(Update 26.11.18: Zu diesem Test ist mittlerweile auf Lu-Glidz auch ein "Nachtest" des Gerätes mit einer neuen Firmware erschienen. Für die Beschreibung der Grundfunktionen des leGPSBip ist der nachfolgende Text aber immer noch aktuell.)
Klein wie eine Streichholzschachtel, aber oho: das leGPSBip // Quelle: lebipbip.com |
Timothée Manaud von der Firma Stodeus sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als er das leGPSBip ankündigte. Das kleine Gerät sollte das erste "solarbetriebene" Mini-Vario mit GPS-Chip sein. Als weitere Besonderheit würde das leGPSBip zudem eine Sprachausgabe besitzen, über die automatisch oder auf Anforderung Höhe und Geschwindigkeit angesagt wird. Diese Kombination von Features erschien gerade für Hike-and-Fly-Enthusiasten interessant. Die Frage war nur: Würde Timothée mit dem kleinen leGPSBip die Erwartungen erfüllen können, die er weckte? Für den Test hat er mir freundlicherweise ein Gerät zur Verfügung gestellt.
Eins vorneweg: Das Konzept des leGPSBip ist wirklich attraktiv. Ein kleines Gerät, nicht größer als eine Streichholzschachtel, unter 50 Gramm schwer, betrieben mit einer Solarzelle und einem kleinen Akku als Speicher für wolkige Zeiten. So etwas klettet man sich jederzeit gerne als Ultraleichtvario an den Helm. Sei es als alleiniges Vario, das netterweise auch noch den Flug als igc-File mit aufzeichnet, oder einfach als GPS-Backup, das bei Bedarf auch noch piepen kann. Im folgenden gehe ich auf die einzelnen Funktionen nacheinander ein.
Die Variofunktion
Das leGPSBip hat einen Vorgänger: das leBipBip (s. Test auf Lu-Glidz). Das umfasst im gleich großen Gehäuse nur ein Solarvario ohne GPS. Eine Besonderheit des leBipBip war und ist seine sehr hohe Empfindlichkeit bzw. sein sehr schnelles Ansprechverhalten. Bevor das XC-Tracer auf den Markt kam (das Daten von Beschleunigungs- und Lagesensoren integriert, um das Vario fast verzögerungsfrei piepen zu lassen), dürfte das leBipBip der vielleicht empfindlichste Höhenpiepser gewesen sein. Das leGPSBip hat dessen Variocharakter geerbt.
Allerdings muss man sich mit der Reaktivität und ihren Folgen erst anfreunden. Das leGPSBip setzt wie das leBipBip auf eine sehr kurze Integrationszeit der Druckdosenmesswerte. Entsprechend schnell werden Druckänderungen auch in Tonhöhenänderungen umgesetzt. Das sorgt zwar für ein schnelles Ansprechverhalten, aber auch einen schnellen Tonhöhenwechsel mit teils großen Sprüngen. Selbst verhältnismäßig ruhige Thermiken erscheinen einem vom Varioklang her schon mal wild und zerrissen. Bedient man zudem die Bremsen etwas grobmotorisch und fliegt die Thermikkreise nicht rund sondern zackig, treibt die damit verbundene Pendelei die plötzlichen Tonsprünge weiter an. Man kann sich daran gewöhnen und ob der hüpfenden Variomelodien in Gelassenheit üben. Doch manchmal würde ich mir beim leGPSBip in den Tonfolgen etwas mehr vornehme Unaufgeregheit wünschen.
Positiv ist, dass man die Varioakustik beim leGPSBip in vielen Punkten mit einem komfortablen Editor (s.u.) einstellen kann: Tonhöhe und Frequenzbereich; der Schwellwert, ab dem das Vario überhaupt das Steigen anzeigen soll; der Einsatzpunkt eines Sinktones; eine Art Nullschieberton, der schon schwach steigende Luftmassen anzeigt, die aber das Eigensinken des Gerätes noch nicht ausgleichen; eine Funktion, die das Vario am Startplatz auf automatisch stumm schaltet und erst bei Flugbewegungen aktiviert. Leider fehlt ein Regler, um auch die schon genannte Integrationszeit variieren zu können. So muss man zwangsläufig mit der Sprunghaftigkeit der Variotöne leben. Nach Angaben des Entwicklers soll das in Zukunft aber noch ergänzt werden.
