Vor einem Jahr kam es über dem Valle de Abdalajis fast zum Zusammenstoß eines Gleitschirms mit einer Passagiermaschine. // In Algo gibt es Vogelschutzzonen.

In der Serie "Südspanischer Luftraumfrust" habe ich schon wiederholt über Luftraumprobleme in Andalusien geschrieben. Unter anderem ist dort seit dem vergangenen Jahr das Gleitschirmfliegen im Valle de Abdalajís offiziell verboten.

Warum es - nach jahrelangem spanischem laissez-faire - zum Durchgreifen der Luftaufsichtbehörden kam, hat mit einem Vorfall zu tun, der erst kürzlich im Aviation Herald öffentlich gemacht wurde: Im März 2016 war offenbar eine Boeing 737 der Norwegian Air im Landeanflug auf Málaga in mehr als 2000 Meter Höhe bei Abdalajís einem Gleitschirm begegnet. Die Maschine musste ein schnelles Ausweichmanöver fliegen und passierte den Gleitschirm in einer Distanz von nur 100 Metern. Glücklicherweise hatte der Pilot schon den Autopiloten im Landeanflug abgeschaltet. Er wird zitiert mit den Worten: "Wir stimmen vermutlich mit dem Gleitschirmpiloten überein, dass das unser Glückstag war. Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Autopilot noch eingeschaltet gewesen wäre und wir nicht nach draußen geschaut hätten. Wir hätten das Ausweichmanöver sicher nicht machen können."

Die Vogelschutzzonen bei Algodonales sind als rote Kreise
eingezeichnet. Sie gelten vom 1. Dezember bis 31.Juli.
// Quelle: Junta de Andalucia
Die vielen Diskussionen um den Luftraum in Andalusien haben die lokalen Gleitschirmflieger seither deutlich verunsichert. Manche nutzen die Situation allerdings auch für schlechte Scherze.

Ende 2016 kursierte in der regionalen Fliegergemeinde eine Email mit einem (gefälschten) PDF-Dokument im Anhang, das angeblich von der andalusischen Umweltbehörde stammte. Demnach sollte künftig das Gleitschirmfliegen rund um die Sierra Lijar des bekannten Fliegerspots Algodonales einen Großteil des Jahres dem Vogelschutz zum Opfer fallen. Vom 1. Dezember bis 31. Juli jeden Jahres wäre die Fliegerei verboten gewesen, um nicht die dort lebenden Geier beim Brüten zu stören.

Was sich alsbald als "Fake News" entpuppte, hat immerhin einen wahren Kern. Es existiert tatsächlich ein Schreiben der Umweltbehörde aus dem Jahr 2014, indem rund um die Sierra Lijar für den genannten Zeitraum Vogelschutzzonen über den bekannten Brutfelsen der Geier definiert werden. Sie umfassen allerdings nicht die gesamte Sierra Lijar, sondern nur kleinere Bereiche. Einer davon liegt immerhin in unmittelbarer Nachbarschaft zum beliebten Startplatz "Poniente" (s. Bild).

Die Gleitschirmpiloten sind angehalten, von Dezember bis Ende Juli diese Bereiche zu meiden. Wer also in nächster Zeit nach Algodonales reist, sollte sich an diese Regeln halten.