Es war einmal eine Zeit, da konnte und durfte nur der DHV Gleitschirme gemäß LTF für den deutschen Markt prüfen und mit einem offiziellen Gütesiegel versehen. Für den DHV bedeutete das natürlich Macht, Einfluss, Einkommen (über die Testgebühren) und sogar weltweite Präsenz mit seinen Gütesiegelkürzeln DHV 1, DHV 1-2 etc. Der DHV war damals quasi Gesetz - nicht immer zur Freude der Gleitschirmhersteller.

Mittlerweile muss man diese Allmacht des DHV beim Gütesiegel aber als historisch betrachten. Nicht nur, dass mit der Para-Academy seit geraumer Zeit eine zweite LTF-Prüfstelle in Deutschland existiert, und die Hersteller über die PMA schlagkräftig ihre Interessen vertreten. Kürzlich ist sogar noch eine dritte Prüfstelle (in der Schweiz) hinzugekommen: Air Turquoise von Alain Zoller bekam ebenfalls die Zulassung vom Luftfahrtbundesamt. Der Anteil der Gleitschirmtests, die dem DHV in Zukunft verbleiben, wird also zwangsläufig immer kleiner. Und selbst die DHV-Klassifizierung 1, 1-2, 2 etc. fällt in Zukunft weg, wenn es wie geplant zur Harmonisierung mit der europäischen Prüfnorm EN kommt.

Vielleicht ist ja auch die DHV-Testabteilung selbst schon bald Geschichte? Zumindest wirkt es so als verließen die Ratten das sinkende Schiff: Mike Küng, der prominenteste Testpilot beim DHV, hat dort seinen Vertrag beendet und reißt künftig für den Konkurrenten Para-Academy an den Schirmleinen. Zugleich hat er auch noch als Testpilot bei Paratech angeheuert.

Vor einem Jahr kündigte der DHV zudem schon an, sehr eng mit Air Turquoise kooperieren zu wollen. Warum also nicht den gesamten Testbetrieb dorthin auslagern, wo doch jetzt die nötige Zulassung vorliegt? Mal sehen, ob und wann der DHV auch offiziell seine neue Testpolitik präsentiert...