Etwas störend ist, wie empfindlich das Vario des leGPSBip auf Spannungsschwankungen der Solarzelle reagiert. Ein kurzer Schattenwurf mit folgender Rückkehr der Sonne führt zu zusätzlichen Piepsern. Noch dramatischer wird es, wenn die Solarzelle zwischenzeitlich mal nur teils beschattet ist, während direkt daneben volle Sonne darauf trifft. Dann produziert das Vario kurzzeitige Kiekser und heulende Klänge. Das tritt zwar nur relativ selten auf, wirkt aber dennoch etwas verstörend. (Anm.: In einer neueren Firmwareversion, die ich nicht mehr getestet habe, soll dieses Problem angeblich behoben worden sein.)
Im direkten Vergleich zum XC-Tracer ist das leGPSBip übrigens fast so schnell und empfindlich in der Ansprache, aber eben nicht so exakt, ruhig und ausgeglichen. Dem XC-Tracer kommen hier die zusätzlich verarbeiteten Daten der Lage- und Beschleunigungssensoren zugute. Im leGPSBip ist zwar eine ganz ähnliche Technik eingebaut, doch werden hier die Sensoren bisher und entgegen den Angaben auf der Homepage nicht für die Variofunktion genutzt. Sie dienen de facto nur als "Tippschalter" für die Sprachausgabe (s.u.). In künftigen Firmware-Versionen soll die Multisensor-Variofunktion aber noch kommen, so der Hersteller.
Die GPS-Funktion
Der Lieferumfang des leGPSBip: Verbindungskabel, Kurzanleitung, Solar-GPS-Vario, Velcro-Pads. // Quelle: lebipbip.com |
Im Flugalltag dürfte es empfehlenswert sein, im Sinne des Energiesparens und längerer Laufzeiten auf den High-Performance-Mode zu verzichten und nur die einfache GPS-Einstellung zu wählen. Für eine klassische igc-Aufzeichnung für Streckenflüge ist das auch völlig ausreichend. Wer sehr lange Flüge plant, sollte allerdings auch das Aufzeichnungsintervall eher größer wählen, z.B. nur einen Punkt alle zehn Sekunden - wiederum um Strom zu sparen.
Das leGPSBip zeichnet die Positionsdaten sowohl als IGC- als auch als kml-Datei auf. Die IGC-Daten sind validiert und für alle XC-Contests verwendbar. Die Dateien können sehr einfach aus dem Gerät ausgelesen werden. Hierfür muss man das Vario nur per USB-Kabel an den Computer anschließen. Es wird als externes Laufwerk erkannt. Dort sind dann in einem Flug-Ordner mit weiteren Unterordnern (nach Monaten sortiert) die Flugdaten gespeichert.
Insgesamt ist die GPS-Funktionalität des leGPSBip für ein Gerät dieser Bauart sehr gut gelöst. Störend ist nur eine Eigenschaft: Der verwendete GPS-Chip braucht im Vergleich zu anderen Geräten sehr lange, um nach dem Einschalten seine erste Position zu finden. Vor allem wenn das Gerät längere Zeit nicht verwendet wurde oder wenn man seinen Standort über größere Distanzen hinweg verändert hat, kann das schon mal mehr als eine Viertelstunde dauern. Diese Wartezeit sollte man vor einem Flug mit einrechnen.
Das Blöde dabei ist, dass die Suche nach dem GPS-Fix richtig viel Strom frisst - wieder einmal mehr, als die Solarzelle hergibt. Ist der eingebaute Akku nicht ausreichend vorgeladen, kann es sogar passieren, dass allein die lange Positionssuche des GPS den Akku völlig entleert. Dann ist das Gerät nicht einmal mehr als reines Vario (ohne GPS) verwendbar, weil es sich nach dem Einschalten gleich wieder abschaltet.
Akustik und Sprachausgabe
Das kleine leGPSBip glänzt es mit einer unerwartet guten Akustik. Der eingebaute Mini-Lautsprecher liefert ein angenehm volltönendes Variopiepsen. Es erreicht zwar nicht die sonoren Qualitäten eines großen Skytraxx-Varios (das in Sachen Varioklang in meinen Ohren derzeit die Referenz darstellt), schlägt aber ein XC Tracer in dieser Disziplin deutlich. Der Varioklang ist angenehm und selbst in mittlerer Lautstärkestufe bei Montage auf dem Cockpit schon gut zu hören. Nutzt man auch die Sprachausgabe des Gerätes, wird man allerdings gezwungen, die Lautstärke auf maximal zu stellen. Das gesprochene Wort dringt im Fahrtwind weitaus schlechter durch als reine Pieplaute. Die hohe Lautstärke frisst freilich auch wieder mehr Strom. Bei passender Helmmontage des Varios reicht auch eine niedrigere Lautstärkestufe.
