Hoch über der Kante des Kerio Valley. // Quelle: Xcontest-Fritz Dorninger
Es gibt mittlerweile viele beliebte Destinationen, zu denen streckenhungrige europäische Gleitschirmpiloten im Winter reisen. Brasilien, Südafrika, Australien, Chile. Ein Ziel aber sticht dabei heraus, wenn auch mit negativen Schlagzeilen: das Kerio Valley in Kenia. Von keinem anderen Spot werden derzeit in schöner Regelmäßigkeit so viele Flugunfälle gemeldet.

Auch dieser Tage liest man in den Flugkommentaren im Xcontest Sätze wie: "Zu windig ... und schon hat's wieder einen runter gehauen. Und wieder der Rücken. Zum Glück scheints für alle 4, die wir in den letzten Tagen hatten, mit Rückenverletzungen, einigermassen glimpflich ausgegangen zu sein."

Zugleich tauchen in den XC-Datenbanken regelmäßig Zahlen auf, die Streckenjägern leuchtende Augen machen: In diesem Jahr wurden schon 261, 247, 241, 231,... km geflogen. Und die klassische Saison dort geht noch bis in den Februar hinein.

Powersoaring-Track am Abbruch des Kerio Valley in Kenia. // Quelle: Vimeo
Eins machen viele Berichte über das Kerio Valley immer wieder klar. Die Gegend ist nichts für wenig erfahrene Piloten. Starkwinderprobt, schüttelfest und klapperresistent sollte man sein. Zumal wenn man sich zu dem Flugstil verleiten lässt, mit dem dort Rekorde geflogen werden: "Powersoaring". Es geht darum, sich ständig im Beschleuniger stehend in relativ geringer Höhe über Grund die kilometerlange Talkante entlang zu hangeln. Die in den dynamischen Aufwind eingelagerten Ballerthermiken werden einfach durchflogen. Speed und Kilometer sind das Ziel. Im vergangenen Jahr setzte Gregory Knudson so einen offiziellen Speed-Rekord für einen Flug über 200 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,33 km/h.

Doch gerade das Powersoaring erweist sich in Kerio als durchaus riskant. Denn an der 1000 Meter ansteigenden, gestuften Hangkante bilden der dynamische Hangaufwind zusammen mit starken Thermiken eine unberechenbare Mischung. Die Thermiken sorgen für Windsprünge in Stärke und Richtung. Rippen im Relief, die vom überregionalen Passat-Wind eigentlich harmlos angeströmt sein sollten, können plötzlich zu unerwarteten Leefallen werden. Wer da nicht sattelfest reagiert, findet sich schnell auf dem harten Boden gebrochener Tatsachen wieder.

Wer einen Flugurlaub ins Kerio Valley plant, sollte diese Verhältnissen nicht unterschätzen. Auf Skytrekker24 hat Oliver Guenay schon im vergangenen Jahr eine gute Beschreibung der Lage und einige wichtige Sicherheitstipps geliefert.