Thomas Hofbauer sieht in den Bordairline-Rennen
die perfekte Symbiose aus Fliegen, Taktik,
Navigation und Kondition. // Foto: Vera Polaschegg
Sie sind so etwas wie die X-Alps für Jedermann: Hike&Fly-Wettbewerbe á la Bordairline oder Crossalps. Es gilt, in 33 Stunden so weit zu kommen, wie einen Schirm und Füße tragen, wobei man am Ende wieder den Startpunkt erreichen sollte. Sieger ist, wer dabei die größte Distanz (Luftlinie) zwischen Start- und Wendepunkt legen kann.

In diesem Jahr findet der erste Wettbewerb der Bordairline-Serie am 1.-2. Mai in Radsberg in Kärnten statt. Weitere Events steigen in Kössen 30.-31. Mai, Donnersbach 22.-23. August und Tolmin 26.-27. September. Die Crossalps am Samerberg sind für den 18.-19. Juli terminiert. Um noch mehr Piloten für diese Art von Wettbewerb zu begeistern, haben die Veranstalter mit dem Bordairline Speed erstmals auch eine 12-Stunden-Schnuppervariante im Programm.

lu-glidz sprach mit Thomas Hofbauer, der als mehrfacher Sieger dieser Wettbewerbe und X-Alps-Teilnehmer nun auch im Organisationsteam des Bordairline mitmischt, über seine Motivation für diese Form des Wettrennens.

Thomas, Du hast schon jeweils zwei Mal sowohl die Bordairline-Serie als auch die Crossalps gewonnen, zudem warst Du X-Alps Teilnehmer. Was macht für Dich die Faszination dieser Art der Hike&Fly Wettbewerbe aus?
Hofbauer: Ich habe mich schon immer gerne mit anderen in verschiedenen Sportarten gemessen, außer beim Paragleiten. Da hat mir einfach der körperliche Aspekt gefehlt. Das hat sich beim Crossalps 2009 aber schlagartig geändert. Auf einmal gab es auch im Gleitschirmbereich einen Bewerb, der mich ansprach. Für mich stellen Bewerbe dieser Art eine perfekte Symbiose aus Fliegen, Taktik, Navigation und Kondition dar. Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit einem Supporter als Team anzutreten.

33 Stunden laufen und fliegen, das klingt schon extrem und ist nichts für jedermann. Dennoch wollt ihr in diesem Jahr mehr Interesse an dem Bewerb wecken. Was habt ihr da geplant?
Hofbauer: 33 Stunden klingen wirklich extrem. Wenn Du ganz vorne dabei sein willst, sind Sie das auch. Wenn aber nicht nur ein Podestplatz zählt, sondern einfach das Abenteuer, das Dabeisein, das Wandern und Fliegen mit Gleichgesinnten, dann ist das durchaus für jeden Piloten machbar. Für die, die sich das trotzdem nicht zutrauen, gibt’s deshalb heuer parallel zum 33 Stunden Bewerb auch einen 12 Stunden Bewerb. Außerdem kann man alle Piloten im Livetracking verfolgen.

Als Folge der X-Alps gibt es heute Superleichtausrüstungen, die auch von vielen Bordairlinern geflogen werden. Könnte ich denn auch noch mit einer Standardausrüstung teilnehmen?
Hofbauer: Wenn es nicht unbedingt eine Streckenflugausrüstung mit 30 kg ist, natürlich. Das Schöne am Bewerb ist ja, dass es keine fix zu absolvierende Route gibt, sondern dass jeder Teilnehmer an seine persönliche Grenze gehen kann, aber nicht muss. Das könnte dann zum Beispiel auch so aussehen: Aufstieg auf einen schönen Gipfel in der Nähe des Starts, dann ein kleiner Streckenflug. Am Abend ein Biwak oder vielleicht ein Hotelzimmer und am nächsten Tag nach dem Frühstück zurück ins Ziel.

Was hälst Du beim Bordairline für wichtiger, Taktik oder körperliches Durchhaltevermögen?
Hofbauer: Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem. Eine Route, die in die falsche Richtung führt, wird trotz guter Kondition am Ende des Tages nicht die weiteste sein. Auf der anderen Seite ist es für einen Spitzenplatz auch oft notwendig, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen.

Das klassische Hike&Fly wird ja immer beliebter. Allerdings hat da das Berggehen keinen Wettbewerbscharakter, vielmehr steht das Naturerleben im Vordergrund. Ist es nicht ein Anachronismus, in diese Form der Fliegerei wieder einen Zeit- und Leistungsdruck in Form eines Rennens gegen die Zeit einzuführen?
Hofbauer: Für mich schließt das eine das andere, speziell bei diesem Bewerb, nicht aus. Abseits der Wettkämpfe bin auch ich sehr gerne ohne jeden Zeitdruck in den Bergen unterwegs. Aber die X-Alps zeigen, dass diese Form des Wettkampfes großes Interesse weckt, nicht nur bei Piloten.

Du meinst also, es gibt viele Piloten, die davon träumen, einmal ein kleiner X-Alpsler zu sein?
Hofbauer: Ich denke schon. Und da bieten sich die Bordairlinebewerbe an, das im kleineren Rahmen nach den eigenen Möglichkeiten und Kondition zu versuchen. Für mich persönlich, aber auch für viele andere waren die Bordairline- und Crossalps-Bewerbe übrigens eine wichtige Grundlage für die Qualifikation bei den X-Alps.