Konstrukteur Silas Bosco über den ersten Highend-B von Advance

Dass irgend etwas Überraschendes zu erwarten war, hatte Advance mit geschicktem Marketing schon vor zwei Wochen angedeutet. "Es liegt etwas in der Luft. Anfangs November kündet Advance ein neues Produkt an, welches ganz vielen Piloten sehr viel Spass bereiten wird", war da auf der Homepage der Schweizer zu lesen. In den Online-Foren schossen daraufhin die Spekulationen neugieriger Piloten ins Kraut. Kommt endlich der Omega 9, wird der Alpha 6 präsentiert? Nein! Heute hat Advance zumindest einen Teil des Geheimnisses per Video gelüftet. Das neue Produkt heißt Iota und ist der erste Highend-B-Schirm der Marke. Damit brechen die Thuner die Tradition, in den Standardklassen jeweils nur mit einem Schirmtyp präsent zu sein.

Vorerst nutzt Advance sein Überraschungsmoment, um die Neugier noch ein bisschen weiter zu schüren. Offizielle Bilder des Schirmes soll es in rund zwei Wochen geben. Bekannt ist derzeit nur: Die Flugtests des Iota gemäß EN und LTF sind schon in allen Größen abgeschlossen. Erste Demo-Schirme sollen Anfang 2015 zur Verfügung stehen. Im Interview mit lu-glidz spricht Advance-Konstrukteur Silas Bosco über die Positionierung des Iota in der eigenen Schirmpalette und gegenüber der Konkurrenz am Markt.

Silas Bosco, Advance-Konstrukteur // Quelle: Advance
Jahrelang hat Advance auf das Prinzip “ein Schirm pro Klasse” gesetzt. Jetzt bringt ihr einen Highend-B namens Iota als zweiten EN-B-Schirm neben dem Epsilon. Warum dieser Strategiewechsel? 
Silas Bosco: Der Markt hat sich in den letzten Jahren durch die ganzen Verzerrungen in den EN-Klassen ziemlich verändert. Die EN-B-Klasse hat sich extrem ausgeweitet. Ein aktueller Highend-B Schirm wäre früher ein DHV-2er-Schirm gewesen, aktuelle Highend-C Schirme sind eher im Bereich DHV 2-3 anzusiedeln. Wir richten uns jedoch grundsätzlich nicht nach den Klassen, sondern nach den Pilotenbedürfnissen. Der Iota kombiniert die Sicherheit vom Epsilon 7 mit der Leistung vom Sigma 9 und ist perfekt für ambitionierte XC-Piloten, welche diesen Mix aus Einfachheit und beachtlicher Leistung schätzen.

Der Sigma 9 gilt bei vielen Piloten als braver C-Schirm, der auch gut als Highend-B durchgehen könnte. Was unterscheidet den Iota vom Sigma 9, abgesehen von der EN-Einstufung?
Silas Bosco: Der Sigma 9 ist ein ehrlicher C-Schirm, er wäre nicht als B durchgegangen. Das hätten wir auch nicht gewollt. Die Sigma-Serie überzeugt seit Jahren mit einem sportlich-spritzigen Charakter. Das erwartet ein Sigma-Pilot von diesem Produkt. Der Iota hingegen unterscheidet sich in den wesentlichen Parametern wie Streckung, Krümmung, Spannweite und Größe vom Sigma 9. Hier steht die perfekte Balance zwischen Sicherheit und Leistung im Vordergrund. Er ist noch einfacher zu fliegen, bei gleichzeitig extrem guter Leistung und Stabilität in turbulenter Luft.

Wie sieht es bei den anderen Klassen aus? Viele Hersteller splitten auch schon im C-Segment auf. Wird der nächste Omega ein Highend-C?
Silas Bosco: Auch beim Entwicklungsprozess vom Omega 9 richten wir unser Augenmerk nicht auf Buchstaben! Die neue Omega-Generation soll leistungsorientierte Streckenflugpiloten ansprechen, die möglichst weit fliegen wollen - wie bereits der Omega 8. Wir werden auf keinen Fall versuchen, ein Produkt aus Marketinggründen in eine Klasse drücken zu wollen. Zum Projekt Omega 9 wird es übrigens schon bald ein paar interessante News geben.

Neue Epsilon- und Sigma-Modelle wurden von Advance stets Monate vor ihrem Erscheinen angekündigt, teilweise mit Bildern auf Facebook etc. vorab promoted. Den Iota habt ihr nun ganz abseits der Öffentlichkeit entwickelt. Warum so geheimnisvoll? 
Silas Bosco: Bei allen bekannten Advance-Modellen erwarten die Leute nach einem bestimmten Zyklus den Nachfolger. Dort ist der Bedarf nach Kommunikation im Voraus viel größer. Beim Iota handelt es sich um ein komplett neues Produkt in der Advance-Palette. Das hat uns ermöglicht, dieses Projekt im stillen Kämmerlein zu realisieren und erst darüber zu sprechen, wenn es auch wirklich fertig ist.

Du bist der Konstrukteur des Iota. Was ist Deiner Meinung nach die Stärke dieses Schirmes im Vergleich zu Konkurrenten wie Mentor, Rush, Chili etc.?
Silas Bosco: Die hohe passive Sicherheit gepaart mit einer stets abrufbaren hohen Leistung. Im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten ist der Iota laufruhiger, weniger kippelig und mit weniger Stress fliegbar.

Solche werbungsvollen Ansagen werden sich freilich erst noch in der Praxis beweisen müssen. Ich bin auf einen Test gespannt!