Der SHV warnt vor gealterten und deformierten Airbag-Gurtzeugen. Die Schutzfunktion des Protektors könnte gleich Null sein.

Hier ist der Airbag so verformt, dass er so gut wie gar keine
Dämpfungswirkung mehr bietet. // Quelle: DHV
Bei Protektortests weisen Airbags häufig die besten Dämpfungswerte auf. Doch ihre gute Schutzfunktion können sie nur erfüllen, wenn die Airbags auch tatsächlich in ihrer angedachten Form, mit Luft gefüllt und weitgehend dicht sind.

Der Schweizer Gleitschirmverband SHV hat jetzt in einem Bericht (pdf) darauf aufmerksam gemacht, dass Airbags in der Praxis häufiger Probleme bereiten. Im Extremfall bieten die Stoffsäcke unterm Hintern überhaupt keinen Schutz mehr. Die Gründe können unterschiedlicher Natur sein:

Alterung
Die Airbags sind aus Stoff genäht. Der Stoff übernimmt dabei die Funktion, die Luft beim Aufprall nur verzögert entweichen zu lassen. Mit den Jahren kann der Stoff samt einer möglichen Beschichtung allerdings immer poröser werden. Aus einer guten Dämpfung wird dann eine miserable. Der Airbag sieht im Flug zwar noch gut gefüllt aus, doch beim Absturz könnte er dennoch nahezu funktionslos bleiben.

Verformung
Viele Airbags werden durch Kunststoffplatten oder Drähte so in Form gebracht, dass die Aufblasöffnung sich gegen den Fahrtwind ausrichtet. Über die Jahre oder bei schlechtem Handling durch den Piloten (falsches Packen z.B.), können sich diese formgebenden Versteifungen verbiegen. Der Airbag wird dann nicht ausreichend oder gar nicht mehr mit Luft gefüllt (s. Foto). Auch hier geht die Schutzfunktion völlig verloren.


Was können die Piloten mit Airbag-Gurtzeugen tun? Zum einen gilt es darauf zu achten, ob ein Airbag im Flug tatsächlich seine angestrebte Form findet. Hier kann man andere Piloten bitten, gezielt darauf zu schauen und Rückmeldung zu geben. Auch ein seitliches Bild (im Flug mit Fotostange aufgenommen) kann hier wertvolle Hinweise liefern. Sollten dabei eindeutige Verformungen sichtbar sein, ist der Pilot gut beraten, sein Gurtzeug beim Hersteller überarbeiten zu lassen (z.B. neue Verstärkungen einsetzen o.ä.).

Problematischer ist die Frage der Alterung bzw. der Porosität der Airbags. Diese kann von einem Piloten kaum direkt erkannt oder gemessen werden. Aktuell wird von der für Gleitschirmnormen zuständigen EN-Arbeitsgruppe WG6 die Norm zum Test der Gurtzeuge überarbeitet. Angedacht ist dabei, dass die Hersteller im Handbuch und Typenschild der Gurtzeuge Wartungsintervalle empfehlen. Zu einer Wartung sollen dann auch Protektor-Funktionstests gehören, bei denen zum Beispiel die Dichtheit bzw. der Innendruck des Airbags bei genormter Anströmung gezielt gemessen wird.

Bei älteren und viel geflogenen Airbaggurtzeugen könnten die Besitzer gut beraten sein, doch einmal über eine Neu-Anschaffung nachzudenken.