Die Thermikmesse fand in diesem Jahr räumlich etwas abgetrennt von der Messe CMT statt. Die neue Location hat das Potenzial, die Thermik als Szenetreff wieder erstarken zu lassen. 

Großes Interesse bei den Vorträgen auf der Thermikmesse.
// Fotos: Lu-Glidz
In 2020 zeigte die Thermikmesse zwei Gesichter. Auf der Ausstellerliste fehlten eine ganz Reihe von Namen und Marken, deren Stände man bei so einem Event auch gerne sehen würde, darunter zum Beispiel Advance, Airdesign, BGD, Ozone, Swing und UP.  In der neuen, nun exklusiven Ausstellungshalle im Kongress-Zentrum der Stuttgarter Messe blieb die Verteilung der Messestände etwas luftiger als sonst. Doch während die tatsächlich präsenten Aussteller sich beim Aufbau am Vorabend noch Sorgen machten, dass die Thermik auch mit Besuchern einen "dünnen" Eindruck machen könnte, wurden sie am Messetag selbst eines Besseren belehrt.

Punkt zehn Uhr öffnete die Thermikmesse ihre Pforten, und nur wenig später waren die meisten Stände von Besuchern dicht umlagert. Vor allem jene Hersteller, die ihre Gurtzeugpalette präsentierten und zum Probesitzen anboten, waren stark gefragt. Und das hielt fast über den ganzen Tag an. Erst ab 16.30 Uhr wurde es sichtbar ruhiger.

Offenbar kommt die Konzentration der Messe auf einen Tag, anstatt zwei Tagen wie in den Vorjahren, der Veranstaltung zugute. Zumindest gaben die meisten der von Lu-Glidz befragten Aussteller an, von der Resonanz eher positiv überrascht worden zu sein.

Ihnen kam auch zupass, dass sich die Thermikmesse nicht mehr eine Halle mit anderen CMT-Angeboten teilte. So hatte die Thermik wieder mehr den Charakter eines Szene-Treffs. Lakonischer Kommentar eines Ausstellers: "Wir mussten viel weniger Kinder in unseren Gurtzeugen schaukeln."

Einzig die vor Ort vertretenen Flugschulen dürften damit weniger auf ihre Kosten gekommen sein. Denn szene-fremdes CMT-Publikum, das vorbei schlendert, neugierig stehen bleibt und vielleicht sogar Interesse für einen Gleitschirm-Kurs entwickelt, war in diesen Räumlichkeiten kaum zu erwarten. Dafür lag die Ausstellungshalle allzu weit ab vom sonstigen CMT-Geschehen.

Positiv fiel die Optik der Halle auf. Mit bunten Wandfarben, guter Ausleuchtung und nicht zu halliger Akustik wirkte das Setting geradezu heimelig. Die Anordnung der Vortragsbühne an der Stirnseite war gut gewählt. So konnte man von allen Gängen aus auch von Ferne immer wieder einen Blick auf die große Leinwand werfen, um so auf interessante Vorträge aufmerksam zu werden. Und tatsächlich war der bestuhlte Zuschauerraum davor fast durchgängig gut besetzt. (Die Vorträge wurden übrigens gefilmt und werden in den kommenden Wochen im Youtube-Channel der Thermikmesse erscheinen).

Ob all das freilich ausreicht, um Veranstalter Jürgen Häffner zu motivieren, es auf diesem Weg auch im kommenden Jahr weiter mit der Thermikmesse zu versuchen, ist noch ungewiss. Es wäre in jedem Fall hilfreich und angemessen, wenn wieder mehr Hersteller diesem Format vertrauen würden. Zumindest war von verschiedenen Seiten zu hören, dass die Branche eine solche Indoor-Messe im Winter durchaus brauche.


Die News der Thermikmesse 2020

Nun noch eine kurze Zusammenfassung einiger Neuigkeiten, die auf der Thermikmesse präsentiert wurden, nach Marken alphabetisch sortiert (und ohne Gewähr auf Vollständigkeit):

Flecksidesign: Stefan Fleck zeigte sein System Flexisafe, mit dem sich verschiedenste Gurtzeuge modular mit zusätzlichen Rücken- und Seitenprotektoren nachrüsten lassen.

Gin Genie Lite 3. // Quelle: Gin
Gin: Das neue Liegegurtzeug Gin Genie Lite 3 ist jetzt lieferbar. Mit schlanker Outline, viel Sitzkomfort (u.a. dank steifem Koroyd-Protektor), wertigen Materialien und großem Heckbürzel dürfte es viele XC-Piloten ansprechen. Der Camino ist ein neuer, leichter C-Schirm auf Basis des Bonanza. Demnächst soll auch noch der Yeti 5 als einfacher Bergschirm erscheinen. Für Piloten, die auch in der Kälte fliegen gehen, könnten Gins heizbare Winter-Handschuhe dienlich sein.

Gradient: Go heißt ein neuer Schulschirm der tschechischen Marke. Es soll sich um einen ehrlichen und ansprechenden Anfängerschirm handeln, jedoch kein High-Level-A-Gerät.

Independence: Am Stand war der Prototyp eines neuen Freestyle-Gurtzeugs und eines neuen Liege-Gurtzeugs mit großem Heckbürzel zu sehen. Neu am Markt ist der Tandem-Schirm Air-Taxi 2, den es auch mit vielfarbiger Eintrittskante gibt.

Naviter: Das GPS-Vario Oudie gibt es jetzt als Oudie 5 mit integriertem Flarm-/Fanet-Modul. Oudie 4 Geräte können nachgerüstet werden.

Neo: Die kleine, aber feine französische Marke zeigte unter anderem ihr kommendes Tandem-Gurtzeug Bikini.

