Schon angemeldet, noch nicht bestätigt:
Gemeinsamer Streckenflugweltrekord dreier Brasilianer.
Noch ist es nicht ganz offiziell, doch die Spatzen der XC-Szene pfeifen es schon seit ein paar Tagen von den Dächern: Die Brasilianer Donizete Lemos, Marcelo Prieto und Frank Brown haben gemeinsam einen neuen Weltrekord im Gleitschirm-Streckenfliegen in der Kategorie "straight distance" aufgestellt. Rund 514 Kilometer flogen sie am vergangenen Freitag mit dem Südost-Passatwind von Tacima bis Monsenhor Babosa. Seit heute (Montag) ist der vorläufige Rekordanspruch online auf den Seiten der FAI vermerkt. Jetzt steht nur noch die offizielle Bestätigung aus. Auf den üblichen XC-Servern ist der Flug noch nicht zu finden.

Es ist das glückliche (vorläufige) Ende einer langen Geschichte der Rekordversuche. Schon 2007 hatten Frank Brown, Marcelo Prieto und damals Rafael Saladini gemeinsam den Streckenflugweltrekord im Nordosten Brasiliens auf 461 Kilometer geschraubt. Doch ein Jahr später war Nevil Hulett in Südafrika 502 Kilometer weit gekommen. Seither haben die Brasilianer jedes Jahr aufs neue versucht, den Rekord in ihr Land zurück zu holen. Nun ist es ihnen offenbar endlich geglückt.

Der Erfolg geht einher mit einem Wechsel des Startplatzes. Bisher fanden die meisten Rekordversuche in Brasilien von Quixadá aus statt. Doch im vergangenen Jahr hatten einige Piloten, darunter auch Donizete Lemos, gezeigt, dass Tacima das Streckenpotenzial von Quixadá noch ausstechen kann (lu-glidz berichtete).

Mehr als elf Stunden waren die drei Piloten bei ihrem Rekordflug in der Luft. Und der ist nicht nur wegen der rund zwölf Kilometer längeren Strecke höher zu bewerten als der alte Rekord Nevil Huletts. Tacima ist ein Fußstartgelände mit nur 150 Meter Höhenunterschied. Hulett hatte sich hingegen in Südafrika mit der Winde direkt in nutzbare Thermikhöhen schleppen lassen. In der Luft nutzte er starke Höhenwinde, um die 502 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 73 km/h abzuspulen. Würde man solche Bedingungen nach Brasilien übertragen, hätten Lemos, Prieto und Brown theoretisch über 700 Kilometer weit fliegen können.

Neben dem glücklichen Trio gab es auch noch einen Pechvogel. Rafael Saladini war am Rekordtag gemeinsam mit den genannten gestartet, doch leider wenig später schon abgestanden. In Tacima kann bereits um 6:20 am Morgen in die ersten Thermiken hinein gestartet werden (der schnell aufsteigenden Sonne in den Tropen sei Dank). Die größte Schwierigkeit besteht darin, die thermikschwache erste Stunde noch ohne große Arbeitshöhen zu überstehen.

Vielleicht ist das aber noch nicht das Ende der Geschichte. Die Streckenflugsaison im Nordosten Brasiliens hat gerade erst begonnen. Den rekordhungrigen Brasilianern ist es zuzutrauen, dass sie ihren Erfolg auch als Quartett nochmal wiederholen.