Cross Country Paragliding Revolution ist ein neuer, experimenteller Online-XC-Wettbewerb für die Alpenregion. Er könnte das Streckenfliegen vom Diktat des FAI-Dreiecks befreien.

XCR ist ein neuer XC-Wettbewerb mit Liga-Strukturen und dem
Fokus auf freie Streckenführung. // Quelle: XCR
Wer bei den klassischen XC-Wettbewerben auf die vorderen Ränge fliegen will, steht vor einem Dilemma. Um möglichst viele Punkte einzuheimsen, gilt es, seinen Flug so anzulegen, dass die Strecke am Ende über drei möglichst weit entfernte Wendepunkte definiert ist und ein halbwegs gleichseitiges Dreieck ergibt. Eine solche Form hat die FAI vor vielen Jahren als Königsdisziplin des Streckenfliegens definiert. Seither ordnen sich tausende Piloten diesen Vorgaben unter und planen ihre Routen dahingehend, ein FAI-Dreieck zu schließen – selbst wenn das Gelände und der Tag eigentlich dazu einlädt, in der Luft anderen, freieren und abwechslungsreicheren Wegen zu folgen.

Ein Pilot, den das schon länger umtreibt, ist Sebastian Barthmes. 2017 gewann er die Gesamtwertung des DHV-XC-Contest mit drei großen Dreiecksflügen. Doch anstatt diesen Erfolg einfach nur zu genießen, stellte er sich gemeinsam mit anderen Streckenflugfreunden die Frage, wie es möglich sein könnte, solche Wettbewerbe weiterzuentwickeln und für neue Routen attraktiver zu machen. Wohl wissend, dass eingespielte Wettbewerbsformate schwer zu reformieren sind, fasste er bald einen neuen Plan. Ein eigener Wettbewerb müsste her, der mit einem Schlag viele der eingefahrenen Regeln über den Haufen wirft und neue, modernere Strukturen ermöglicht.

Gedacht, getan. Seit kurzem ist Cross Country Paragliding Revolution (kurz: XCR) als neue Wettbewerbsplattform online. Noch befindet sich alles im Aufbau. Die Saison 2018 läuft gewissermaßen im Testmodus. Erst ab Herbst soll dann für 2019 die erste echte Wertungssaison starten. Doch das Projekt dürfte bei vielen XC-Piloten schon jetzt einen Nerv treffen. Denn XCR glänzt mit einigen interessanten Ideen – nicht nur was die Streckenführung betrifft.

Anstatt Schirme gemäß ihrer EN-Zulassung verschiedenen Wertungen zuzuordnen, kann beim XCR ein Pilot mit A-Schirm gegen einen D-Schirm antreten. Die Leistungsunterschiede der Geräte werden durch Faktoren, in welche die Streckung und Schirmgröße mit einfließen, in der Punktewertung ausgeglichen.

Der XCR unterscheidet auch verschiedene Wertungen, hier allerdings nicht anhand der Schirme, sondern anhand der tatsächlichen früheren Leistungen der Piloten. Es gibt ein Liga-System mit den Bezeichnungen Diamant, Gold und Silber, denen (in dieser Reihenfolge) jeweils 5, 25 und 70 Prozent der angemeldeten Piloten zugeordnet werden. Am Ende der Saison soll es Auf- und Absteiger geben, wobei es bei guten Leistungen auch mitten in der Saison schon Möglichkeiten für einen Schnellaufstieg geben soll.


Freie Streckenführung
Kreative Streckenplanung mit dem XCR-Planner.
Der eigentliche Clou des XCR ist allerdings eine neuartige Punkteberechnung für die geflogenen Strecken. Formvorgaben gibt es ebenso wenig wie eine fixe Zahl von Wendepunkten. Der Auswertealgorithmus teilt die eingereichte Strecke automatisch in passende Polygonzüge ein und bemisst daran die geflogene Distanz. Je länger diese ist, desto mehr Punkte gibt es.

Hinzu kommen noch bis zu 40% Bonus, wenn der Pilot möglichst nah an seinen Ausgangspunkt (5 km Startzylinder) zurückkehrt. Allerdings wird dieser Bonus nur für jene Streckenabschnitte angerechnet, die bei dem Flug auch "neu" beflogen wurden. Wer zum Beispiel einmal das Pinzgau rauf und runter fliegt, bekäme nur für die "rauf"-Kilometer den Rückkehrer-Aufschlag. Wer einen genaueren Einblick in die Regeln gewinnen will, sollte sich die Einführung auf der XCR-Website durchlesen.

Um besser zu verstehen, welche kreativen Streckenführungen im Wettbewerb tatsächlich möglich sind und wie sich unterschiedliche Streckenführungen auf die Punkte auswirken, bietet XCR einen passenden XCR-Planner. Dort kann man auf einer Karte Wegpunkte einzeichnen und so auch verfolgen, ab wann der Algorithmus einen Streckenabschnitt als einfach oder doppelt geflogen einordnet.

Der XCR ist auf die Alpenregion beschränkt, da der Auswertealgorithmus auf das Fliegen in den Bergen hin optimiert wurde. Piloten, die am XCR teilnehmen wollen, können sich ab sofort auf der Seite registrieren und ihre Flüge hochladen. Das ist auch für Flüge aus früheren Jahren möglich, um einschätzen zu lernen, wie XCR diese Strecken bewertet hätte.

Wie schon geschrieben ist die laufende Saison nur als Testfeld geplant, um auf Basis der gemachten Erfahrungen die Systemstruktur und die Regeln für den künftigen Betrieb feinzujustieren.