Nach dem Chili 3 ist der Mac Paras Eden 5 der zweite Schirm in meiner diesjährigen Testreihe neuer Highend EN-B Modelle. Geflogen bin ich die Größe 26 (75-95 kg) mit rund 93 kg  – in der Thermik am Dreiser Weiher (Eifel), groundhandelnd bei böigem Ostwind auf Rheinwiesen, thermisch soarend am Rorschacherberg in der Schweiz und in ruppiger Frühjahrsthermik nach Windenschlepp in Hohenunkel (nahe Bonn). Das Gurtzeug war ein Woody Valley Peak. Mein Dank geht an Michael Müller von Moselglider, der mir den Eden 5 freundlicherweise als Testschirm zur Verfügung stellte

Der Eden 5 ist ein perfekter Starter // Foto: S. Schäfer
Über den Eden hatte ich schon viel gutes gelesen, bevor ich den Schirm selbst in die Hand bekam. Beim Testival der Zeitschrift Thermik gehörte er zu den Lieblingen der Testpiloten. Der im englischen Paraglidingforum vielzitierte Schirmtester Ziad Bassil beschrieb den Eden 5 als "hidden treasure" auf seinem Blog Dust of the Universe. Die Spannung stieg: Würde ich am Ende zu ähnlichen Urteilen kommen? Vorwegnehmend sei gesagt: Dieser Schirm hat einen sehr ausgeglichenen Charakter, er leistet sich tatsächlich nur wenige Schwächen.

MacPara-Konstrukteur Peter Recek wollte mit den Eden 5 leistungsmäßig zur Mentor2-Liga aufschließen. Anfangs probierte er es mit „scharfen“ Prototypen, deren Streckung und knackige Bremseinstellung eher an C- als an B-Schirme erinnerte. Während der Entwicklung schwenkte er jedoch wieder auf die alte MacPara-Philosophie um, Schirme zu bauen, die ihre Klasse nicht völlig ausreizen und als Allrounder auch motortauglich sind. Herausgekommen ist nun der Eden 5 mit 52 Zellen, einer Streckung von 5,6 und einer Flächenbelastung an der Gewichtsoberkante von rund 3,7 kg/m². Der Schirm hat drei Leinenebenen, wobei die C-Ebene im mittleren Kappenteil noch auf D aufsplittet. An der Eintrittskante sind biegsame Nylonstäbchen zu finden, die an den aufgehängten Rippen zusätzlich mit Mylar verstärkt sind. Der Schirm besitzt kein 3D-Shaping, dafür ein recht aufwendiges Innenleben mit zahlreichen dünnen Querzugbändern, die für eine spürbar ausgewogene Spannungsverteilung über die gesamte Flügelbreite sorgen. An der Abströmkante sind Mini-Ribs und kurze Raffbänder zu finden, die eine eindeutige „Bremsklappe“ definieren.

Starten: Tadellos. Die wenigen, auf den 3 Ebenen unterschiedlich gefärbten Leinen sind leicht sortiert. Die Kappe füllt sich sehr gleichmäßig und baut über die ganze Flügelbreite schnell Spannung auf, selbst wenn man sie nur mit den innersten A-Gurten aufzieht. Der Eden 5 braucht durchgängig leichten Zug, doch damit steigt er sicher und ohne zunehmende Beschleunigung nach oben. Während einige Highend B-Schirme zum Überschießen tendieren und deshalb einen achtsamen Piloten fordern, der entweder mit beherzter Bremse oder dem Zug auf der C-Ebene dem Unheil vorbeugt, bleibt der Eden 5 geradezu vorbildlich über dem Piloten stehen. Für Grobmotoriker interessant ist noch eine besondere Eigenschaft: Übermäßiger Zug auf der A-Ebene lässt die Front leicht einknicken, was wie eine Bremsautomatik wirkt. Der Schirm bleibt fast von selbst im Zenit stehen. Das sorgt schon beim Start für Entspannung. Die Abhebegeschwindigkeit ist durchschnittlich.
Ein paar Abstriche muss man nur bei unorthodoxen Starttechniken machen. Beim Kobra-Start lässt sich der Schirm etwas widerwillig von der Seite über den Piloten ziehen. Und wer es gewohnt ist, am Start oder beim Groundhandling viel mit A- und C-Ebene gegenläufig steuernd zu arbeiten, der muss sich mit etwas verzögerten Reaktionen der Kappe anfreunden. Aber ein kurzer Griff in die Bremsleine kann da Wunder wirken.

