Auf Inseln oder im mitteleuropäischen Flachland im November Strecken über 100 km zu erfliegen, ist schon eine Kunst. Zwei Beispiele französischer Piloten zeigen, dass es geht.

Dieses Inseldreieck ist neuer Rekord für Reunion. // Quelle: CFD
Reunion im indischen Ozean, östlich von Madagaskar gelegen, hat als Insel unter Gleitschirmpiloten durchaus einen Namen. Dort haben schon Worldcup-Wettbewerbe stattgefunden. Auf der Insel allerdings größere Strecken nach allgemeinen XC-Regeln zu fliegen, ist nicht ganz leicht. Denn schließlich geht in alle Richtungen eher früher als später das nutzbare Land aus.

Mit ein wenig Flugkunst lässt sich freilich auch dort so einiges reißen, wie Emmanuel Nicolas am 6. November bewiesen hat (siehe CFD oder XContest). Vom Startplatz Colimaçons flog er die Westseite der Inselberge auf und ab und auf, um schließlich nach über sieben Stunden wieder am Startplatz einzulanden. Am Ende kamen so 127 Kilometer flaches Dreieck zusammen, was angeblich einen neuen Streckenrekord für Reunion darstellt.


106 km über französisches Flachland. // Quelle: CFD
Flachland geht auch im November

Wer einen solchen Flug auf südlichen Inseln während des tristen Novembers als beneidenswert, aber in Europa als nicht realisierbar erachtet, darf sich bei einem weiteren Beispiel vom gleichen Tag nun die Augen reiben: Martin Morlet flog ebenso am 6. November über 100 km (genauer gesagt: 106 km), allerdings mitten über dem französischen Flachland (CFD / XContest).

Damit zeigt sich einmal mehr: Streckenfliegen kann man im Grunde das ganze Jahr über. Wer die passenden thermischen Bedingungen erkennt, schafft das auch dreistellig.

Martin Morlet nutzte eine Rückseitenlage (nach Kaltfrontpassage am Vortag), um sich in labiler Luft und mit kräftigem Höhenwind flott über die Landschaft tragen zu lassen. Dabei kam er nie höher als 900 Meter über Grund – bei durchschnittlich nur 600 Meter über Grund.

Das Satellitenbild vom 6. November zeigt schöne
Wolkenstraßen über Zentralfrankreich.
// Quelle: sat24.com
So niedrige Basishöhen haben ihren Vorteil: Die Bärte stehen in der Landschaft dichter beisammen. Bei entsprechendem Wind ordnen sie sich zudem besser zu typischen Wolkenstraßen, wie sie auch im Satellitenbild von jenem Tag gut zu erkennen sind.

Eine gute Linienwahl und der schiebende Wind hilft, schneller weit zu kommen. Martin war zwischenzeitlich mit über 70 km/h unterwegs und kam auf einen Schnitt von 34,6 km/h.

Martin Morlet ist in der französischen Szene kein Unbekannter. 2016 erflog er den französischen Streckenrekord von 413 km, damals übrigens mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sagenhaften 42,7 km/h (Lu-Glidz berichtete).