Statt einem haben sich in diesem Winter zwei Polarwirbel etabliert. Das wirbelt auch die mittelfristigen Wetterprognosen gehörig durcheinander. 

Blick auf das 500 hPa Geopotenzial der Nordhemisphäre:
Wo sonst nur eine einzelne kalte Luftmasse im Zentrum sitzt,
liegt jetzt die Grenze von zwei getrennten Polarwirbeln.
// Quelle: ECMWF, meteociel.fr
Wenn im Winter die Sonne kaum noch den Nordpol erreicht, kühlt dort die Luft massiv ab und bildet ein besonders großes Kaltluftreservoir. Um diese Masse an kalter Luft brausen dann Winde herum: der sogenannte Polarwirbel. Im Inneren des Wirbels bleibt die Kaltluft quasi gefangen. Das wäre der Normalzustand. Doch in diesem Winter ist manches anders.

Aus einem Polarwirbel sind zwei geworden, deren Strömungsmuster nun voneinander getrennt agieren. Sie kommen sich dabei freilich auch immer wieder in die Quere und schubsen sich gegenseitig hin und her.

Für Meteorologen ist das spannend anzuschauen (am besten zu sehen auf 500 hPa Geopotenzialkarten), allerdings auch immer wieder überraschend. Denn die großen Wettermodelle schaffen es aktuell nicht, das Verhalten dieser beiden Polarwirbel zueinander wirklich treffend über ein paar Tage hinweg vorherzusagen. Durch die konkurrierenden Wirbel ist einfach viel Chaos im System, und das gilt besonders für Europa.

Europa befindet sich in etwa auf der Grenze der Einflusssphären beider Wirbel. Mal bringt uns der eine hauptsächlich das Wetter, mal der andere. Und dann auch wieder hängt Europa genau dazwischen. So kommt es zu einem schnellen Wechsel von recht kalten und dann wieder recht milden Phasen. Mal bringt feucht-kühle Atlantikluft ergiebigen Schneefall in höheren Lagen, dann bringt der Ostwind wiederum knackige Kälte, mal schieben sich aber auch milde Luftmassen aus Süden weit über die Alpen vor.

In den nächsten Tagen könnte wieder der östliche Wirbel die Oberhand gewinnen und deutlich kältere, kontinentale Luft nach Europa schaufeln. So zumindest sehen es derzeit die großen Wettermodelle recht einheitlich voraus. Wie weit der Vorstoß der Kaltluft tatsächlich nach Westen und Süden reicht, ist aber noch überhaupt nicht fix. Jeder Modelllauf bringt wieder andere Lösungen.

Für die Planung von Flugaktivitäten ist diese Großwetterlage nicht gerade vorteilhaft. Denn die Modellrechnungen springen manchmal für einen Spot heftig hin und her zwischen toller Winterthermik, Eiseskälte, ergiebigem Niederschlad oder milder und stumpfer Inversionslage.

So kommt es auch, dass die Wetterdienste mal eine harte Rückkehr des Winters ausrufen, nur um am nächsten Tag schon wieder Entwarnung zu geben und fast das Gegenteil zu behaupten. Beim Blick in die Modellglaskugel können sie es aktuell aber auch wirklich nicht besser wissen.