In diesem Jahr gab es besonders viele Unfälle. Über die Hintergründe dieser Entwicklung wird viel diskutiert und spekuliert. Ein Faktor sticht für mich aber besonders heraus: Es ist nicht mehr der reine Spaß am Fliegen, der zählt, sondern die Leistung. Die OLC-Wettbewerbe erlauben den ständigen Vergleich: Wer ist an einem Tag wo wieweit geflogen? Das ist das, was am Ende zählt. Es treibt die Leute an, selbst größere und vielleicht riskantere Strecken und Routen zu fliegen, oder es halt bei grenzwertigen Wetterlagen zu tun, oder es mit Schirmen zu versuchen, die im Grenzfall zu anspruchsvoll werden können. Über den Genuss, die Entspannung, das vergnügliche Fliegen bei "mauer" Thermik oder mit den Low-Level-Tüten wird kaum gesprochen. Entsprechend gering ist die öffentliche Wertschätzung.

Heilsam ist diese Entwicklung sicher nicht, doch sie zieht sich durch die ganze Branche. Auch bei den Herstellern steht die Leistung dick im Vordergrund ihres Marketings, wie jetzt auch Rob Witthall in einem interessanten Interview im XC-Magazine kritisiert (Auszug übersetzt):

Ich weiß nicht wie oder wann es passiert ist: Aber der Sport und die Welt im Allgemeinen ist so leistungsorientiert geworden. Heute scheint es so, als würden Marken einen Wettbewerb gewinnen. Die Piloten, die mit feinem Händchen die Flügel zum Sieg gesteuert haben, versinken fast in der Bedeutungslosigkeit im Vergleich zu dem Theater, das um den Schirm gemacht wird.


Schau Dir Homepages der Hersteller an - egal welche. Dort liest Du etwas über die Ergebnisse und wie erstaunlich der neue Schirm ist, wie er die Wettbewerbe gewinnt. Nirgendwo steht dieser Tage der Spaß und das Vergnügen im Vordergrund der Werbung. Das ist eine Schande, weil aus meiner Sicht beim Fliegen an allererster Stelle der Genuss des Fliegens kommt. Dieses Gefühl, die Begeisterung den Boden hinter sich zu lassen, das Gleiten über den Himmel sollte die Seele des Sports ausmachen, und nicht dieses höher, schneller, weiter!
Dem kann ich nur zustimmen. Bewussteres Fliegen anstatt getriebenes Leisten - das wäre doch mal ein paar Gedanken als Motto für 2012 wert.