Windenstart mit dem Eden. Die Kappe baut schnell Spannung auf. // Foto: G.Kiphard
Windenstart: Auch an der Winde zeigt der Eden 5 seine Qualitäten, kommt flott und kompakt hoch. Bei stärkerem Windenzug sollte man nicht zu spät und abrupt anbremsen, sonst kann man schnell einmal vom Boden gehebelt werden. In der Steigphase am Seil ist der Eden sehr spurstabil und verlangt kaum Korrekturen. Ein ganz leichter Bremszug verbessert die Steigleistung.

Landen: einfach bis mittel. Die gute Gleitleistung verlangt eine etwas großräumigere Landeeinteilung. Bei engen Kurven knapp überm Boden ist Vorsicht geboten, da der Flügel schneller als andere seiner Klasse zu graben beginnt. Der Eden 5 lässt sich sauber ausflaren, setzt allerdings Geschwindigkeit nicht ganz so ausgeprägt in Auftrieb um wie z.B. der Chili 3.

Bremsen: Die Bremsleinen des Eden 5 wirken in der Werkseinstellung schon bei einem erstaunlichen geringen Zugweg. Mit einer halben Wicklung geflogen, muss man die Hände tatsächlich bis auf Rollenhöhe heben, um nicht ungewollt leistungsmindernd schon ein wenig die Hinterkante runterzuziehen. Umso erstaunlicher ist es, dass man dennoch einen relativ langen Bremsweg benötigt, um den Schirm beim Thermikfliegen auf engere Kurvenbahnen zu bringen. Das hängt vermutlich mit der Bremsanlenkung zusammen. Während bei vielen anderen Schirmen die Bremse anfangs v.a. auf die äußersten Flügelteile wirkt, wird beim Eden 5 fast die gesamte Flügelhälfte gleichmäßig ausgelenkt. Das ergibt im Zusammenspiel mit Mini-Ribs und Raff-System ein angenehm lineares Bremsverhalten. Der Bremsdruck ist dabei leicht bis mittel, vermittelt von Anfang an einen guten Kontakt zur Kappe.

Kappenfeedback: Trotz des angenehm definierten Zugwiderstands erfährt der Pilot über die Bremse eher wenig über den Zustand der Kappe. Kleine Entlaster lassen sich kaum im Vorfeld an den Steuerleinen erfühlen, wobei der Eden auch nicht zum „Ohrenwinken“ neigt. Die Kappe, obwohl nicht bretthart, behält lange ihre Spannung. Informationen zu den Luftbewegungen, etwa der Thermikstärke, lassen sich wiederum gut über die Bremse erfühlen.
Deutlich mitteilsamer ist der Eden 5 über die Tragegurte. Da zuppelt der Schirm eindeutig und zeigt sehr direkt an, wo es auf- oder abwärts geht. In ruppiger Thermik wirkt das sogar etwas nervöser als bei anderen B-Schirmen. Wie zum Ausgleich bietet der Eden dennoch eine überdurchschnittliche Spurtreue.

Gewichtssteuerung: Auf reine Gewichtsverlagerung reagiert der Eden 5 verzögert (vielleicht der Grund für die o.g. Spurtreue). Es dauert seine Zeit, den Schirm ohne Bremse in die Kurve zu bringen. Auch das Aufschaukeln braucht einigen Anlauf, wobei die Pendelbewegungen dann kaum mit einer Drehung um die Hochachse einhergehen. Jeder zusätzliche Bremseinsatz lässt diese scheinbare Trägheit aber schnell vergessen. Der Eden kann durchaus spritzig werden.

