Angesichts des aktuellen Sauwetters mag man es kaum glauben, doch vergangene Woche konnte ich noch jeden Tag fliegen. Ich war mit dem DGC Siebengebirge in Schladming im Ennstal (Steiermark, Österreich), untergebracht im empfehlenswerten Holzerhof. In der Nähe liegen Startplätze für alle Himmelsrichtungen, die zudem noch einiges an Streckenpotenzial besitzen. Denn das Ennstal ist mit seiner West-Ost-Ausrichtung eine "Rennstrecke" mit ähnlicher Charakteristik wie das Pinzgau. (Das Bild zeigt den Blick über Schladming Richtung Osten, rechts die Planai, links Dachstein, Stoderzinken und im Hintergrund der Grimming.)

Das Wetter der Woche war geprägt von einer uneindeutigen Drucklage. Im Grunde hingen die Alpen stets zwischen allen Fronten, was sich aber fürs Fliegen als gar nicht mal schlecht entpuppte. Allein die regelmäßige Gewitterneigung am Nachmittag machte an einigen Tagen größere Ambitionen zunichte. Aber wie gesagt: Wir konnten täglich fliegen, und zwar von folgenden Startplätzen.

Planai
Die Planai liegt am Südrand des Ennstals direkt über Schladming. Man startet nach Norden (NO-NW) über eher flache, bewaldete Hänge. Trotz der Nordausrichtung ist der Hang ab mittags thermisch aktiv. Im Tal herrscht dann meist Talwind aus Ost, der häufig auch noch von den niedrigeren Kuppen Thermikblasen ablöst und versetzt. Mit ausreichender Überhöhung kann man zu den benachbarten Rippen Hauser Kaibling oder Hochwurzn wechseln und so kleinere Streckenversuche starten. Z.B. ein 10 km FAI-Dreieck von der Planai, wie ich es auf den OLC-Server des DHV hochgeladen habe. Ansonsten eignet sich die Planai auch gut für frühe bzw. späte ruhige Abgleiter.

Stoderzinken
Der Stoderzinken ist der wohl interessanteste Streckenflugberg im Ennstal, allerdings auch der anstrengendste: Vom Parkplatz aus muss man noch 30 Minuten Aufstieg rechnen. Rund 2000m hoch, bietet er Startplätze in Richtung SO-SW (eher leicht) und Richtung N (anspruchsvoll). Die Hausbärte stehen direkt vor dem Startplatz an, so dass es leicht fällt, gleich Höhe zu machen und auf Strecke in Richtung West (Dachstein) oder Ost (Grimming) zu gehen. Bei entsprechendem Wolkenbild über den Kanten kann man das Tal sehr schnell im Delphin-Stil entlang sausen. Doch auch ohne solche Lagen stehen die Bärte die Kette entlang sehr zuverlässig, so dass auch weniger erfahrene Flieger schnell einige km zusammen bekommen. Vielen aus dem DGC ist es beispielsweise gelungen, die 15 km vom Stoderzinken bis zur Landewiese direkt vor dem Holzerhof zu fliegen. Ich habe mit einem Ausflug zum Grimming und später zur Planai daraus ein 64 km flaches Dreieck gemacht. Das Foto vom Ennstal ganz oben entstand übrigens beim Landeanflug auf Schladming.

Loser
Der Loser ist von Schladming aus rund eine Stunde Autofahrt entfernt. Gestartet wird nach SO-S oder auch W-NW, entweder auf der steilen Südflanke (~1700m) oder einem Sattel am Gipfel (~1900m). (Das Foto zeigt den Blick von West auf den Loser.) Der Landeplatz liegt direkt neben dem Altaussee. Am Nachmittag muss man dort mit stärkerem Talwind aus West rechnen, weshalb man den LP nicht mehr von der Seeseite aus anfliegen sollte!
Der Loser ist von seiner Lage her als Streckenflugberg für weite Strecken nur etwas für erfahrene Gleitschirm- und Drachenflieger, da man sich das Fliegen über felsig-eisigem Hochgebirgsgelände Richtung Dachstein zutrauen muss. "Kleinere" Rundflüge und Dreiecke (z.B. mein 20 km FAI-Dreieck) um den Loser sind allerdings problemlos möglich und machen gerade auch wegen der interessanten Landschaft mit schroffen Felsen, tiefen Bergseen und weiten Tälern viel Spaß.

Bischling
Der Bischling über Werfenweng ist von Schladming aus in knapp 45 Minuten zu erreichen. Der abgeschottete Talkessel ermöglicht häufig noch Flüge, wenn andernorts die Windbedingungen einen Start schon vereiteln. Gestartet wird nach O, S und W, wobei der Oststart verlangt, dass man Startüberhöhung erfliegt, um zum offiziellen Landeplatz zu kommen. Entsprechend muss man bei Ostlagen mit zum Teil bockigen Lee-Bedingungen rechnen. Besonders interessant ist der Bischling für Streckenfluganfänger, weil man sehr leicht geschlossene Aufgaben rund um das Tal vor der imposanten Felskulisse des Tennengebirges (s. Foto) fliegen kann und dabei den Landeplatz nie aus den Augen verliert. Kleinere Dreiecke sind da schnell beisammen, wie dieses Beispiel zeigt (15 km FAI). Zudem ermöglicht die Bahn, bei Absaufern sehr schnell einen weiteren Versuch zu starten.

Im Ennstal gibt es freilich noch einige weitere Startplätze, u.a. die Reiteralm, Hochwurzn, Hauser Kaibling, Michaelerberg, Dachstein. Mehr Infos dazu findet man auf den Internetseiten der lokalen Flugschulen Aufwind, Sky Club Austria oder auf den Seiten von Paragliding365. Diese Startplätze sind allerdings nicht per Auto, sondern nur per Bahn zu erreichen (und die hatten im Mai noch Revision).

Ab Juni sind die Bahnen im Sommerbetrieb. Interessant für Flugreisende ins Ennstal: Ab Sommer 2007 erhält man als Gast bei vielen Hotels und Pensionen der Region eine spezielle Sommercard. Mit der Sommercard ist die Nutzung vieler Bahnen, aber auch anderer Freizeitangebote wie Schwimmbäder etc. kostenlos! Da wird die Urlaubskasse nicht mehr so stark für Auffahrten etc. belastet.