Ein Gleitschirmflieger landet an der Hochries in einem Baum. Anstatt auf die Rettungskräfte zu warten, versucht er selbst hinabzuklettern und kommt dabei ums Leben.

Wer im Baum hängt, sollte immer professionelle Hilfe
abwarten, anstatt eine Selbstrettung zu wagen.
// Bild: Facebook, Bergwacht Rosenheim-Samerberg
Der tragische Unfall ereignete sich laut Medienberichten am Montag. Am Nachmittag wurde die Bergwacht Rosenheim-Samerberg alarmiert, weil ein Gleitschirmflieger in einem Baum gelandet war. Die Rettungskräfte machten sich gleich auf den Weg. Auch ein Rettungshubschrauber wurde angefordert. Doch als dieser die Absturzstelle mit dem gut sichtbaren Schirm im Baum überflog, war kein Pilot mehr im Gurtzeug erkennbar.

Der vom Hubschrauber in der Nähe abgesetzte Notarzt fand den 63 Jahre alten Piloten schwer verletzt unterhalb des Baumes. Er hatte versucht eigenständig abzusteigen, doch dabei waren offenbar dünnere Äste gebrochen und der Pilot abgerutscht. Er starb noch an der Unfallstelle.

Lu-Glidz greift selten einzelne Unfallmeldungen auf. Doch dieser Fall ist so tragisch wie exemplarisch, um daraus etwas lernen und tief ins eigene Gewissen schreiben zu können: Wer hoch in einem Baum landet, sollte sich immer mit professioneller Hilfe daraus befreien lassen. Das Risiko, beim Abstieg doch noch den Halt zu verlieren, ist einfach zu groß. Mit dem Adrenalin der Baumlandung im Blut unterschätzt man schnell die Höhe, in der man sich befindet, und überschätzt seine Fähigkeiten und Kräfte, ohne weitere Sicherung einen Stamm hinunter zu klettern.

Empfehlenswert sind folgende Verhaltensweisen:
  • Wenn möglich eine Selbstsicherung durchführen (Bandschlinge oder Retter um stabilen Ast wickeln)
  • Den Helm sicherheitshalber aufbehalten
  • Im Gurtzeug angeschnallt bleiben 
  • Bergwacht, Rettung, Freunde oder Fliegerkollegen über Funk oder Handy kontaktieren und dann deren Hilfe abwarten.

Im DHV-Info 202 ist ein ausführlicher Bericht zum Thema Baumrettung erschienen. Er ist frei als pdf verfügbar.

Übrigens: Wer in niedrigen Bäumen landet und dabei vielleicht unverletzt bis zum Boden durchsackt, sollte ebenfalls die Rettung anrufen - in diesem Fall allerdings, um Entwarnung zu geben. Es ist immer damit zu rechnen, dass Dritte aus der Ferne den Absturz beobachtet haben und Alarm schlagen. Ein kurzes Telefonat kann helfen, einen teuren aber unnötigen Großeinsatz von Feuerwehr oder Bergrettung zu verhindern.