Advance reduziert die dreieckigen Diagonalen zwischen den Rippen auf schmale Streifen. Das verringert nicht nur das Gewicht, sondern hält durch einen Trick auch noch besser die Form.

Sliced Diagonals: Anstelle von Stoffdreiecken vernäht Advance drei
schmale Stoffstreifen. Sie sind jeweils so aus dem Stoff geschnitten, dass sie
die Zugkräfte entlang der Ripstop-Fäden am besten aufnehmen können.
// Quelle: Advance
Inwieweit die Bauart von Diagonalen in einem Schirm tatsächlich im Sinne der Serie "Leistungsdrang" die Leistung eines Schirmes erhöhen können, wird sich vielen Lu-Glidz-Lesern vielleicht nicht sofort erschließen. Denkt man bei Leistung doch eher an Profilformen, Leinenwiderstand etc. Aber der Einfluss der Diagonalen in modernen Schirmen ist nicht zu unterschätzen. Sie sind wichtige Bauteile für die Spannungsverteilung und die Formhaltigkeit der Kappe. Und beide Faktoren gehen als Variablen auch in die Leistung mit ein.

Gerade was die Formhaltigkeit betrifft, sind klassische Diagonalen in Dreiecksform nicht der Weisheit letzter Schluss.  Die Diagonalen übertragen die Kräfte zwischen den Leinenansatzpunkten und den nicht aufgehängten Rippen. Dabei stehen sie im Flug ständig unter Zug. Moderne Ripstop-Gleitschirmstoffe mit Hard-Finish können diese Zugkräfte gut aufnehmen, ohne sich nennenswert zu dehnen. Allerdings ist diese geringe Dehnung der Stoffe nur garantiert, wenn die Kräfte längs zu den Ripstop-Fäden einwirken. Wirken die Kräfte hingegen schräg, erweisen sich die Ripstop-Kästchen als viel weniger formhaltig. Sie können sich vom Quadrat zu einer Raute hin verziehen und mit der Zeit regelrecht ausleiern.

Schaut man sich bei klassischen Diagonalen in Dreiecksform an, wie dort die Ripstop-Kästchen angeordnet sind, so liegen diese typischerweise so, dass die Zugkräfte senkrecht über den Leinenansatzpunkten, also in der Mitte der Dreiecke, am besten aufgenommen werden. Durch den dreieckigen Zuschnitt der Diagonalen laufen die Zugkräfte am Rand aber schräg durch den Stoff. Hier können sich die Diagonalen mit der Zeit verziehen. Der damit einhergehende Verlust an Spannung und Form der Kappe kann zu Leistungs- und Handlingseinbußen führen.

Manche Konstrukteure versuchen diesen Effekt zu verringern, indem sie die Ränder der Diagonalen umnähen und so durch die Naht in Zugrichtung mechanisch belastbarer machen. Allerdings bleibt dieser Effekt dann weitgehend auf das schmale Band der Naht beschränkt. Daneben wirken die Zugkräfte auch weiter in nicht optimaler Richtung auf den Stoff ein.

Sliced Diagonals

Der Schweizer Hersteller Advance hat eine neue Bauform der Diagonalen entwickelt, die diese Probleme auf andere Weise reduzieren kann. Advance nennt sie "Sliced Diagonals". Anstatt die Diagonalen als zusammenhängendes Dreieck aus einem Stück Stoff zu schneiden, werden sie aus drei getrennten schmalen Streifen aufgebaut. Auf diese Weise kann jeder der Streifen so aus dem Stoff geschnitten und ausgerichtet werden, dass er die auf ihn einwirkenden Zugkräfte am besten längs der Ripstop-Fäden aufnehmen kann. Die Tendenz zum Ausleiern ist dann viel weniger gegeben.

Diese Bauform bietet zugleich noch weitere Vorteile. Zum einen reduziert sie das Gewicht, weil etwa die Hälfte der üblichen Stofffläche der Diagonalen eingespart wird. Nicht von ungefähr kam diese Technik als erstes beim Leichtschirm Omega X-Alps zum Einsatz. Weil sie sich dort bewährte, ist sie jetzt auch im neuen Epsilon 8 zu finden, der mehr als ein halbes Kilogramm leichter ist als sein Vorgänger - trotz ansonsten ähnlich robustem Materialeinsatz.

Ein weiteres, weniger offensichtliches Plus ist der Festigkeitsgewinn an den Leinenansatzpunkten. Weil dort nicht nur jeweils eine Diagonale, sondern drei Diagonalenstreifen übereinander mit den Rippen vernäht werden, erhöht sich die mechanische Belastbarkeit.

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