Seit dem 1. Januar 2014 müssen alle Zulassungsstellen, die Gleitschirme gemäß der deutschen LTF prüfen wollen, eine Akkreditierung von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) besitzen. Derzeit kann allerdings nur die EAPR mit einer solchen Akkreditierung aufwarten. Bei den beiden anderen Teststellen, DHV und Air Turquoise, läuft das Verfahren noch. Sie dürfen aktuell keine weiteren LTF-Tests durchführen. Und dieser Zustand wird auch noch einige Wochen, wenn nicht gar Monate anhalten.

Der DHV hatte in der vergangenen Woche sein Haupt-Audit durch die DAkkS. Die Prüfer hatten an verschiedenen Stellen noch etwas zu bemängeln, was nun nachgebessert und nachgeliefert werden muss. "Es ist nichts, was uns ernsthaft Sorgen machen müsste", sagt DHV-Geschäftsführer Klaus Tänzler. Aber: Es braucht halt noch etwas Zeit. Vor Mai wird das formale Prozedere der Akkreditierung nach Darstellung des DHV nicht abgeschlossen werden.

Ähnlich, wenn auch noch weniger weit fortgeschritten, ist die Lage bei Air Turquoise. Dort hat noch kein Audit der DAkkS stattgefunden. Allerdings ist Air Turquoise schon nach ISO 9001 zertifiziert und hat erst kürzlich die wiederkehrende Auditierung bestanden. Die für die DAkkS erforderliche ISO 17025 überschneidet sich in vielen Punkten mit ISO 9001. Von daher rechnet Alain Zoller, der Chef von Air Turquoise, sich gute Chancen aus, auch vor den DAkkS-Prüfern bald erfolgreich abschließen sein zu können. Als Zeithorizont spricht er vorsichtig von "in einigen Wochen".

Geht man von einer eher optimistischen Selbsteinschätzung der Prüfstellen aus, könnte es vielleicht auch Sommer werden, ehe die Gleitschirmhersteller für die LTF-Prüfungen ihrer neuen Modelle wieder eine Wahl zwischen mehreren Prüfstellen bekommen. Derzeit bleibt ihnen nur ein Anbieter: die EAPR.

Deren Chef Guido Reusch ist der lachende Dritte. Im vergangenen Jahr hatte er eine harte Zeit, als erst das Luftfahrtbundesamt der EAPR wegen Unregelmäßigkeiten bei der Zulassung von Motorschirmenmodellen die Anerkennung als Musterprüfstelle entzog und anschließend Verwaltungsgerichte dieses Vorgehen als rechtmäßig bestätigten.

Die neue Akkreditierungspflicht bei der DAkkS eröffnete Reusch allerdings die Chance, seinem Prüfbetrieb überhaupt eine Zukunft geben zu können. Er ergriff sie konsequent und stürzte sich in die ISO-konforme Neustrukturierung seiner Testabläufe. Schon Ende Juli 2013 hatte er die DAkkS-Akkreditierung in der Tasche.

Anfangs hielten sich einige frühere Kunden noch mit Aufträgen zurück, doch das könnte jetzt zwangsläufig anders werden. Zumal die EAPR jüngst eine weitere Hürde nahm. Bislang konnte sie keine Lasttests für Gleitschirme anbieten. Doch Reusch entwickelte nach eigenen Angaben neue Verfahren für Schock- und Belastungstest, die mittlerweile auch von der DAkkS begutachtet wurden. Damit ist die EAPR - wenn auch für unbestimmte Zeit nur vorübergehend - jetzt der Platzhirsch in Sachen LTF-Zertifizierung.

Die Konkurrenz wurmt das natürlich gewaltig. In der DHV-Geschäftsstelle steht die Frage im Raum, wer für die missliche Lage verantwortlich ist. Wurde dort die Arbeit an der Akkreditierung zu spät begonnen und dann auf die allzu leichte Schulter genommen, sodass es jetzt nicht nur zu der Verzögerung, sondern für den DHV möglicherweise sogar zu einem Geschäftsausfall kommt, der auch noch der EAPR in die Taschen spielt?

Alain Zoller wiederum hadert generell mit der Situation, dass er nur für den deutschen Markt eine eigene Akkreditierung für die LTF-Zertifizierung braucht, während er den Rest der Welt gemäß EN bedienen kann. Er sieht den Schwarzen Peter beim Gesetzgeber: "Glückwunsch an die Politik, jetzt haben wir wieder ein Monopol in Deutschland", sagt er ironisch.