Der entscheidende Moment: Girard (FRA2) überfliegt kurz vor dem Ziel noch seinen Landsmann Petiot (FRA4). // Quelle: Redbull X-Alps Livetracking |
Paul Guschlbauer und das Verfolgertrio Aaron Durogati, Antoine Girard und Gaspard Petiot waren gestern fast zeitgleich in rund 100 Kilometer Entfernung zum Ziel in Monaco gestartet, wenn auch von zwei unterschiedlichen Bergketten aus. Paul lag etwas in Führung, doch die drei anderen flogen als kleiner Pulk hinterher, was Vorteile bringen könnte.
An einer Bergkante kam Girard etwas zu tief, wurde im Lee runtergespült und fand lange keinen Anschluss. Bald lag er 20 km zurück. Er schien damit beim Kampf um die vorderen Plätze aus dem Rennen zu sein. Durogati wiederum machte mächtig Druck, stieß in kräftige, hochreichende Thermiken und trat ordentlich ins Gas. So hängte er Petiot ab und rückte immer näher an Guschlbauer heran. Allerdings wählte er eine etwas westlichere Route Richtung Küste. Als Guschlbauer gegen den Seewind nicht mehr über einen Sattel kam und einlanden musste, sah Durogati schon wie der sichere Drittplatzierte aus.
Guschlbauer lief aber schnell über den Sattel, startete auf der Luv-Seite erneut und fand thermischen Anschluss. Durogati sank derweil im Gegenwind in ein enges, kaum landbares Tal und stand schließlich am Boden. Bei absehbar mindestens zwei Stunden Fußmarsch zum Ziel sollte er Guschlbauer nicht mehr gefährlich werden.
Da war aber noch Petiot. Der Franzose flog gut und auf Sicherheit, kurbelte die Thermiken sauber aus. Schon das gesamte Rennen hatte er mit dieser Taktik geglänzt. Er war schon in Salzburg mit Knieproblemen gestartet und hatte stets alles daran gesetzt, möglichst wenig laufen zu müssen. Da er keine Zwischenlandung wie Guschlbauer machen musste, kam er ihm wieder bedrohlich nahe. Erst an der letzten Bergkante vor dem Turnpoint in Peille sank auch der Franzose ins Seewindlee, während der Österreicher es gerade so auf die Luvseite schaffte, um dann allerdings auch dort fast zeitgleich zur Landung gezwungen zu werden. Um keine Höhe zu verschenken, nahm er einen suboptimalen Landeplatz in Kauf: Er legte seinen Schirm quer über ein Gebüsch. Mit 2,5 km Laufweg-Vorsprung und dem Vorteil der besseren Physis war der Zeitverlust des Schirmpflückens aber nicht mehr entscheidend. Guschlbauer wurde Dritter.
Petiot sah in diesem Moment eindeutig wie der Vierte im Abschlussranking aus. Er hastete in Richtung Ziel und kämpfte sich den letzten steilen Anstieg über einen Grat hinauf, als von hinten einer kam, mit dem niemand mehr gerechnet hatte: Girard. Er hatte sich tatsächlich zurückgekämpft und sogar einen Luftweg bis an die Küste gefunden. Petiot war keine 200 Meter vor dem Ziel, als Girard über seinem Kopf ein paar Positionskreise flog, um schließlich als bislang einziger Pilot des Feldes fliegend den letzten Wegpunkt zu erreichen und sich damit doch noch den vierten Platz zu sichern.
Auf Youtube gibt es dieses Flügelschlag-Finish der beiden Franzosen als Film des Livetrackings in Google Earth zu sehen:
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