Das Berliner Label Stoffrausch bietet Mode für Flieger, darunter eine Weste speziell fürs Groundhandling. Was seltsam klingt, erweist sich als funktional und durchdacht. 

Die Weste "Martini" hält den Oberkörper warm und schützt vor
allem den Nacken vor Windzug – mit einer extra großen Kapuze,
die sogar über den Helm passt. // Foto: Lu-Glidz
"Hey Lucian, mit Deiner Kapuze überm Helm siehst Du aus wie ein Alien". So schallte es neulich über den Hang, als ich beim Groundhandling ein besonderes Kleidungsstück testete. "Martini" heißt die Weste, die der Berliner Gleitschirmflieger und Modedesigner Dominik Muun für sein Label Stoffrausch entwickelt hat.

Gedacht ist sie weniger als modisches Accessoire, sondern vor allem als funktionelles Kleidungsstück, das man am besten beim Groundhandling trägt. Und dazu gehört eine besonders groß geschnittene Kapuze, die man über den Helm ziehen kann, um den kalten Wind vom Nacken fern zu halten.

Wer des öfteren auch bei stärkerem Wind zum Groundhandling geht, ob an der Küste oder im Inland, kennt das Problem: Die Arbeit mit und gegen den Schirm bei steifer Brise bringt den Körper schnell auf Temperaturen, bei denen man zu schwitzen beginnt. Der Schweiß wiederum wirkt kühlend, und das vor allem an Stellen, die blank dem Wind ausgesetzt sind. Der Nacken beispielsweise wird dann schnell zur unterkühlten Problemzone. Muskelschmerzen und Steifigkeit rund um den Schultergürtel sind nicht selten die Folge einer ausgiebigen Groundhandlingsession.

Den Schirm im Blick, aber kein kühler Wind
im Nacken. // Foto: Lu-Glidz
Was kann man da tun? Dominik kam aus eigener, leidvoller Erfahrung auf die Idee, eine spezielle Weste aus winddichtem, aber atmungsaktivem Outdoor-Stoff zu designen: Die Arme bleiben frei, so dass der Hitzestau – wie sonst bei einer Windjacke – gar nicht erst auftreten kann. Besonders groß geschnittene Armöffnungen sorgen für viel Bewegungsfreiheit. Um den Nacken vor Zug zu schützen, weist "Martini" einen extra hoch geschnittenen und mit Gummikordel bei Bedarf  dicht abschließenden Kragen auf. Alternativ bzw. zusätzlich kann man auch eine weite (abnehmbare) Kapuze über den Helm ziehen. Der Hals bleibt dann frei, aber die Zugluft von hinten gegen den Nacken wird ausgesperrt.

In der Praxis erweist sich die Weste als funktional und gut durchdacht. Nach mehreren Groundhandling-Sessions damit muss ich zugestehen, dass "Martini" die intensiven Schirmspiele am Boden durchaus angenehmer macht. Vor allem die Helmkapuze empfand ich als einen echten Gewinn, weil sie einen Nackenschutz ohne Hitzestau bietet. Dabei ist sie so geschnitten, dass sie niemals das Sichtfeld stört und auch sonst nicht behindert.

Hilfreich sind auch vier Fronttaschen an der Weste, zwei davon mit Reißverschluss z.B. fürs Handy, wenn es darum geht, die wichtigsten persönlichen Utensilien bei solchen Vorhaben sicher am Mann zu tragen.

Abseits des Sports würde ich die Weste als eher weniger attraktiv beschreiben. Der Schnitt mit weiten Armlöchern und schmalen Schulterträgern wirkt nicht besonders elegant. Doch das ist in diesem Fall auch nicht der Zweck.

Ein Slip für Fliegerträume.
// Quelle: Stoffrausch.com
Stoffrausch bietet auf seiner Homepage unter "Flywear" noch ein paar andere Designerstücke speziell für Gleitschirmpiloten:  darunter einen Kapuzen-Pulli (Kapuze auch Helm-tauglich) oder Hosen aus stabilem Sweat-Stoff, die vom Look her auch zu anderen Gelegenheiten passen. Alles wird fair und lokal in Berlin produziert.

Besonders gefallen haben mir die Slips "Dom Ate" aus Biobaumwolle mit aufgedruckten Wolken. Dominik Muun behauptet gar (im Scherz), dass man damit ein besonderes Gefühl für die Thermik bekommen würde.

Die Slips eignen sich als nette Geschenkidee für Flieger. Die Kosten der Weste liegen mit 239 Euro wiederum in Regionen, bei denen manche Piloten vielleicht schon zurückschrecken werden. Wer freilich als Küstenflieger viel Groundhandling betreibt und das Problem der verkühlten Nackensteife bereits schmerzhaft und wiederkehrend erfahren hat, für den könnte sich eine solche Investition durchaus lohnen.