Der Mantra 6 von Ozone gilt aktuell als
einer der leistungsstärksten EN-D-Schirme.
Doch Wettbewerbspiloten, die in der
Deutschen Gleitschirm-Liga antreten wollen,
bleibt der Schirm mangels LTF-Zulassung
derzeit versagt. Das spiegelt sich auch
in den Verkaufszahlen wieder. // Foto: Ozone
Die Einführung der Akkreditierungspflicht von Gleitschirmprüfstellen bei der DAkkS Anfang 2014 bereitet manchen Herstellern bzw. Importeuren in Deutschland weiter Kopfzerbrechen. Der Grund: Die Prüfstelle Air Turquoise ist bis heute immer noch nicht offiziell akkreditiert. Derzeit darf sie keine Prüfbescheinigungen für Gleitschirme gemäß den deutschen Lufttüchtigkeitsforderungen (LTF) ausstellen. Manche namhafte Hersteller wie beispielsweise Ozone oder UP, die im vergangenen Jahr bei Air Turquoise testen ließen, können deshalb für ihre neuen Schirme bisher nur einen gültigen EN-Test vorweisen. Doch das reicht nicht aus, um sich als deutscher Pilot hierzulande gesetzeskonform mit einem solchen Schirm in die Lüfte zu schwingen.

Einige Piloten in Deutschland ließen sich davon nicht abbringen und kauften dennoch Modelle wie den Rush 4 von Ozone oder den Summit XC3 von UP. Dazu beigetragen hatten auch Hinweise der Hersteller, dass die LTF-Zulassung im Grunde nur Formsache sei und bald nachgereicht werde. Doch je länger sich das Akkreditierungs-Verfahren für Air Turquoise hinzieht, desto zurückhaltender zeigen sich die Endkunden.

Einer der Leidtragenden ist Konny Konrad, Importeur von Ozone in Deutschland. Nach seiner Einschätzung blieb der Absatz des Rush 4 in Deutschland im Vergleich zu seinen Erwartungen und den international durchaus erfolgreichen Verkaufszahlen dieses Schirmes um etwa die Hälfte zurück. Bei der später im Jahr lancierten Leichtbauvariante Swift 4, der ebenfalls die LTF-Zulassung fehlt, sei die Lage "noch viel schlimmer".

Besonders betroffen machen Konrad aber die Absatzprobleme des EN-D Schirmes Mantra 6. "Da geht es zwar nicht um solche Stückzahlen wie in der B-Klasse, aber das ist echt bitter, da wir glauben, den mit Abstand besten Hochleister am Markt zu haben", sagt Konrad. Wettbewerbspiloten, die in der deutschen Gleitschirm-Liga starten wollen, sind gezwungen, einen Schirm mit gültiger LTF-Zulassung zu fliegen. Für sie stellt der Mantra 6 derzeit zwangsweise keine Option dar. Für viele ist das ein Dilemma.

Bei UP gibt man sich bei der DAkkS-Problematik nach außen hin noch etwas entspannter. Seit dem Sommer ist der Highend EN-B Summit XC 3 auf dem Markt, freilich ebenso noch ohne gültige LTF-Prüfung. Auch UP verzeichnet negative Auswirkungen auf die Verkaufszahlen in Deutschland. "Das ist natürlich sehr ärgerlich", sagt Verkaufsmanager Kilian Bardey. Er hegt  allerdings die Hoffnung, dass Air Turquoise noch im ersten Quartal 2015 die Akkreditierung erhalten wird. "Das lässt uns davon ausgehen, dass der Summit XC3 in diesem Jahr sehr gut vom deutschen Markt angenommen wird", sagt er.

Vieles wird davon abhängen, wie schnell Air Turquoise tatsächlich die Akkreditierung erhalten und dann den aufgelaufenen LTF-Zulassungsstau abarbeiten kann. Den Herstellern gegenüber soll Alain Zoller, der Chef der Prüfstelle, versichert haben, jetzt noch intensiver und mit mehr Personal daran zu arbeiten, um noch in diesem Winter die Akkreditierungshürde zu nehmen.

Sollte Air Turquoise das nicht schaffen, könnten die deutschen Marktausfälle mancher Hersteller bald noch schmerzhafter werden. Viele Piloten kaufen sich traditionellerweise im Frühjahr einen neuen Schirm für die Saison. Dabei wird häufig den jeweils neuesten Modellen der Vorzug gegeben. Im Highend-B-Sektor kommen jetzt u.a. der Mentor 4 von Nova und der Iota von Advance auf den Markt, die beide schon mit LTF-Zulassung aufwarten können. Ihnen dürfte ein größeres Interesse entgegen schlagen als etwa einem "letztjährigen" Design eines Rush 4 - auch wenn diese zeitliche Zuordnung gar nichts über die Qualitäten eines Schirmes aussagt.