Bei der DHV-Regionalversammlung hat Sepp Gschwendtner einen interessanten Vortrag über sein neues "Steckenpferd", das Streckenfliegen im Flachland, gehalten (Foto: Hartmut Schlegel). Da ihm im Flachen immer wieder Flüge von über 100 km gelingen, haben seine Erfahrungen durchaus Gewicht. Wer Sepps Tipps beachtet, sollte auch hierzulande seine Streckenausbeute vergrößern können. Leider braucht's noch ein paar Monate, bis das Wetter wieder so weit ist, das ganze auch in die Praxis umzusetzen...

Hier die Punkte, die ich behalten habe:
  • Vor dem Flug das Wetter gründlich checken, um die zu erwartenden Höhenwinde und Basishöhen abschätzen zu können.
  • Am Startplatz so lange hin und her soaren, bis man einen Bart erwischt, der einen bis zur Basis zieht. Erst dann wegfliegen. Zieht der Bart nicht durch, lieber wieder vor die Kante fliegen und einen besseren abwarten.
  • Ist man schon auf Strecke, sollte man auch schwache Bärte auskurbeln. Jeder Höhenmeter steigert die Chance, im Gleitflug doch noch einen nächsten Bart zu finden. Zudem führen schwache Bärte häufig zu einem stärkeren Steigen hin.
  • Fällt man beim Kurbeln aus dem Bart, sollte man wissen, ob es auf der Luv- oder der Lee-Seite ist, um gleich wieder in den Bart zurück zu fliegen. Auf der Lee-Seite einfach gegen den Wind stellen und abwarten. Der Wind trägt die Thermik zu einem hin.
  • Fällt man seitlich aus dem Bart, ist es weitaus schwieriger, zurück in den Thermikschlauch zu finden. Lieber nicht lange suchen, sondern mit ausreichend Höhe in Kursrichtung die nächste vermutliche Thermikquelle anfliegen.
  • So lange eine Wolke "zieht", sollte man sie nicht verlassen, sondern darunter "parken" und sich mit der Wolke im Höhenwind versetzen lassen. So kommt man zwar langsamer, aber sicher voran.
  • Gleitschirme sind i.d.R. zu langsam, um wie ein Segelflugzeug oder ein Drachenflieger im Flachland von Wolke zu Wolke zu "delphinieren". Denn Gleitschirmflieger bleiben zu lange im Sinkbereich (Abwind) zwischen den Wolken, um die nächste Wolkenthermik sicher zu erreichen. Besser erst gar nicht versuchen, eine weiter entfernte Wolke anzufliegen, sondern von Anfang an den Kurs auf gute Thermikquellen am Boden hin ausrichten.
  • Den Kurs dabei so wählen, dass man möglichst im Geradeausflug mehrere Thermikquellen bzw. die zu erwartenden Trigger-Punkte (Waldkanten, Straßen, Flüsse, etc.) hintereinander überfliegt. Wenn eine Stelle nicht wie erwartet zieht, bleibt so noch eine zweite oder dritte Chance.
  • Wenn ein Bart nicht dort steht, wo man ihn erwartet, nicht erst lange Suchen (und Höhe verschenken). Lieber geradewegs die nächste Chance in Kursrichtung suchen.
  • Hochspannungsleitungen sind laut Sepp die sichersten Ablösestellen der Thermik.
  • Große Wolken sollte man lieber nicht anfliegen. Sie werfen viel Schatten und hemmen damit die Thermik. Wer die Wolke zu tief erreicht, steht im Schatten schnell am Boden. Bei der Kursausrichtung lieber auf sonnige Thermikquellen am Boden achten.
  • Müssen bestimmte Gebiete (Kontrollzonen) umflogen werden, sollte man lieber schon 50 Kilometer vorher seinen Kurs entsprechend ausrichten. Beim kleinräumigen Umfliegen steht man schneller am Boden, weil man weniger Optionen und Chancen bei der Thermiksuche hat.
  • Bei längeren Streckenflügen genügend Trinken und Essen. Sonst steht man schnell wegen mangelnder Konzentration am Boden.

Bild: Und hier zur Anschauung noch das Barogramm eines 180km-Fluges aus dem OLC 2006, den Sepp von der Winde aus gestartet hat. Sehr schön zu sehen, wie er tatsächlich nahezu jeden Bart bis zur Basis in ~2000 m auskurbelt.