Novas neuer "High-A" Aonic.
// Quelle: Nova
Nova: Aonic heißt der erste High-A-Schirm der Marke. Von den technischen Daten (Profil, Zellenzahl, Streckung, Leinenkonzept etc.) ähnelt er stark der Ion-Serie, ist aber etwas weniger sportlich abgestimmt. Beim Stubai-Cup soll zudem der Ion 6 (mid-B) präsentiert werden. Mit kürzeren Leinen und einer flacheren Kappe wird er sich von seinen Vorgängern deutlicher unterscheiden. Neu ist auch das leichte Wendegurtzeug Itus, das mit einigen interessanten Details aufwartet. Unter anderem lässt sich der integrierte Rucksack per Reißverschluss abzippen. Für Flachlandpiloten beachtenswert ist der Einstieg Novas ins Windengeschäft – als Joint-Venture mit anderen Entwicklern. Elowin heißt eine akkubasierte Elektrowinde, die es sowohl in einer Version mit Doppeltrommel auf Anhänger als auch als kleine Single-Trommel zur Montage auf einer Anhängerkupplung geben soll. Gezeigt wurde dazu der Prototyp einer Funksteuerung, mit der ein Pilot seinen Schlepp sogar selbst kontrollieren kann (hierzu steht die offizielle Zulassung durch den DHV aber noch aus). Einer der Fachvorträge bei der Thermikmesse war der Elowin gewidmet. Zu seinem 30. Jubiläum hat Nova zudem ein 84-seitiges, gedrucktes  Magazin namens Airtime produziert, mit vielen Bildern und interessantem Lesestoff rund um Gleitschirmfliegen. Da es sich offiziell um Ausgabe #1 handelt, dürften noch weitere folgen. Das Magazin ist auch online als pdf abrufbar.

Phi: Die noch junge Marke des "Alt-Konstrukteurs" Hannes Papesh erweitert noch immer flott die Schirmpalette.  Fantasia heißt ein neuer low-A, den Hannes der Einfach- und Sicherheit wegen als den neuen "Volksschirm" bezeichnet. Bald soll auch der EN-C Allegro zu haben sein. Fürs Frühjahr ist ein weiteres, noch namenloses Modell in der Pipeline, das im B-Bereich angesiedelt sein soll.

Sky: Den Apollo 2 gibt es bald auch in einer Leichtversion als Apollo 2 light.

Skyman: Blizzard heißt ein kleiner und schneller Miniwing mit 14 oder 16 m². Der 16er ist als EN-C zugelassen, der 14er hat nur einen Lasttest. Auf Basis des Single-Skins Sir Edmund 2 gibt es bald noch eine Kleinversion, den Running Edmund mit 14 m². Das Schirmgewicht liegt bei nur 1,2 kg. Der Running Edmund hat nur einen Lasttest.

Skytraxx-Windstation mit
Davis-Sensor.
Skytraxx: Der Schwarzwälder Vario-Hersteller präsentierte eine Windstation und eine Bodenstation im Fanet-Funkstandard . Die autonom mit Solarstrom arbeitende Windstation misst die Windwerte am Standort und funkt die Daten an Fanet-fähige Geräte. So können auf passenden Varios im Flug live Windwerte von umliegenden Start- oder Landeplätzen empfangen werden. Die Bodenstation wiederum kann die Fanet-Windstationsdaten, aber auch per Fanet gesendete Positionsdaten der Varios empfangen und dann ins Internet weiterleiten, etwa fürs Livetracking per OGN oder für Wetterinfo-Seiten. Für die Installation solcher Startplatz-Wetterstationen sollen Vereine in Deutschland sogar Zuschüsse vom DHV beantragen können.

Skywalk: Der neue Cayenne 6 (EN-C) befindet sich auf der Zielgeraden der Entwicklung.  "Coming soon", hieß es dazu. Bald verfügbar ist der neue EN-A Mescal 6. Dieser wartet mit einer patentierten Weltneuheit auf namens "Agility System". Auf einfache Weise soll bei dem Schirm die Konfiguration der Bremsgeometrie zwischen zwei Einstellungen gewechselt werden können: ein stabileres Steuerverhalten für die Schulung und ein deutlich agileres Handling für fortgeschrittenere Piloten. In beiden Varianten ist der Mescal 6 als EN-A zugelassen. Die Rettung Pepper Cross soll es demnächst auch noch in zwei weiteren Größen für Tandempiloten geben.

Supair: Pixair 2 heißt ein neues, komfortables Airbag-Gurtzeug ohne Wendefunktion. Zudem gibt es den Leaf2 Light als Leichtversion des Low/Mid-B Leaf2.

XC Tracer Maxx.
// Quelle: XC Tracer
Woody Valley (Turnpoint): Das neue leichte Wendegurtzeug heißt Wani light 2 und wiegt auch in Größe L noch unter 3 kg. Es kann mit einem dünnen Rückenprotektor ausgerüstet werden, der auch die Abstützung verbessert. Und in das Retterfach passen nun auch größere Retter hinein.

XC Tracer: Das XC Tracer Maxx ist das erste Vario des Schweizer Herstellers mit einem Display. Dieses ist ein s/w LCD mit sogenannten transflektiven Eigenschaften. Einfallendes Licht verstärkt den Kontrast. So wirkt die Darstellung ungeheuer scharf und gut ablesbar. Das sehr kompakte Gerät hat Flarm integriert, was nicht nur als Kollisionswarner dient, sondern auch als Teamflug-Helfer. Die Antenne ist im Gehäuse versenkt. Die Akku-Laufzeit soll 60 Stunden betragen.