Der Gleitschirmschlepp mit einem längenfesten Seil galt bisher als äußerst riskant. Doch jetzt gibt es ein sogar vom DHV zugelassenes System. Der Name: Winchbitch

Die elektromagnetische Trennvorrichtung der Winchbitch.
Die eigens berechnete und gewickelte Magnetspule ist
kräftig genug, um einen Piloten samt Schirm zu halten.
// Quelle: Handbuch Winchbitch
Die simpelste Schleppvariante kennt keine sich bewegenden Teile am Seil. Es wird einfach mit einer einmal ausgelegten, fixen Seillänge gearbeitet. Keine stationäre Winde ist nötig, keine irgendwie gesteuerte Abrollapparatur. Nur ein Zugfahrzeug, das den Gleitschirm samt Pilot in die Luft zieht. Ganz simpel, aber auch sehr gefährlich, normalerweise.

Beim Fixseilschlepp kann es schnell zum Lockout kommen, sollten die Zugkräfte zu groß werden und der Fahrzeugführer das nicht mitbekommen. Es hat schon Tote gegeben, weil der Schirm unter Zug seitlich ausgebrochen ist und sich dann unkontrollierbar samt Pilot mit großer Geschwindigkeit gen Boden bohrte. Kein Wunder, dass vor derlei Versuchen immer wieder gewarnt wurde und wird. Fixseilschlepps sind ein No-Go - es sei denn man (er)findet eine technische Lösung, die für eine sichere, automatische Seiltrennung sorgt, bevor es zum Lockout kommt.

Hans-Joachim Knobloch hat das getan. Gemeinsam mit Fliegerfreunden in Sachsen entwickelte und baute er die Winchbitch. Das ist das erste System zum Fixseilschlepp, das kürzlich sogar die offizielle Windenzulassung vom DHV erhielt.

Kernstück ist ein elektromagnetischer Halte- bzw. Trennmechanismus, der einfach an der Anhängekupplung eines Autos befestigt wird. An einem Elektronikkästchen lässt sich die maximale Zugkraft in Abhängigkeit des Pilotengewichts einstellen. Fährt der Fahrer zu schnell oder wird der Winddruck in der Höhe bzw. durch Turbulenzen zu stark, schaltet die Magnetkupplung einfach ab und der Pilot fliegt dann frei. Da auch bei einem Lockout schon im Ansatz die Zugkräfte stark ansteigen, erfolgt auch in diesem Fall eine automatische Sicherheitstrennung. Natürlich kann auch per Not-Aus-Taster getrennt werden.

Das Interessante an der Winchbitch ist die Einfachheit des Systems. Hans-Joachim Knobloch spricht von weniger als 1000 Euro Materialkosten. Die Steuerelektronik wird an die 12-Volt-Zigarettenanzünderbuchse gesteckt, der magnetische Seilhalter an der Anhängekupplung befestigt - schon ist ein Fahrzeug schleppbereit. Um sich in die Lüfte zu schwingen, benötigt man nur noch ein entsprechend langes Schleppgelände. Es braucht halt Platz, das Schleppseil von Anfang in voller Länge (typischerweise 300 Meter) auslegen zu können und dem Fahrzeug dann noch eine ausreichende Fahrtstrecke zu lassen. Als Schleppseil dient ein Spezialseil von Liros, das eine besonders hohe Dehnung besitzt und dadurch Lastspitzen abfedert.

Unklar ist noch, in welcher Form und zu welchem Preis die Winchbitch auch käuflich erhältlich sein wird. Das wird von der Resonanz, sprich: Nachfrage abhängen. Zudem gefällt sich Hans-Joachim Knobloch eher in der Rolle des Tüftlers als der des Verkäufers. "Am liebsten würde ich das Projekt in kommerzielle Hände geben und mit dem Erlös das nächste Projekt finanzieren", sagte er gegenüber Lu-Glidz.

Folgendes Video zeigt einem Schlepp mit der Winchbitch, bei dem es zu einer automatischen Sicherheitstrennung kommt, weil der Fahrer zu schnell fährt..