Auch wenn Gurtschließen von Finsterwalder gecheckt werden, gilt eine maximale Nutzungsdauer von 10 Jahren. Viele Gurtzeuge dürften gar nicht mehr in die Luft. 

Die betroffenen Finsterwalder-Schließen wurden ursprünglich
für Drachengurtzeuge entwickelt. Für die Aufnahme
dynamischer Lastwechsel wie beim Gleitschirmfliegen
ist ihre Konstruktion weniger gut geeignet.
// Bild: Woody Valley
Die Folgen der Sicherheitsmitteilung von Finsterwalder zu den T-Lock und Click-Lock Gurtzeugschließen sind weitgreifender als vielen Piloten vielleicht schon bewusst ist. Denn das Betriebsverbot, das sich aus der Sicherheitsmitteilung ableitet, ist nicht nur vorübergehender Natur.

In der Sicherheitsmitteilung von Finsterwalder steht zum einen, dass Gurtzeuge, welche die Schließen am Brustgurt verbaut haben und laut Stückprüfung älter sind als vier Jahre, vorerst nicht mehr geflogen werden dürften. Hier können Piloten den Eindruck gewinnen, dass ein Check und Überarbeitung der Schließen die Lufttüchtigkeit wieder gewährleisten würde (s. Eine Lösung im Gurtschließen-Debakel). Doch das trifft nur für einen kleineren Teil der Gurtzeuge zu - und ist zudem zeitlich begrenzt.

Denn in der Sicherheitsmitteilung steht noch ein weiterer Satz: "Bei ausschließlich statischer Belastung ist die Lebensdauer der CLICK-LOCK- und T-LOCK-Schließen 10 Jahre."

Noch etwas verständlicher ist das in der ergänzenden Sicherheitsmitteilung nachzulesen, die Finsterwalder zu den Gurtzeugen der Eigenmarke Charly herausgegeben hat: "Für Finsterwalder CLICK-LOCK und T-LOCK Schließen besteht eine generelle Beschränkung der Lebensdauer auf 10 Jahre, unabhängig davon, wo sie verbaut sind."

Diese Formulierung bedeutet, dass alle Gurtzeuge mit den betroffenen Gurtschließen nicht mehr in die Luft dürften, wenn sie einmal das Alter von 10 Jahren erreicht haben - selbst wenn diese Schließen nur an Beingurten verbaut wurden. In der Praxis dürften viele Gurtzeuge diese jetzt begrenzte Nutzungsdauer schon erreicht haben.

Tribut an den Sicherheitsfortschritt

Nach Angaben von Finsterwalder-Chef Thomas Finsterwalder ist der betroffene Schließentyp seit 30 Jahren auf dem Markt. In der gesamten Zeit seien rund 350.000 solcher Stecker verkauft worden, in den vergangenen sieben Jahren aber nur noch rund 1000, da die meisten großen Gurtzeughersteller heute ihre Produkte mit anderen Verschlüssen ausstatteten.

Dieses Verhältnis zeigt freilich: Der weitaus größte Teil der von der Sicherheitsmitteilung betroffenen Gurtzeuge müsste nahe der 10-Jahres-Grenze oder sogar schon darüber sein.

Das Zwangsgrounding ihrer Gurtzeuge sei für die Nutzer verständlicherweise ärgerlich, so Thomas Finsterwalder. Er sieht darin aber auch einen Tribut an den technischen Fortschritt und eine Lernkurve im Sinne der Sicherheit.

Die Schließen seien einst für Drachengurtzeuge entwickelt worden, wo hauptsächlich statische Belastungen auftreten. Erst später hätten Hersteller diese Schließen auch an Brustgurten von Gleitschirmgurtzeugen eingesetzt, wo im Flug ständig dynamische Zug- und Lastwechsel stattfinden. Darauf seien die Schließen vom Konzept her aber nicht ausgerichtet. Dass es dabei zu Problemen kommen könnte, sei erst vor sechs Jahren das erste Mal aufgefallen. Die jüngste Häufung weiterer Fälle (2) in diesem Frühjahr hätte dann den Ausschlag für die Sicherheitsmitteilung gegeben. Denn die Sicherheit der Piloten gehe vor.

Das Gleitschirmfliegen sei noch immer ein junger Sport, so Finsterwalder. Man müsse erkennen, dass es in der Entwicklung auch Sicherheitsfortschritte gebe, die nahe legen, dass man nach zehn Jahren ruhig auch mal etwas Neues kaufen könnte.

Finsterwalder selbst empfiehlt heute den Gurtzeugherstellern die Verwendung von Schließen des Typs PT-Lock. Diese sind vom Design her so aufgebaut, dass sie unter Last gar nicht aufgehen können.

Hinweis: Alle Beiträge zum Gurtschließen-Debakel zum nachlesen.