Ein chinesischer Pilot soll in einer Wolke auf mehr als 8500 Meter Höhe gerissen worden sein. Die mediale Darstellung wirft Fragen auf
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| Peng Yujiang nach dem Verlassen der Wolke // Quelle: Youtube |
2007 war das der Fall, als Ewa Wisnierska in Australien in eine Gewitterwolke geriet, bis auf über 9000 Meter emporgerissen wurde und überlebte (Hörtipp: Podz-Glidz 151 - Birdy). 2025 war es wieder mal so weit: Am 24. Mai soll es einen chinesischen Piloten namens Peng Yujiang in einer Wolke auf mehr als 8500 Meter getragen haben. Auch er hat überlebt. So weit so gut.
Interessant ist in diesem Fall die mediale Aufarbeitung. Denn es gibt gefilmtes Bildmaterial, das den Piloten samt Schirm, von Eiskristallen überzogen, nach dem Verlassen der Wolke zeigt.
Das kurze Video ist auch auf Youtube zu sehen und wurde in den letzten Tagen auf Dutzenden Social-Media-Kanälen der Gleitschirmszene geteilt. In den zugehörigen Kommentaren werden berechtigte Fragen aufgeworfen. Denn es gibt so einige Ungereimtheiten. Zum Beispiel:
- Wie schafft es ein Mensch, nachdem er gerade der Kälte und der dünnen Luft der Todeszone entronnen ist, sich derart geistesgegenwärtig selbst zu filmen?
- Warum trägt der Pilot in der Eingangssequenz des Filmes einen weißen Helm, während dieser später dunkelgrau ist?
- Warum sitzt er anfangs in einem offenen Gurtzeug, später dann in einem Liegegurtzeug?
- Wie kommt der drohnenhafte Kameraschwenk und Zoom des Bildausschnitts zustande?
- Warum trägt der Pilot dicke Wärmestulpen an den Bremsen, wenn er doch angeblich gar keinen hochreichenden Flug geplant hatte? etc.
KI am Werk?
Vieles deutet darauf hin, dass zumindest der Anfang des Filmes mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt wurde. Es soll sogar Versionen des Videos geben, in denen die ersten Sequenzen noch ein AI-Wasserzeichen enthalten. Nur: wer hielt es für nötig, die ganze Geschichte mit KI noch "aufzuhübschen", und warum? Hätten nicht die weiteren, realistischeren Bilder schon gereicht?
Das Cross Country Magazin hat sich des Falls angenommen und die bisher plausibelste Zusammenfassung der möglichen Abläufe veröffentlicht. Doch auch da bleiben etliche Fragen offen.
Vermutlich hat es den Flug tatsächlich gegeben, auch wenn der anfangs auf XContest gepostete Tracklog wieder gelöscht wurde. Die Umstände des Vorfalls und seiner medialen Ausschlachtung bleiben aber rätselhaft.
Laut Berichten soll der Pilot in China von den Behörden ein sechsmonatiges Flugverbot bekommen haben. Warum wird das Video trotzdem auf internationalen Social Media Kanälen des chinesischen Staatsfernsehens verbreitet? Wobei die anfangs dort erwähnten Strafen für den Piloten mittlerweile nicht mehr auftauchen...
Vielleicht ist die Versuchung zu groß, aus der Sensation (Werbe-)Profit zu schlagen. Immerhin lenkt der Fall die Aufmerksamkeit nach China: Seht her, auch hier wird Gleitschirm geflogen. Jetzt weiß es die ganze Welt.

2 Kommentare
Wohlgemerkt, ich bin kein Gegner der Nutzung von KI. Aber wir werden uns damit abfinden müssen, alles was wir sehen zu hinterfragen. Noch haben die so erstellten Videos oft stümperhafte Fehler, aber was wenn die immer raffinierter werden?
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihren kritischen Beitrag. Ergänzend dazu noch folgendes:
AntwortenLöschenBei 00:09 und 00:14 sind unterhalb der beiden Schlaufen keine Bändel zu sehen. Ab 00:19 flattern diese gut sichtbar im Wind.
Ab 00:17 ist deutlich ein heller, runder Gegenstand zu sehen (Messgerät?). Bei 00:46 jedoch nicht mehr.
Ab 00:20 ist fast alles eisbedeckt, wieso die beiden dreieckigen Griffe nicht? Auch hier: Woran ist die Kamera befestigt? Wie kann diese gezoomt werden?
Bei 00:28 bricht an einem Seil (rechts oben beim Handschuh) etwas ab (Eis?) und „hüpft“ regelrecht nach unten.
Reto Planta
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