Die Sprachausgabe (auch auf Deutsch möglich) ist übrigens ein wirklich gelungenes und hilfreiches Feature. Man kann in den Settings voreinstellen, wann das Vario automatische Angaben zu Höhe und Geschwindigkeit machen soll: z.B. jeweils nach 100 Metern Höhengewinn bzw. Verlust oder nach 1000 Meter zurückgelegter Distanz. Beim Kurbeln ist das sehr angenehm, wenn man sich zum Beispiel, um unter einem Luftraumdeckel zu bleiben, gezielt 1300 Meter als Grenze gesetzt hat, um einen Bart zu verlassen. Man muss nicht ständig eine Vario-Anzeige im Blick behalten, sondern hört einfach nur hin, bis die freundliche Frauenstimme einem diesen Wert zuruft.
Die aktuellen Werte lassen sich auch abseits der gewählten Höhenstufen jederzeit vorsagen, indem man einfach kurz doppelt an das Vario klopft. Der eingebaute Beschleunigungssensor erkennt diese Erschütterung und lässt daraufhin ebenso die Stimme ertönen.
Vermisst habe ich bei der Sprachausgabe die Option einer groben Richtungsangabe zur Geschwindigkeit. Gerade bei Starkwindverhältnissen wäre es manchmal wichtig zu wissen, ob es mit 5 km/h noch vorwärts nach Nordost oder schon rückwärts nach Südwest geht.
Einstellbarkeit
Das Konfigurationsprogramm des LeGPSBip ist sehr einfach zu bedienen. // Quelle: lebipbip.com |
Sehr positiv fällt auf, dass man bis zu drei verschiedene Nutzerprofile im leGPSBip hinterlegen kann. Beim Einschalten des Gerätes kann man dann zwischen diesen Profilen auswählen. Das ist zum Beispiel interessant, um am Gerät ganz nach Bedarf ein sehr stromsparendes (große GPS-Intervalle für lange Streckenflüge) oder sehr genaues Datensammeln (z.B. für das Erfliegen realistischer Leistungsdaten und Polaren) vorzuwählen.
Konnektivität
Das leGPSBip lässt sich auch als externes Vario und GPS-Maus für E-Reader á la Kobo oder für Android Smartphones mit passender Flugsoftware wie XCTrack verwenden. Die Daten werden dabei nicht wie beim XC Tracer per Bluetooth, sondern nur per USB-Kabel an den Reader gesendet. Diese Funktionalität habe ich allerdings nicht getestet und kann deshalb keine Angaben dazu machen. Ich würde allerdings empfehlen, bei einem solchen Setting von Anfang an eine externe Stromquelle mit einzuplanen, was ein speziell gegabeltes USB-Kabel voraussetzt.
Energiemanagement
Die solare Energieversorgung ist eine große Attraktion, aber auch eine Schwachstelle des leGPSBip. Denn die Solarzelle erweist sich meiner Praxiserfahrung nach als nicht groß genug, um im Flugalltag stets ausreichend Strom für Vario und GPS zu liefern. Hier muss zwangsläufig der eingebaute Akku einspringen. Doch auch dessen Kapazität reichte bei meinem Testgerät nicht aus, damit es bei Einsatz all seiner technischen Möglichkeiten (high-perfomance GPS, sehr kurzes Tracking-Intervall, Nullschieberton, regelmäßige laute Sprachausgabe) einen Flug über mehr als zwei Stunden durchhalten konnte.
Wer mit dem leGPSBip wirklich lange Flüge machen und kein Risiko eingehen will, dass die GPS-Aufzeichnung auf der Hälfte abbricht, ist gezwungen, möglichst stromsparende Einstellungen zu wählen. Dann sind freilich auch Flüge von sechs und auch deutlich mehr Stunden drin. Der Hersteller nennt Betriebszeiten von 10 bis 40 Stunden, wobei ich den oberen Wert für sehr optimistisch halte. Vieles hängt vom Ladezustand der Batterie beim Einschalten und den Lichtverhältnissen (Sonneneinstrahlung) ab.
