Am vergangenen Donnerstag war es so weit. Ein Jahr lang hatte ich auf die passenden Bedingungen gewartet. NNW-Wind, 20-25 kmh, möglichst wenig Böen. Dann, so hatte ich mir gedacht, ja dann könnte der Damm der Sieg möglicherweise meinen Gleitschirm "tragen".
Also nichts wie raus. 10 Minuten sind es mit dem Auto von meiner Haustür bis ins potenzielle "Fluggebiet" Siegaue. Dort angekommen ist alles wie erwartet. Der Wind steht wunderbar an, ideal zum Groundhandling. Aber auch zum Fliegen?
An jener Stelle ist der Siegdamm ganz frei angeströmt. Davor ist bis zur Sieg nur 200 Meter Feld und Wiese. Der Damm selbst ist vielleicht 5 Meter hoch und über 150 Meter gerade und genau quer zum Wind. Wird die Luftströmung dort schon genug nach oben abgelenkt, um den Schirm zu tragen?
Ich groundhändele erst ein wenig am Dammfuß, um ein Gefühl für den Wind zu bekommen. Dann laufe ich langsam höher. Mit jedem Schritt wird an der Kappe der Wind etwas stärker. Der Düseneffekt des Dammes macht sich bemerkbar. Aber selbst oben angekommen, steht die Kappe immer noch sauber über mir.
Zwei Schritte vor und ich bin in der Luft. Ganze fünf Sekunden lang. Dann hat mich der Dammfuß wieder. Stehende Landung, direkt eingedreht, den Schirm überm Kopf stabilisiert und wieder nach oben gelaufen. Das Spiel wiederhole ich vielleicht 20 Mal. Der längste Flug, mit einer Links- und einer Rechtskurve, dauert ganze 10 Sekunden. Spaß macht's trotzdem.
Nach gut einer Stunde gebe ich auf. Der Wind nimmt etwas zu und wird böig. Oben auf dem Damm ist das riskant. Denn hinter dem Scheitel geht es sofort wieder abwärts. Wer hier den Schirm nicht unter Kontrolle hat, wird gnadenlos in den Abgrund gerissen. Und selbst das Lee eines 5m-Dammes dürfte nicht von schlechten Eltern sein.

Mein Fazit: Zum Fliegen reicht der Siegdamm leider nicht. Dafür müsste er noch etwas steiler sein, und idealerweise auch noch etwas höher. Zum Groundhandling bei Nordwind ist der Platz aber eine echte Alternative zu den Rheinwiesen an der Bonner Nordbrücke (zumindest im Winter, wenn man nicht ständig auch auf Fußgänger und Radfahrer achtgeben muss, die auf dem Siegdamm einen Ausflug machen).