Dave Turner hat gut Lachen: 40 Minuten Wolken-Irrflug überlebt und einen neuen kalifornischen Streckenflugrekord in der Tasche. // Quelle: Facebook - Dave Turner |
In der US-Paragliding-Szene wird Dave für den Flug gefeiert, obwohl dieser einen Schönheitsfehler hat. Denn im letzten Abschnitt des Fluges geriet Dave unfreiwillig in eine Wolke und blieb darin für 40 Minuten gefangen. Die Geschichte hätte auch tragisch enden können.
Glücklicherweise kam Dave etwas unterkühlt, aber ansonsten unversehrt wieder heraus und konnte seinen Flug sogar fortsetzen. Interessant ist, was er auf Facebook über seine Erlebnisse in der Wolke berichtet (hier ein Ausschnitt in deutscher Übersetzung):
Zum Ende des Fluges hin kam es zu kräftigen Überentwicklungen. Ich versuchte zwischen zwei Wolken zu fliegen und war fest überzeugt, dass ich ohne Probleme unter oder neben ihnen hindurch käme. Allerdings wuchsen die beiden Wolken zusammen. Und obwohl ich alles tat, um das zu verhindern, wurde ich eingesogen.
Es war ein haarsträubendes Erlebnis - möglicherweise das erste Mal in meinem Leben, dass ich mir Sorgen machte, der Schirm könnte zerreißen oder komplett einfrieren. In kürzester Zeit wurde die Lage sehr ernst. Die Leinen vereisten und wurden dick wie Bleistifte. Eis und Schnee hefteten sich an meinen Beinsack, die Tragegurte, meine Klamotten. Das sah so komisch aus, dass ich einfach nur lachen konnte. Der Schirm flog nahe am Strömungsabriss, der Anstellwinkel wurde immer größer.
Ich rüttelte immer wieder an den Leinen, um so zu versuchen, das Eis abzuschütteln. Aber das gelang nur für die untere Hälfte der Leinen. Die Galerien blieben hart gefroren. Ich trat deshalb ins Gas, um dem Schirm wieder einen neutralen Anstellwinkel zu geben.
Ich versuchte immer und immer wieder herauszufinden, in welche Richtung ich flog, aber mein GPS funktionierte nicht mehr seit dem ersten Moment, als ich in die Wolke geriet. Die Kartenanzeige des Varios war genauso wertlos wie die digitale Kompassrose, der Groundspeed-Anzeige etc. Ohne GPS-Signale war ich verloren. Und mir war klar, dass ich da nicht so schnell wieder rauskommen würde.
Ich wartete darauf, an der Seite ausgespuckt zu werden. Aber nach 15, 20 Minuten gab es noch immer keine Anzeichen dafür. Erst nach einer halben Ewigkeit, mehr als 40 Minuten, sank ich wieder aus der Wolke heraus. Ich war sechs Meilen weiter westlich als der Ort, an dem ich in die Wolke gesogen worden war. Es war der einzige Teil dieses Fluges, bei dem ich nicht lächelte.
Dave Turner ist zwar auf seinen Rekord sehr stolz, allerdings nicht auf seinen Wolkenflug. Er war zwar unbeabsichtigt, aber trotzdem widerrechtlich und zudem lebensgefährlich, schreibt er. Im Zuge der Überentwicklung habe sich die Wolkenbasis so schnell abgesenkt, dass er keine Chance hatte, dem zu entkommen.
14 comments
Mich würde mal interessieren, wie er ohne jegliche visuelle Referenz seinen Anstellwinkel beurteilen konnte?
AntwortenLöschenÄhm, also beim Gleitschirm hilft die Schwerkraft und der Pendeleffekt des Piloten den Anstellwinkel quasi konstant zu halten... zumal gute Piloten auch ohne zur Kappe zu schauen ein Vorschießen oder zurückbleiben über Beschleunigungsgefühl, Riser und Bremse spüren.
AntwortenLöschenÄhm, also ganz genau, darum vermute ich, dass er die ganze Zeit einen neutralen Anstellwinkel hatte, wegen https://en.wikipedia.org/wiki/The_leans aber zum Beschleunigen verleitet wurde.
AntwortenLöschenWenn der Rekordflug gewertet wird muss man sich nicht wundern wenn immer mehr in die Wolken fliegen!
AntwortenLöschenWenn es nach mir ginge, sollten Rekordflüge, bei denen es deutlich in die Wolken ging, von den Piloten selbst erst gar nicht eingereicht werden, und von den zuständigen Autoritäten auch nicht anerkannt werden. Allerdings will ich nicht über die Piloten richten, weil sie in die Wolke gerieten. Das kann durchaus auch mal völlig unbeabsichtigt passieren. Dave hat in diesem Fall sicher nicht die Wolke gesucht, um einen Vorteil zu haben.
AntwortenLöschenWas den Anstellwinkel betrifft: Wenn die Leinen, wie Dave beschreibt, dick wie Bleistifte durch das Eis wurden, dann ist der Schirm sicher deutlich langsamer geflogen (hoher Leinenwiderstand). Entsprechend erhöht sich dann auch der Anstellwinkel (nicht gegenüber der Horizontalen, sondern gegenüber der anströmenden Luft). Das hat Dave ganz richtig erkannt und den Beschleuniger getreten.
https://en.wikipedia.org/wiki/Sensory_illusions_in_aviation#Head-up_illusion (oben falschen Link erwischt)
AntwortenLöschenMan weiß es nicht. Da es sich aber um einen X Alps Piloten handelt, gehe ich auch eher davon aus, dass er weiß, was er tut.
Das will man sicher nicht erleben, was er erlebt hat. Ich zumindest nicht.
AntwortenLöschenGibt es eigentlich eine IGC, das man sich das mal anschauen kann?