Allerdings bleibt es empfehlenswert, das Gerät für eine ausreichende Betriebssicherheit vor einem Flugtag immer voll aufzuladen und nicht nur auf die Solarzelle zu vertrauen. Diese Einschränkungen machen das leGPSBip eben nicht zu einem einfach-immer-im-Rucksack-dabei-Gerät, um das man sich gar nicht mehr zu kümmern braucht, wie es bei klassischen "reinen" Solarvarios der Fall ist.
Wenn man beim Einschalten die Sprachmeldung bekommt: "Batterie: 30 Prozent" und man dann befürchten muss, dass diese Restkapazität möglicherweise nicht ausreicht, um einen langen GPS-Fix abzuschließen, kommen Zweifel auf: Hätte der Konstrukteur dem leGPSBip nicht doch ein etwas größeres Gehäuse spendieren sollen, um eine etwas leistungsfähigere Solarzelle und Akku darin unterzubringen? Denn der ansonsten in vielen Punkten vorbildlichen Funktionalität des Gerätes hätte das keinen Abbruch getan.
Fazit
Das Mini-Vario leGPSBip glänzt mit vielen Features: Klein, solarbetrieben, GPS, igc-Aufzeichnung, einzigartige Sprachausgabe, sehr empfindliches Vario. Der Alltagsbetrieb verlangt aber auch Kompromisse. Dazu gehören etwas wilde Variomelodien und des öfteren sehr lange Wartezeiten bis zum GPS-Fix. Außerdem muss man - vor allem wenn man längere Flüge damit plant - trotz Solarzelle durchaus die Grenzen der Stromversorgung im Blick behalten und stets daran denken, das Gerät vor einem Flugtag besser vorab voll aufzuladen und stromsparende Grundeinstellungen zu wählen. Als alleinigem Gerät zur Dokumentation mehrtägiger Hike-and-Fly-Touren ohne Zusatzakku würde ich dem leGPSBip vom Energiemanagement her nur ungern vertrauen. Als kleines Zweit- und Ersatzvario mit GPS-Backup und Sprachausgabe als Zusatznutzen ist diese Lösung aber durchaus attraktiv.
Bezugsquelle: Das leGPSBip gibt es direkt im Online-Shop des Herstellers zu kaufen. Der UVP liegt bei knapp 250 Euro. Aktuell gibt es darauf 15% Rabatt. Der Versand ist weltweit kostenlos.
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1 comments
Hi Lucian
AntwortenLöschenDanke für diesen sehr umfangreichen, ausführlichen und wie ich finde objektiven Test.
Ich hab etwas Erfahrung mit der Verbindung zum Kobo. Es funktioniert sehr gut, einfach nach Anleitung einstellen, mittlerweile reicht es sogar das verbundene LeGPSBip zu starten und der Kobo startet ebenfalls.
Zur Akkulaufzeit kann ich noch nicht's belastbares sagen, mein Eindruck ist aber das bei ausreichend Sonne man gut über den Tag kommen sollte, wenn man für lange Flüge sicher sein möchte ist ein Powerpack und das Y-Kabel eine gute Idee.
Das GPS sollte dabei auf eine Rate von 1Punkt/sec oder mehr eingestellt sein da dies natürlich auch die Update Rate aller Anzeigen festlegt.
Zum Akku und der Laufzeit: es ist ein 400mAh Lipo mit einer Zelle verbaut, wenn man die Spec's des GPS-Chips dazu nimmt welches im low power mode mit 1Hz 10,6mA verbrauchen soll kommt man rechnerisch auf knapp 40h ohne Sonne, was ein sehr theoretischer Wert ist (ohne voice und piepsen).
Wie schon angedeutet hängt also viel davon ab wie man es einstellt und wofür benutzen möchte.
Als Vario und Backuptracker am Schultergurt taugt es mir als Sorglospaket, als primär Gps mit dem Kobo verbunden (und dann auf dem Cockpit) brauch es mehr Aufmerksamkeit bez. Ladezustand bietet aber eben auch mehr!
Es sind genau diese variablen Einsatzmöglichkeien die für mich den Reiz ausmacht der kleinen Box ausmachen.
Der Support ist gut, ich musste es mal einsenden weil das Aufladen via Sonne nicht mehr funktionierte. Es wurde dann das Board getauscht da der Fehler darauf lag, das hat 2 Wochen gedauert, die Kommunikation is manchmal etwas verzögert aber sie läuft. Ich glaube Clarisse und Thimothee haben einfach alle Hände voll zu tun.
Andreas C.
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