Irgendwie hatte ich schon eine Vorahnung, als ich am Freitag das Wochenendwetter schrieb. "Falls der Wind etwas mehr Südeinschlag bekommen sollte...", schrieb ich dort, und so sollte es auch sein. Zumindest rechts des Rheins war am Sonntag reiner Südwind angesagt, also sprach vieles für den Finkenberg. Kurz nach 13 Uhr war ich mit Hartmut vor Ort, und der Wind stand wie gewünscht perfekt an. Nur erstaunlich böig, für einen weitgehend sonnenlosen Tag. Aber das mussten wir natürlich in der Luft genauer austesten.
Der halbstündige Flug (es wäre auch noch länger gegangen) war dann von einer besonderen Qualität. Der Hang trug, wenn auch bockig, und weiter vor dem Hang trug es auch, über der Landwiese ebenso noch, und dann schon jenseits des Campingplatzes am flachen Gegenhang ging es immer noch im Geradeausflug aufwärts, bis auf 450 Meter, das sind 150 Meter über Start. An einem an sich thermiklosen Tag ein seltsames Erlebnis.
Das Bild (Fotos: H. Schlegel) zeigt dann auch, wie es schon fast nach kleinem Streckenflug weit vor dem Finkenberg aussah. Die Luft war wirr und warr. Zwischendrin flog ich eine Minute lang rückwärts, um kaum 50 Meter nach links versetzt wieder mit 15 kmh Vorwärtsfahrt weiter zu kommen.
Der erste Erklärungsversuch für diese seltsame Luft war, dass der heranrückende Tiefdrucktrog vielleicht schon eine schwache Front voraus schickte. Aber so ganz zufrieden stellend war dies angesichts des dunstig-einheitlichen Wolkenbildes nicht.
Wieder zu Hause, habe ich noch ein wenig Wetternachbereitung betrieben. Hier bestätigte sich: Eine Frontlage hatten wir nicht. Was viel eher zu diesen Effekten beigetragen haben könnte war eine sehr niedrige Inversion, unter welcher der Wind deutlich kanalisiert und wie in einer Düse beschleunigt wurde. Zwischen Boden und 600m war den Prognosen nach ein Windgradient (Unterschied) von 14 kmh. Das ist auf dem kleinen Raum schon eine Menge und erklärt die Turbulenzen.
Hinzu kommt ein weiteres Phänomen: Liegt die Inversion sehr nah über dem Gelände, können sich sich weitere Rückkopplungs- und Schwingungseffekte in der Atmosphäre ergeben, die durchaus zu einem pseudothermischen Verhalten der Luft führen können. So kann u.U. Luft aus der deutlich wärmeren Inversion nach unten gerissen werden. In der dort kälteren Umgebungsluft schnellen diese Luftpakete dann wie thermische Blasen wieder nach oben...
Bei einem Höhenwind von bis zu 30 kmh auf 600m ist auch leicht erklärt, warum ich zwischendrin mal langsam rückwärts flog (unbeschleunigt). Leicht angebremst (wegen der Turbulenzen) fällt mein eher langsamer Tequila schon unter die 30 kmh-Marke. Nun war ich nicht auf 600m, aber in der turbulenten Luft spült es den Höhenwind schnell mal ein wenig tiefer.
Fotos
1 comments
Danke Lucian wie schön du das wieder erklärt hast. Auf der Stachelhardt sah es ganz genauso aus. Einem routinierten Paraglider des Deltaclub - www.deltaclub.de ist übrigens wieder online - ist in der turbulenten Luft gegen 18 Uhr der halbe Flügel weggeklappt und er musste im Dreieck landen statt top.
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