Um Wolkenflug sicherer auszuschließen, bräuchte man Luftfeuchtigkeitssensoren in einem Vario das mit aufgezeichnet wird.
Das neue Solario Blue wird das haben. Sonst hat das wohl keiner.
Liebe Grüße, Armin.
Klingt für mich als hätte Dave mehr Glück als Verstand gehabt und, dass er dies auch realisiert hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm Ewas Beschreibungen ihres Wolkenfluges damals entgangen sind. Wenn ich mich richtig erinnere, dass war da auch etwas mit..."ich dachte, ich könnte zwischen den zwei Zellen durchfliegen"...
AntwortenLöschenKönnte mir vorstellen, dass sein Risikomanagement jetzt um einen Punkt reicher ist.
@ Sebastian: Nur weil es sich um einen X-Alps Piloten handelt heißt das noch lange nicht, dass er weiß, was er tut. Ich darf da an ein paar Exoten bei genanntem Wettbewerb erinnern, z.B. einmal ein türkischer Teilnehmer mit Anzeichen von Höhenkrankheit gleich am Anfang oder dem vom National Geographic zum "Adventurer of the year" gekürten Nepali, der gleich mal in die falsche Richtung (Osten) geflogen ist ;-)
AntwortenLöschenLucian, weißt Du, ob man sich den Tracklog irgendwo anschauen kann? Danke und Gruß! Tim
AntwortenLöschenNach Auskunft von Dave gibt es für den Flug keinen Track, nur Start und Landezeugen.
AntwortenLöschenDas ist ja seltsam, dass ein Abenteuer-Pilot wie Dave Turner keinen Tracklog aufzeichnet. Tatsächlich kann ich auch im XContest überhaupt keine Flüge von ihm finden. Und auf seiner MapShare Seite von seinem Satellitentracker sind nur ein paar ältere Flüge zu finden: https://share.delorme.com/DaveTurner2.
AntwortenLöschenUnd so ein Flug wird als Rekord anerkannt??? Ohne Tracklog?! Das heisst, theoretisch kann ich von einem Startplatz starten, lande nach 20km an einer Strasse, wo mich ein Kumpel aufsammelt und die nächsten 280km mit dem Auto zu einem neuen Startplatz chauffiert und unter Berücksichtigung der regulären Flugzeit starte ich später erneut und gebe den Rückholern über Funk bekannt, wo ich nun voraussichtlich landen werde. Dann habe ich Start- und Landezeugen, lasse mir einen neue Streckenrekord bestätigen, bin aber regulär nur ca. 40km geflogen?! Ich möche dem lieben Dave hier nichts unterstellen, aber theoretisch wäre es doch möglich...oder ;-)?!
AntwortenLöschenHallo, hatte schon mehrere Male das Vergnügen in diversen Wolken oder Regen(ob gut oder schlecht sei dahingestellt)... der Anstellwinkel ist aufgrund des erhöhten Luftwiederstandes und der veränderten Profildicke bzw. dem mit Wasser gefüllten Schirm(sind schon eineige liter) oder den mit Eis eingepackten Fangleinen sowieso Sprichwörtlich beim "Teufel" das einzige was in diesem Zustand dagegen hilft ist beschleunigen .... wenn mans übersieht ist man in einem Sackflug den man nicht einfach mit "A" Gurte runterdrücken oder beschleunigen wieder weg bekommt- nein das einzige was da geholfen hat: Beschleuniger durchtreten und Fullstall- Schirm schießen lassen nur das notwendigste stoppen und mit gas weiter .....(wer bremst verliert in diesem fall)
AntwortenLöschenes geht mir hierbei nicht darum mich aufzuspielen sonder darum das es immer eine oder mehrere Auswegs-optionen für gewisse Situationen gibt- wichtig ist egal wie beschi.... die Situation ist, immer ruhig bleiben oder besser so ruhig wie es geht wenns Adrenalin einfährt und die Optionen abwägen: bin ich zu tief> reserve; saugt die wolke zu stark >5m/s ist die reserve option nur für den absoluten notfall denn sonnst ist man in der Wolke nur mehr Passagier. und wieso dagegen wehren wenns schon mal weiß um einen wird und versuchen abzuspiralen ab 10m/s+ ist das schon mal einen recht kräftezehrende Angelegenheit die Chance einen Black out zu riskieren ist deutlich höher als in der Wolke draufzugehen... wichtig ist am besten mit Rückenwind aus dem ding geradeaus raus zu fliegen natürlich ein Kugelkompass und GPS(Garmin) notwendig das funktioniert sehr gut...
Wie heißt es so schön:
Wenn du gegen die Situation was machen kannst warum hast du dann Angst?
und wenn man nichts dagegen tun kann warum hat man dann erst recht Angst? Man kann sowieso nichts dagegen machen also am besten genießen und Videos oder Fotos machen und lachen ;-}
(Angst hat man bekanntlich nur von Sachen die man nicht kennt- das ist alles)
(wenns rund geht ist Reaktion alles! beten und übel werden kann einem dann am boden immer noch da hat man mehr zeit dafür)
Rekord hin oder her- egal "unterm Strich" fliegt jeder hoffentlich für sich selbst (sogenannt selbstbestimmt und nicht fremdbestimmt!)- und will etwas entdecken egal ob Höhen oder Strecken- Landeplätze oder Startplätze und ist ERLEBNISORIENTIERT unterwegs -
das ist doch hoffentliche der Grund warum wir alle fliegen- das Gefühl beim Start bei der Landung um des Fluges willen :-)
ich wünsche euch allen auf jedenfall gutes Gelingen bei all euren Aktionen und passts gut auf - soll ja schließlich Spaß und Freude machen
Gruß Lukas
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