Als Folge meines Berichtes über das Wetter bei Hugo Robbens 156-km-Flug quer über Norddeutschland habe ich aus Emails mit Hugo einiges über die Stufenschlepptechnik gelernt, mit der sich die Holländer bis auf 1000m über Grund schleppen. Besonders interessant dabei: Alle Piloten im Stufenschlepp nutzen eine Klinke namens Zwiep-2 von Hollandair mit einem zusätzliche Sicherheitsfeature: Diese Klinke ist so konstruiert, dass sie bei allzu schrägem bzw. seitlichen Zug - z.B. wenn sich das Seil beim Zurückfliegen im Stufenschlepp am Boden verhängen sollte - automatisch auslöst. Dafür sind beide seitlichen Metallbacken des Auslösemechanismus gefedert gelagert. Die Federstärke lässt sich zudem einstellen, um nicht bei der kleinsten Abdrift sofort "aufzugehen".

Ich finde das System sehr sympathisch. Denn es bietet auch in anderen Situationen ein Sicherheitsplus. So kann ein Pilot gar nicht mehr in den Lockout kommen, weil die Klinke durch den seitlichen Zug das Seil einfach freigibt. Auch Klapper am Seil - die zwar sehr selten vorkommen - aber durch das Abdrehen der Kappe schnell kritisch werden könnten, sind mit so einer Klinke leichter zu beherrschen, weil auch hier der seitliche Zug sofort die Klinke öffnet. Solange man freilich sauber auf die Winde zufliegt, ist der Kraftschluss immer da...

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch eine andere Schlepptechnik der Holländer, die bei Starkwind auch in Deutschland funktionieren sollte und sogar legal wäre (der Stufenschlepp ist es ja bekanntlich nicht): Ist ein stärkerer Höhenwind zu erwarten, wird erst gar nicht viel Seil ausgerollt, vielleicht 200m. Der Pilot lässt sich dann normal in die Höhe schleppen. Sobald er in etwa 100m Höhe die übliche Ausklinkposition steil über der Winde erreicht hat, bleibt er allerdings am Seil und zieht nur sanft die Bremsen seines Schirmes herunter, bis er keine Vorwärtsfahrt mehr hat. In dieser Position kann das Anbremsen des Schirmes am Seil übrigens nicht mehr so schnell zum Strömungsabriss führen, weil der Pilot nicht mehr weit vor der Kappe hängt. Nun steigt er wie ein Kinderdrachen am Seil hängend ganz langsam rückwärts fliegend mit 1-2 m/s nach oben und reguliert nur noch über die Bremsen seine Position (Winkel) im Verhältnis zu Winde. Ausgeklinkt wird in Abstimmung mit dem Windenfahrer (am besten per Funk!), wenn eine bestimmte Maximalhöhe (Seillänge) erreicht ist oder man zufällig in eine Thermik einsteigt. Selbst bei kurzen Schleppstrecken sind so, bei den entsprechenden Bedingungen, sichere Ausklinkhöhen von mehreren hundert Metern zu erreichen. Kein schlechter Einstieg für den Streckenflug im Flachland. Allein schon durch den starken Höhenwind sind da schnell ein paar Kilometer Abdrift beisammen...