Erst am Ende des letzten Tasks steht fest: Der Schweizer Michael Sigel gewinnt das PWC Superfinale 2017. Erstmals fliegen auch zwei Frauen beim Superfinale in die Top 10.

Der Sieger des PWC Superfinales 2017: Michael Sigel.
// Quelle: Facebook, Gin Gliders
Es war ein Herzschlagfinale beim PWC Superfinale 2017 im kolumbianischen Roldanillo. 94 Kilometer mussten beim letzten Task am Samstag noch geflogen werden. Doch schon nach 20 Kilometern zogen dichte hohe Wolken auf und raubten der Thermik die Sonne. Ein Pilot nach dem anderen musste landen gehen und nur sechs kamen durch. Dass darunter auch fast all jene waren, die sich noch Hoffnung auf einen Platz auf dem Treppchen machen konnten, machte den Endanflug besonders spannend.

Der Führende Michael Sigel flog allein über das Flachland dem Ziel entgegen, während die anderen als kleiner Pulk über den nahen Hügeln die rettende Thermik suchten. Sigel überquerte schließlich als Erster die Ziellinie, wenig später gefolgt von den Italienern Nicola Donini und Joachim Oberhauser. Dies ist auch die Reihenfolge im Endklassement eines von viel Taktik und Kurbelgefühl geprägten Wettbewerbs.

Endanflug mit Landebahn: Das Wolkenbild bei Task 6 war
typisch für das Superfinale 2017. Größere Abschattungen
verlangten gute taktische Kurbelfähigkeiten.
// Quelle: Facebook, Teo Bouvard
Bis drei Tasks vor Schluss hatte der Franzose Honorin Hamard noch wie der sichere Sieger ausgesehen. Keiner flog so konstant wie er. Auf Facebook schrieb er selbst, dass er nur noch einen guten Flug brauche, um anschließend in den verbleibenden zwei Tasks auf Angriff und Risiko fliegen zu können, weil er sich dann gut noch zwei Streichresultate hätte leisten können. Doch mit Task 8 wendete sich das Blatt.

Hamard flog zu aggressiv voran, fand nicht die erhoffte Thermik und musste landen. Michael Sigel hingegen zeigte in jenem Task seine Klasse, drehte - wie so häufig - höher auf als die anderen und nutzte diesen Vorteil, um sich einen Thermikzyklus früher aus den Bergen zu lösen. Mit etwas Glück und Können fand er auch noch eine weitere Blase, die ihm letztendlich sieben Minuten Vorsprung im Ziel bescherte. Ab da stand er auf Platz 1.


Besondere Verhältnisse

Das Superfinale 2017 hatte einen etwas anderen Charakter als frühere Wettbewerbe. Zum einen gab es von schirmtechnischer Seite her wenig Spannung: Die meistgenutzten Schirmmodelle, Enzo 3 und Boomerang 11, waren schon aus der Saison bekannt und als ebenbürtig eingestuft. Von daher war von Anfang an klar, dass das Pilotenkönnen im Vordergrund stehen würde.

Hinzu kamen durchwachsene Wetterverhältnisse, bei denen die Piloten häufiger Gangwechsel einlegen mussten. Viele Wolken mit entsprechendem Schatten verlangten nach einem Sicher-Obenbleiben-Modus, während seltener einmal Vollspeed-Racing angesagt war. Gute Taktiker und gefühlvolle Kurbler waren im Vorteil. Die typischen Vollgas-Voraus-Flieger hatten in diesem Jahr in Roldanillo häufiger das Nachsehen.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum es in Kolumbien eine Premiere gab: Erstmals schafften es auch weibliche Piloten in die Top Ten eines PWC Superfinales. Laurie Genovese kam auf Platz 6, Merryl Delferriere auf Platz 10. Zuvor war die beste Platzierung einer Frau bei einem Superfinale Platz 32 gewesen. Vor allem Laurie flog in diesem Jahr ein beachtenswertes Rennen. Zwischenzeitlich hatte sie sogar Overall auf Platz 3 gelegen.

Der "Tortentask" Nummer 8 erlaubte den Piloten Routen in alle
Himmelsrichtungen. Die Momentaufnahme entstand zu der Zeit, als
Michael Sigel alleine im Flachland den entscheidenden Vorsprung
herausflog. // Quelle: Flymaster Livetracking
Einen eigenen Preis hätten sich in diesem Jahr auch die Tasksetter verdient. Sie schafften es, trotz feuchter, schauerträchtiger La-Niña-Wetterlage, die Routen jeweils so zu legen, dass (bis auf Task 4) alle gesetzten Aufgaben gültig geflogen werden konnten.

Die Tasksetter trugen zudem das ihre dazu bei, dass dank abwechslungs- und optionsreicher Routenführung tatsächlich noch einmal mehr die guten Taktierer und weniger die Hasardeure gefragt waren.

Bestes Beispiel dafür ist Task 8, der aus nur einem zentrischen Wegpunkt bestand. Die Piloten mussten erst in die Mitte des Kreises fliegen, dann wieder an den Rand (Exitzylinder), um schließlich wieder zum Ziel in der Mitte einzuschweben. Somit standen den Piloten beim Ausfliegen aus dem Kreis Routenoptionen in alle Himmelsrichtungen offen. Das Feld teilte sich auch in drei Gruppen auf, welche nach Norden, Süden bzw. Südwesten zogen. Es war dieser Task, bei dem Michael Sigel seinen schließlich entscheidenden Vorsprung herausflog.

Alle Ergebnisse des PWC Superfinales 2017 unter pwca.org/results/results/

Top 10 Overall:
  1. Michael Sigel, Boom 11, 6628
  2. Nicola Dnini, Enzo 3, 6603
  3. Jochaim Oberhauser, Enzo 3, 6517
  4. Honorin Hamard, Enzo 3, 6505
  5. Charles Cazaux, Enzo 3, 6493
  6. Laurie Genovese, Enzo 3, 6402
  7. Luc Armant, Enzo 3, 6396
  8. Ernesto Hinestroza, Enzo 3, 6385
  9. Jean Marc Caron, Enzo 3, 6380
  10. Méryl Delferriere, Enzo 3, 6347

Top 3 Frauenwertung:
  1. Laurie Genovese, Enzo 3, 6402
  2. Méryl Delferriere, Enzo 3, 6347
  3. Klaudia Bulgakow, Enzo 3, 5799

Top 5 Nationenwertung:
  1. Frankreich
  2. Italien
  3. Schweiz
  4. Deutschland
  5. Großbritannien

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