Es gibt immer wieder Videos von Beinahe-Katastrofen, aus denen man viel lernen kann. Folgendes Youtube-Filmchen des kolumbianischen Piloten Esteban Botero Sepúlveda ist ein solcher Fall. Esteban nahm am Gleitschirmwettbewerb "Copa de Occidente" in Kolumbien teil. Im zweiten Task zog schlechtes Wetter auf, der Task wurde gestoppt. Esteban sah den Regen kommen, ging aber nicht sofort landen. Wie er selbst auf Facebook schreibt, wollte er noch ein Stück zurückfliegen bis zum Ort Anzá im Tal, wo es Busse gäbe. So bekam er allerdings die Auswirkungen des Kaltluftausflusses samt Böenfront zu spüren.

Beim Versuch, voll beschleunigt ins Tal hinaus zu fliegen, fing er sich einen großen Seiten- und dann noch einen Frontklapper (nicht im Video zu sehen). Davon eingeschüchtert, rührte er den Beschleuniger nicht mehr an, wurde dann aber vom starken Wind rückwärts in die Berge getrieben. Er versuchte mit Ohrenanlegen und leichtem Rollen Höhe abzubauen, um auf dem freien Hügelkamm zu landen. Das gelang ihm schließlich auch mehr schlecht als recht und mit viel Glück unverletzt.



Was hätte der Pilot anders machen können. Hier nur ein paar Punkte bzw. Gedankenanstöße:
  • Bei Aufzug von schlechtem Wetter, v.a. in den Bergen mit seinen kanalisierenden Tälern, sollte man stets lieber zu früh als zu spät landen gehen.
  • Bei heranziehendem Regen ist es ratsam, nicht noch ins Tal hinausfliegen zu wollen. Der Kaltluftausfluss (durch den Regen plus Verdungstungskälte) wird mit seiner schweren Luft v.a. dort sein Unwesen treiben. Am besten sucht man sich Landeplätze in höherem Gelände, allerdings unterhalb von Graten.
  • Wer die Ohren anlegt, um Höhe abzubauen, sollte stets auch den Beschleuniger treten. Das Sinken wird stärker, die Flugbahn und die Kappe stabiler. 
  • Bei starkem Wind empfiehlt es sich, deutlich unter Grat im Luv zu landen versuchen. Dort ist der Wind schwächer. Auf Kammhöhe wird er hingegen durch die Kompression verstärkt.
  • In solchen Notlagen (rückwärts ins Lee abgetrieben werden) wäre eine bewusst herbeigeführte Landung in Bäumen oder Büschen die knochenschonendere Alternative - auch wenn der Pilot im Film ohne Buschlandung letztendlich glimpflich davonkommt.