier Wind und ein weicher Untergrund. So etwas ist am ehesten an Küsten mit Sanddünen zu finden. Doch auch dort gilt: Man sollte sich mit großem Respekt sehr vorsichtig und in der geringstmöglichen Höhe an den Stallpunkt herantasten.