Kurvenflug: Was mit Gewichtsverlagerung so schwer und träge erscheint, ist mit Bremseinsatz beim Eden umso leichter und vielfältiger zu haben. Der Schirm kann weit oder flott ums Eck gezirkelt werden. Er beherrscht, bis auf das ausgeprägte Flachdrehen, nahezu alle Schräglagen ausgezeichnet. Allerdings verlangt der Eden 5 vom Piloten einen angepassten Flugstil: Wer es gewohnt ist, die Kurvencharakteristik maßgeblich über die Innenbremse zu bestimmen, wird umdenken müssen. Zum einen wirkt die Innenbremse verzögert bzw. erst bei erstaunlich großen Bremsausschlägen, zum anderen fängt der Eden dann schnell an zu graben. Deshalb ist der moderierende Einsatz der Außenbremse gefragt. Letztendlich fliegt sich der Eden v.a. in der Thermik viel direkter und wendiger, wenn man fast nur mit der Außenbremse arbeitet. Dann sind auch viel geringere Bremsausschläge nötig, um die Kurvenradien anzupassen. Das Spiel mit der Außenbremse verlangt allerdings ein feines Händchen, weil manchmal nur Nuancen den Unterschied zwischen ausgeglichenem Kurvenflug und leistungsminderndem Graben ausmachen.

Thermikeigenschaften: Das Spiel mit der Außenbremse hat einen großen Einfluss auf die Steigqualitäten des Eden. In gleichmäßigen Thermiken, die man mit weitgehend sturer  Bremsenstellung ausfliegen kann, erweist sich der Schirm als beeindruckender Klettermaxe. In uneinheitlichen Schläuchen ist das Steigen durchschnittlich. Und wenn es darum geht zerrissene, wabernde, kleinere Blasen noch leistungsstark zu zentrieren, wird das mit dem Eden zu einer anspruchsvolleren Aufgabe. „Schnell mal flach ums Eck“ gehört nicht zum Repertoire des Schirmes. „Schnell ums Eck“ geht durchaus, am besten mit dem Öffnen der Außenbremse, doch das führt ebenso schnell zum Abkippen und Abtauchen. Ein "Geradeziehen" der Kappe durch Gewichtsverlagerung nach außen zeigt kaum ausgleichende Wirkung. Unter solchen Bedingungen den besten Kompromiss zwischen Kurvenradius und Grabverhalten zu finden, ist eine Kunst, für die Eden-5-Piloten lange werden üben müssen.
Erschwerend kommt hier noch eine weitere Eigenschaft des Eden 5 hinzu - die in den meisten anderen Situationen allerdings vorteilhaft ist: Die Kappe ist sehr pitchstabil. Sie bäumt sich beim Einfliegen in die Thermik kaum auf und schießt beim Herausfallen kaum vor. Was im Flugalltag die meiste Zeit positiv auffällt, weil es ein sehr entspanntes Fliegen ermöglicht, wird für das Handling in hackiger Thermik kontraproduktiv. Während manche anderen Schirme beim Herausfallen aus der Thermik vorschießen und man diese Dynamik als Pilot nutzen kann, um zackig zurück ins Steigen zu steuern, sackt oder rutscht der Eden 5 in stärkeren Abwindzonen kompakt ab. Bis man den Schirm dort herum bekommt, gehen wertvolle Höhenmeter verloren.

Beschleuniger: Der Eden 5 besitzt einen leichtgängigen Beschleuniger mit großen kugelgelagerten Rollen. Halb getreten legt er schnell um rund 5-6 km/h zu, voll beschleunigt kommen nochmals 3-4 km/h drauf. Damit erreicht der Eden nicht ganz die Geschwindigkeitsspanne anderer Konkurrenten im High-End-B Bereich. Aber wie viele Piloten trauen sich wirklich im Alltag mal Rolle auf Rolle zu fliegen? Jedenfalls erweckt der Eden auch voll beschleunigt bei gutem Gleiten noch einen sehr stabilen, nicht ausgereizten Eindruck.

Ohren anlegen: Sauber rein, sauber raus und unauffällig stabil. Mit etwas Nachziehen sind auch ansprechend große Ohren möglich, die leicht zu halten sind. Sie öffnen nach dem Freigeben nur verzögert von selbst. Mit angelegten Ohren reagiert der Schirm viel besser auf Gewichtssteuerung als mit offener Kappe.

