Ein Kobo mini mit E-Ink-Displax und XC-Soar im Vergleich zu einem Dell Streak und Iphone
jeweils in hellster Displayeinstellung unter praller Sonne. // Foto: Ulrich Prinz
In den vergangenen Jahren hat sich bei Fluginstrumenten einiges getan. Während es einst nur spezialisierte Geräte gab, die für teures Geld Vario, GPS und Flugsoftware integrierten, lässt sich heute schon fast jedes Smartphone mit einer passenden Software günstig zum vollwertigen Flugcomputer aufrüsten. Allerdings hat dieses Setup deutliche Nachteile. Die Akkulaufzeiten der Telephone sind im GPS-Betrieb so kurz, dass für die ernsthafte Streckenfliegerei immer irgendein dicker Zusatzakku mit im Cockpit liegen muss. Zudem sind die Displays selbst bei größter Beleuchtungsstärke im prallen Sonnenlicht kaum noch ablesbar. Das gibt deutliche Abzüge in der Praxistauglichkeit.

Seit etwa einem Jahr wird in den Gleitschirmforen über eine alternative Lösung diskutiert, die solche Nachteile nicht kennt. Es gibt kleine Reader für elektronische Bücher, die mit einem sogenannten E-Ink-Display aufwarten. Deren stromsparende Anzeige kommt ohne Hintergrundbeleuchtung aus. Sie wird umso konstrastreicher, je heller das Umgebungslicht darauf scheint. Findige Bastler und Programmierer haben mittlerweile Lösungen gefunden, wie man kostenlose Flugsoftware wie beispielsweise XCSoar auf Lesegeräten wie einem Nook oder Kobo mini laufen lassen kann. Gekoppelt mit einem externen GPS, beispielsweise über Bluetooth oder einen USB-Anschluss, wird daraus ein durchaus ernster Konkurrent für Compeo, Compass & Co.

Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis die ersten voll integrierten E-Ink-Flugcomputer auf den Markt kommen. In entsprechenden Threads im deutschen Gleitschirmforum sowie im Paraglidingforum haben einige Bastler schon vorgeführt, wie man kleine GPS-Module direkt in einen Kobo integrieren kann - bei Gesamtkosten (also Kobo und GPS) von deutlich unter 100 Euro.

Der Hersteller des Microvarios Go-Fly-Pico verkündete kürzlich auf seiner Facebookseite, dass er an einem Modul "GoFly Pico Insider" arbeitet, bei dem nicht nur ein GPS, sondern auch ein komplettes Vario samt Piezolautsprecher auf einer Platine sitzen, die klein genug ist, um am Ende sogar in einem Kobo Platz zu finden.

Daneben gibt es schon Projekte, die von vornherein die Komplettlösung anstreben. Im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne wurde im Sommer das Gerät "Earl" beworben, das in einem wassergeschützten Gehäuse mit E-Ink-Display voll outdoor-tauglich sein soll. Noch verzögert sich offenbar die abschließende Entwicklung, doch dieser Ansatz zeigt, wohin die Reise geht.

Anfangs wurde in den Diskussionen noch eingewendet, dass die E-Ink-Technologie nicht ganz tauglich sei für die Praxis in der Fliegerei. Die Bildschirme reagieren viel langsamer als übliche TFT-Displays, zudem können sie bei Kälte angeblich ganz "einfrieren". Doch Tests zeigten, dass die technisch mögliche sogenannte Refreshrate der Anzeigen im Flugalltag vollkommen ausreicht. Zudem dürften die wenigsten Piloten stundenlang bei Minustemperaturen unterwegs sein.

Fraglich bleibt noch eine andere technische Beschränkung: E-Ink-Displays haben eine begrenzte Lebensdauer bzw. Anzahl an Schaltzyklen ihrer Bildpunkte. Stefan Ungemach rechnete im Gleitschirmforum vor, dass laut den technischen Spezifikationen nach rund 200 Flugstunden mit Qualitätseinbußen oder Pixelausfällen zu rechnen sein könnte. Ob das tatsächlich so eintritt, muss die Praxis zeigen. Bei Hardwarekosten unter 100 Euro sollte das im Vergleich zu den mindestens 5 Mal teureren Hightechvarios verschmerzbar sein.