Wo ist der Wind? Das fragten sich viele Piloten am Sonntag in Boppard. Ich hatte ihn in der Wochenendmail schon eher schwach mit 10-15 khm angekündigt. Die Prognosen von Sonntag morgen sahen dann noch etwas schlapper aus. Entsprechend ruhig habe ich es dann erst einmal angehen lassen. Aber dass dann fast den ganzen Tag über so gut wie gar kein Wind in Boppard herrschen sollte, da hat der Wettergott doch etwas übertrieben.

Ich kam so gegen 14 Uhr in Boppard an und schaute in eine Horde etwas enttäuschter Gesichter, die dort offfenbar schon länger warteten. Die Windfahne hing strack runter. Eine gute Gelegenheit, mal ein wenig über den Kamm zu wandern, anstatt frustriert zu parawaiten. Gegen 15.30 Uhr sind dann die ersten Piloten in kleinere Ablösungen reingestartet, um nach 10 Minuten wieder einzulanden. Dieses Spiel wiederholte sich etwa alle halbe Stunde. Sobald eine Blase kam, herrschte Hektik am Startplatz. Die Startfrequenz war entsprechend hoch, schnell und manchmal nicht ganz koordiniert. So kam es auch zu einem, glücklicherweise glimpflich verlaufenen Startunfall. Ein Pilot touchierte beim Start das Gurtzeug eines anderen, kurz zuvor gestarteten Piloten, die Stabiloleine seines Schirm verhängte sich im Rettergriff und zog somit die Rettung des anderen. Während der Innencontainer nun fröhlich am Stabi des einen flatterte, ging der andere an der Rettung im nächsten Gebüsch nieder. Ergebnis: Schirmpflücken war angesagt, sonst alles ok. Beide Piloten sind später sogar nochmals geflogen. Allerdings hat dieses Beispiel allen Anwesenden vor Augen geführt, dass Startplatzdisziplin durchaus angesagt ist, inkl. einem lauten "Start"-Ruf, der die anderen Aufmerksam macht.

Jörg Franke hat auf Myvideo ein Video von dem Zwischenfall eingestellt:

Pannen beim Gleitschirmfliegen Boppard Bassano - MyVideo

Gegen 18 Uhr hatten schon viele der anwesenden Piloten aufgegeben. Wie so häufig kam das Boppard-Wunder freilich erst dann. Ab 18 Uhr trug der Hang sanft, breitflächig und angenehm - und das bis weit nach 19 Uhr. Meiner Beobachtung nach setzt dieser Effekt immer dann ein, wenn der Schatten des Starthanges am Abend das gegenüberliegende Rheinufer erreicht und dann dort langsam, aber stetig die warme Luft ablöst.