Die Diskussion um die Luftraumprobleme in Südspanien offenbart: Das Gleitschirmfliegen steckt im Grunde in ganz Spanien in einer Gesetzesklemme.

Die TMA Sevilla belegt fast ganz Andalusien mit einem Deckel
ab 1000 Fuß über Grund. // Quelle: XC-Planner
Der Gleitschirm ist in Spanien rechtmäßig nicht eigens definiert. Er fällt dort in die Rubrik Ultraleichtfluggerät, und für diese gilt in Spanien eine Regel: Auch im unkontrollierten Luftraum außerhalb von Kontrollzonen etc. darf legal nur bis auf 1000 Fuß (~330m) über Grund geflogen werden. Wer höher steigen wollte, bräuchte stets eine Sondererlaubnis von den Luftraumbehörden. Ansonsten bewegt er sich außerhalb der Legalität.

Viele Jahre haben sich die Gleitschirmpiloten in Spanien nicht darum geschert. Sie betrachteten ihr Hobby als "vuelo libre". Ohne speziellen Gesetzesrahmen erschien ihnen fast alles erlaubt, man musste sich nicht kümmern. Doch diese Einschätzung - teils auf Blauäugigkeit, Unwissenheit und Ignoranz beruhend - erweist sich immer mehr als Boomerang. In den vergangenen Jahren und vor allem Monaten ist die spanische Luftaufsicht AESA verstärkt auf die Gleitschirmfliegerei aufmerksam geworden. Und so wachsen die Sorgen, dass die spanischen Behörden stärker durchgreifen könnten, getreu dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

Hauptregion der Auseinandersetzung ist aktuell Andalusien. Dort gab es schon heftige Diskussionen um verbotene Gleitschirmflüge innerhalb der CTR von Málaga. Das über Jahre schon etablierte Fluggebiet von Valle de Abdalajís wurde daraufhin offiziell geschlossen (Lu-Glidz berichtete). Doch damit ist das Thema nicht vom Tisch. Denn darüber hinaus ist auch fast ganz Andalusien mit einem weiteren Luftraum belegt, der TMA Sevilla, die schon auf 1000 Fuß über Grund beginnt.

Im beliebten Fliegerspot Algodonales, wo die spanische Meisterschaft stattfinden sollte, aber wegen unzureichender Luftraumfreigaben abgesagt werden musste, geht jetzt die Angst um. Sollten die Luftaufsichtsbehörden auf Recht und Gesetz pochen, stünde zumindest das Thermik- und Streckenfliegen in der Region in Zukunft unter einem schlechten Stern. Algo könnte seinen Ruf als ideales Fluggebiet für winter-gefrustete Nordeuropäer verlieren. Für einen Ort, der stark vom Gleitschirmtourismus profitiert, sind das schlechte Perspektiven.

Allerdings geht es nicht nur um Algo. Langsam dämmert es den spanischen Gleitschirmfliegern, dass sie bzw. ihr Verband es allgemein zu lange versäumt haben, Lobbyarbeit für sich zu machen. Es fehlt ein eigener juristischer Regulierungsrahmen als offizielle Anerkennung der Bedürfnisse, Rechte und Pflichten der Gleitschirmfliegerei. Ohne diesen wird es schwer, als Luftraumnutzer von den Behörden ernst genommen und respektiert zu werden.