Die US-Wetterbehörde NOAA wollte Anfang 2019 ihr bekanntes Wettermodell GFS ersetzen. Die offizielle Einführung der neuen Version GFS-FV3 wurde nun aber ausgesetzt.

Eine Karte des 500 hPa Druckniveaus auf Basis der Rechnungen des
Modells GFS-FV3, wie sie bei Kachelmannwetter.com schon
aufgerufen werden kann. // Quelle: kachelmannwetter.com
Ursprünglich war geplant, das neue GFS-FV3 zum 19. Januar 2019 als offiziellen Ersatz für das in die Jahre gekommene GFS-Modell einzuführen. Dem machte der Budget-Streit zwischen Präsident Donald Trump und dem US-Kongress einen Strich durch die Rechnung, da auch die NOAA über Wochen ihre Arbeit in großen Teilen niederlegen musste. Dann wurde der 20. März als neuer Termin ausgerufen. Doch auch der ist jetzt schon Geschichte. Denn nach Protesten von Meteorologen vieler Wetterdienste in den USA, die die Qualität der Ergebnisse von GFS-FV3 bemängelten, wurde die Einführung erst einmal vertagt.

Eigentlich wollte die NOAA sich mit der Einführung des neuen GFS-FV3 wieder an die Weltspitze setzen, was die Genauigkeit der globalen Wettermodelle betrifft. Bis Anfang der 2000er Jahre hielt GFS diese Position, fiel dann aber zurück. Mittlerweile gilt das europäische ECMWF-Modell als führend. GFS-FV3 sollte den Rückstand aufholen. Dafür wurde eigens die Rechenroutinen im Kern des Modells komplett neu geschrieben und so optimiert, dass sie auf modernen Supercomputern besonders effizient gerechnet werden können.

In vielen Vergleichen in den vergangenen Monaten erwies sich GFS-FV3 schon als nahezu ebenbürtig mit ECMWF, zumindest was die Abbildung der Wettersituation auf dem Druckniveau 500 hPa (~5500 m) anbetrifft. Dieses gilt in der Meteorologie als besonders wichtig, weil es gewissermaßen den Durchschnitt des Wettergeschehens in der Atmosphäre erfasst. Deshalb waren die NOAA-Experten sehr zuversichtlich, mit GFS-FV3 einen großen Schritt nach vorne zu machen.

Doch dann kam der Winter 2018/19. Und hier zeigte sich: Das neue GFS-FV3 tendiert dazu, die unteren Atmosphärenschichten in der mehrtägigen Prognose etwas zu kühl zu rechnen. Das Modell prognostizierte teilweise enorme Schneemengen, wo am Ende nur ein Bruchteil davon fielen. Entsprechend harsch kritisierten viele Meteorologen die Ergebnisse und meinten gar, GFS-FV3 sei sogar schlechter als das alte GFS. Die NOAA zog daraufhin die Notbremse. GFS-FV3 soll nun erst einmal überarbeitet werden, um dem Modell den Hang zu den zu kalten Temperaturprognosen auszutreiben.

Was das alles mit dem Gleitschirmfliegen zu tun hat? Nun, GFS als Globalmodell dient vielen anderen Wetterdiensten als Grundlage, darunter auch den bei Fliegern so beliebten Seiten wie Meteo-Parapente, Meteoblue, Soaringmeteo, Meteovolo, XC-Skies, XC-Meteo etc. Wird hier das Grundmodell umgestellt, sollte sich das auch auf die Ergebnisse der darauf basierenden Thermikmodelle auswirken. Jetzt bleibt es erst einmal beim "alten" GFS. Man wird also noch ein wenig warten müssen, bis ein überarbeitetes GFS-FV3 seine Stärken und möglichen Schwächen auch in den Thermikprognosen aufscheinen lässt.

Wer sich heute schon Wettergrafiken auf Basis des GFS-FV3 Modells anschauen will, der findet die Daten unter anderem bei Kachelmannwetter. Dort lässt sich einfach zwischen verschiedenen Modellen hin- und herschalten, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Das "alte" GFS-Modell verbirgt sich dort in der Auswahl übrigens hinter dem Kürzel "US".