Zwei Jacken in einer: Die warm gefütterte Innenjacke der Aventus 3.1 (rechts) kann auch solo getragen werden. Die Außenjacke (links) ist sehr stabil und winddicht. // Fotos: Lu-Glidz |
Was hat diese Gleitschirmjacke, was andere Outdoor-Jacken nicht zu bieten haben? Die Abgeflogen-Macher haben sich tatsächlich einige Gedanken gemacht und die Aventus 3.1 mit etlichen, auf Gleitschirmflieger zugeschnittenen Details aufgewertet, die man in dieser Form anderswo nicht so schnell finden wird.
Rettungsschnur und Pfeife immer dabei. |
Auf dem rechten Ärmel sitzt eine SOS-Tasche, in der standardmäßig ein Rettungsset mitgeliefert wird, bestehend aus Rettungsschnur und Notruf-Pfeife. Am Bund der Jacke sind im vorderen Bereich verdeckte Schlaufen angenäht, an denen man zum Beispiel ein Vario bei der Beinmontage sichern kann. Es sind solche Features, an denen man unschwer erkennt, dass die Designer selbst Piloten sind und deshalb wissen, worauf es im Gleitschirmalltag manchmal ankommt.
Mehr noch als mit solchen Gimmicks hat mich die Jacke aber mit weiteren Eigenschaften überzeugt.
Der Schnitt ist für die Flughaltung optimiert
Zum einen gilt: Wenn man in die Luft geht, will man es warm haben. Die Aventus 3.1 besteht aus einer auch solo zu tragenden, einzipbaren Innenjacke mit Primaloft-Fütterung, die tatsächlich für ein molliges Klima sorgt. In Kombination mit der darüber und ebenfalls auch solo zu tragenden, winddichten Außenjacke braucht man im Flug keine Auskühlung mehr zu fürchten. Ein hoch schließender, aber nicht einengender Kragen hält den Wind vom empfindlichen Nacken fern. An den Ärmelenden sitzen weiche Stulpen fürs Handgelenk, die etwaige Kältebrücken zwischen Handschuh und Jacke vermeiden helfen.
Die Jackenärmel sind lang und breit genug geschnitten, um auch in klassischer Flughaltung noch perfekt zu sitzen. |
Die Ärmel der Innenjacke sind allerdings etwas eng geraten am Unterarm. Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn man beide Jacken in Kombination trägt und dann ausziehen möchte. Hier bedarf es einiger Verrenkungen und Festhalte-Übungen, um den Arm mit einem Zug aus beiden Jacken zu bekommen.
Nicht ganz so bedienfreundlich sind auch die langen 2-Wege-Reißverschlüsse der großen Vordertaschen. Die Zipper sind winddicht ausgeführt, was sie aber recht schwergängig macht. Sie einhändig im Flug zu öffnen oder zu schließen, ist zuweilen etwas fummelig.
Die Ärmeltasche mit dem SOS-Päckchen könnte für mein Empfindung auch etwas höher am Oberarm sitzen. Bei der realisierten Position rutscht das Rettungsschnur-Päckchen gerne einmal bis in die Armbeuge, was bei angewinkelten Armen im Flug stören kann.
Stabil, aber auch schwer
Bei der Qualität und Haltbarkeit der Nähte und Stoffe gibt es nichts zu meckern. Beim Oberstoff der Außenjacke haben es die Abgeflogen-Designer aus meiner Sicht sogar etwas zu gut gemeint.
Die Innenjacke der Aventus 3.1 kann eingezippt werden. |
Die Jacke ist zudem kein Leichtgewicht. In der von mir getesteten Größe L kommt die Außenjacke auf knapp 900, die Innenjacke auf knapp 600 Gramm. Will man beide zusammen mal in einen Rucksack stecken, hat man einen 1,5 kg schweren, fußballgroßen Stoffklumpen zu verstauen. Wohl dem, der dann nicht mit einer platzoptimierten Leichtausrüstung unterwegs ist, sondern noch einen ausreichend dimensionierten Packsack zum Startplatz trägt.
Fazit: Die Aventus 3.1 ist eine vielseitig einsetzbare Jacke für Gleitschirmpiloten, die es in der Luft und beim Parawaiting rund ums Jahr warm und bequem haben wollen. Der Grundaufbau, der Schnitt und viele Detaillösungen sind auf diesen Einsatz hin optimiert. Die Jacke ist damit eine sehr interessante Option für Piloten, die im Flugalltag in der Regel mit der Bergbahn zum Startplatz kommen, und für die Gewicht keine entscheidende Rolle spielt. Wer den Flugsport allerdings häufig wandernd betreibt und gerne mal längere Hike-and-Fly Touren unternimmt, der dürfte die Aventus 3.1 zuweilen als etwas zu schwer und zu wenig atmungsaktiv empfinden. Vielleicht nimmt Abgeflogen ja die Anregung auf und entwickelt auch noch eine Light-Version dieses ansonsten durchaus gelungenen Konzepts.
Hinweis: Die Aventus 3.1 wurde mir für den Test von Abgeflogen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich selbst bin als Modell auf den Bildern zu sehen und trage dort eine Jacke in Größe L. Zur Einordnung: Ich bin 1,82m groß und wiege etwas über 70 kg.
Die Jacken sind im Online-Shop von Abgeflogen erhältlich (Preis zum Zeitpunkt des Tests: 298 €). Neben der blauen Ausführung (Azur) wie auf den Bildern gibt es die Jacke auch in grau (Dark) und hellem grün (Lime). Die Farbe der zugehörigen Innenjacke ist immer gleich wie auf den Bildern.
1 Kommentare
Jens Weddig: Danke für die ausführliche Beschreibung.Mir hat es die Entscheidung leichter gemacht. Ist auf alle Fälle eine Option für Herbst und Winter. Ich bin 1,80m groß und werde mal Größe L probieren, weil ich fürs Fliegen auch die Bewegungsfreiheit zu schätzen weiß. Mal sehen wer den besten Preis macht, angeblich aktuell ca. 249,- Euro.
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