Steilspirale: Die Steilspirale lässt sich ganz nach Belieben langsam oder schnell einleiten und jederzeit gut kontrollieren.

Frontklapper: Keine Auffälligkeiten.

Seitenklapper: Ich habe kleinere und größere Klapper bis 70% gezogen (nur unbeschleunigt). Der Eden 5 klappt relativ flach weg und zeigt selbst bei größeren Klappern ein für den Highend-B Anspruch vergleichsweise harmloses Verhalten. Nach einem schnellen Abdrehen um 60-90 Grad öffnet der Flügel kontinuierlich und ist noch vor den 180 Grad wieder komplett gefüllt über dem Piloten. Ein leichtes Pumpen hilft bei der Entfaltung der Außenzellen. Mit leichtem Gegensteuern lässt sich der Schirm sauber auf Spur halten.

Nicken: Trotz der hohen Pitchstabilität im Normalflug lassen sich über die Bremsen doch größere Nickbewegungen einleiten, aber auch ohne extremen Bremseinsatz abfangen.

Rollen: Nur mit Gewichtsverlagerung geflogen, braucht der Eden 5 Zeit und ein gutes Taktgefühl des Piloten, um sich aufschaukeln zu lassen. Mit Bremseinsatz ändert sich dieser Charakter sofort und lässt sogar Freestyle-Qualitäten erkennen. Das passt zu den Erfahrungen beim Kurvenfliegen.

Packen: Der Schirm wird mit einem normalen Innenpacksack geliefert. Trotz Stäbchen und Mylar in der Eintrittskante ist ein angenehm kleines Packmaß möglich.

Der Eden 5 hat Stäbchen und teilweise noch Mylar in der Eintrittskante,
dazu unschöne Stempelflecken auf den Stoffbahnen.
Qualität: Der Schirm macht vom Nahtbild her einen hochwertigen Eindruck. Die Tragegurte sind schmal und aus einem relativ weichen Gurtband, das sich schnell einmal verdreht. Beim Aufnehmen der Bremsen ist also Vorsicht geboten. Die Leinenebenen sind nicht sehr kontrastreich unterschiedlich gefärbt. Eine eindeutige farbliche Kennzeichnung der Stabilo-Leine wäre wünschenswert. Die Stammleinen sind weitgehend ummantelt, bis auf die Galerieebene. Die Bremsspinne wiederum ist nur im unteren Teil ummantelt. Die Verspleißungen der Leinen sind sehr sauber ausgeführt und vernäht. Der Stabilo besitzt eine Schmutzauslassöffnung, die sich automatisch etwas öffnet, wenn sie nicht unter Spannung steht, z.B. beim Ohrenanlegen.
So sehr MacPara in vielen Details auf Qualität setzt, so überraschend ist in anderen Dingen auch wieder der tschechische Pragmatismus. Zum Beispiel werden die Stoffbahnen für die Produktion durchnummeriert und gestempelt, und diese Stempelfarbe ist teilweise deutlich als Flecken mitten im Tuch sichtbar. Im Flug ist das wahrlich nicht störend, doch ich kenne Piloten, die so etwas bei näherer Betrachtung wohl als „unschön“ empfinden würden.

Fazit: MacPara hat mit dem Eden 5 einen echten Allrounder mit guter Leistung bei hohem Wohlfühlfaktor in der Highend EN-B Klasse lanciert. Die große Laufruhe, Pitchstabilität, Startsicherheit und Steigvermögen lassen den Schirm gerade als Kombigerät für Thermik- und Motorflieger herausstechen. Wer sich als Streckenflieger auf Punktejagd öfter auch bei hackiger Thermik in die Lüfte schwingt, wird unter solchen Bedingungen das letzte Quentchen Präzision im Thermikhandling vermissen. Doch für das Gros der EN-B Piloten, für Genussflieger mit Leistungsambitionen sollte der Eden 5 ein Vertrauen erweckender Begleiter für viele entspannte Flugmomente sein.

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