Maskenpflicht am Landeplatz? Für viele Piloten stellt das untrainiterte Fliegen in "sportlichen" Bedingungen derzeit das größere Risiko dar. // Quelle: Public Domain, Xandi Meschuh, Mashup |
Einzelne Vereine in Nordrhein-Westfalen etwa haben in Abstimmung mit lokalen Ordnungsämtern und Gesundheitsbehörden das Fliegen an ihren Startplätzen bereits wieder freigegeben, weitere arbeiten an dieser Option. Grundlage dafür ist eine "Hilfestellung für Piloten im Umgang mit der Corona-Schutz-Verordnung" des Landes NRW vom 17.4. (pdf), in der definiert wird, unter welchen Bedingungen das Fliegen zulässig ist. Sogar Flugschulbetrieb wäre demnach unter Auflagen möglich, wenn die örtlich zuständigen Behörden dafür Ausnahmegenehmigungen erteilen.
In Rheinland-Pfalz wurde am vergangenen Wochenende bereits wieder geschult. Die Flugschule Moselglider beispielsweise hatte sich die dafür nötigen Genehmigungen eingeholt, um Kleingruppen von maximal fünf bis acht Personen und unter Beachtung von Abstandsregeln etc. am Schulungshang einweisen zu können.
Flugvirus als Risiko
In den vergangenen ersten Tagen der Öffnung zeigte sich allerdings auch: Nach der langen Flugpause ist bei manchen vom Flugvirus infizierten Piloten nicht zwangsläufig die Vernunft der stärkste Berater. Da wurden Startplätze gewählt, die vielleicht leichter erreichbar sind, aber nicht unbedingt zur Wetter- und Windsituation passten. Da wurden Gelände von Piloten beflogen, die noch keine Erfahrung mit den lokalen Verhältnissen besaßen. Und das bei thermisch durchaus sehr anspruchsvollen Bedingungen. Absitzen in Baumkronen, abenteuerliche Starts und gefährliche Landungen blieben da nicht aus.
Es zeigt sich: Die Öffnung der Fluggebiete, so sehr sie von allen Piloten herbeigesehnt wird, ist durchaus riskant. Denn bei vielen herrscht ein enormer Trainingsrückstand. Und den versuchen sie jetzt aufzuholen, wobei sich manche gleich zur Mittagszeit in eine durch die große Trockenheit der Böden verschärfte Böllerthermik stürzen. Das ist, als würde man einen Fahranfänger in einen 180 PS-Boliden setzen, der sehr direkt am Gas hängt.
Piloten täten gut daran, bei der Rückkehr an die Startplätze neben den Corona-Regeln zur Einhaltung des Abstandsgebotes etc. auch verstärkt dem gesunden Menschenverstand mit Blick auf die Reduktion der eigentlichen Flugrisiken zu folgen.
8 Kommentare
Mir fehlt bei dem Text die Nachvollziehbarkeit der gemachten Aussagen / Zuschreibungen. Wo wurde in welchen Gebieten auf Bäumen abgesessen / in gefährliche Windsituationen gestartet? Gibt es dazu verlässliche, nachvollziehbare und vor allem quantifizierbare Aussagen? Wie verhalten sich diese "Zahlen" zum allgemeinen Flugaufkommen? Wie will man zu der "Schlussfolgerung" kommen, dass dies alles ein Riskantes - wenn nicht gar riskanterES Verhalten ist als üblich? DieGrundgesamtheit der Flüge dürfte imho unzureichend, sein weil viele nichts ins DHVXC hochladen können und nicht wenige (bei schon bekannter Anfeindung - siehe Forum) wollen!
AntwortenLöschenWenn nun einzelne Starts / Flüge schief gegangen sind, verfälschen diese das Bild maßgeblich.
MfG, Udo Bianco
Lieber Udo, glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast... Natürlich geht es hier nicht um repräsentative und mit großer Datenbasis abgesichterte Erkenntnisse. Aber meine eigenen Beobachtungen der vergangenen Tage plus einige Erlebnisberichte anderer nähren stets das gleiche Bild: Der Flughunger treibt manche Piloten dazu, erhöhte Risiken einzugehen. Dabei werden sich viele vielleicht gar nicht des Risikos bewusst sein. Beispiel: Da tönte ein noch nicht sehr erfahrener Pilot am Startplatz: "Ich war das letzte Mal im Oktober in der Luft." Oha! Und dann haute er sich zur Maximalthermikzeit raus zum Jojo-Flug. Ein Glück sind die modernen A-Schirme so schön nickgedämpft... Ich weiß aber auch von deutlich erfahreneren Piloten, die sich am Wochenende an Startplätzen in die Luft schwangen, die sie unter "normalen" Bedingungen der Startrichtung wegen wohl kaum gewählt hätten. Namen und Orte sind hier irrelevant. Es geht mir nicht um Einzelfalldiskussionen, es geht mir um Denkanstöße.
AntwortenLöschenLucian , ich war seid letztem Donnerstag jeden Tag in verschiedenen Gebieten in NRW und RLP fliegen und kann deine Aussage nicht bestätigen . Eher das Gegenteil . Aber auch das ist rein Subjektiv. Ich denke um so länger die Gebiete zu bleiben um so größer wird der Trainingsrückstand. Daraus resultiert dann zwangsläufig ein höheres Risiko .
AntwortenLöschenManu
@alle: nicht falsch verstehen. Ich plädiere nicht dafür, die Gelände länger geschlossen zu halten. Ich würde es sogar sehr begrüßen, wenn sehr bald alle Gelände wieder offen sind. Weil dann bei größerer Auswahl auch eher die zu den Bedingungen passende Startplatzwahl getroffen werden kann. Zugleich sollten Piloten mit Trainingsrückstand ihre Ambitionen aber ruhig etwas tiefer hängen. Vor allem wegen der schon wieder großen Trockenheit sind die thermischen Verhältnisse derzeit wirklich anspruchsvoll. Da kann es ratsam sein, zum Wiedereinstieg eher die ruhiger werdenden Phasen am späteren Nachmittag zu nutzen.
AntwortenLöschenIch kenne auch einige Piloten, die das genauso machen. Top! Ich kenne aber genauso einige, die sich mittags im Lee in die Lüfte hauen und ihre "Heldentaten" dann begeistert und unreflektiert per Facebook kundtun. In finde: Solche Toren brauchen keine Nachahmer. Wenn ich mit meinem Post Leser zum Denken anrege, ist vielleicht schon was erreicht.
Aus einem meiner Kommentare zu #FZC 8: "Eine Prognose von mir: Viele Flieger werden nach 2-3 Monaten Enthaltsamkeit (wenn wir Glück haben) die Startplätze stürmen und sich dann allerdings mit Übungsstand gegen Null wie die Lemminge raushauen bei jeder Wetterlage, wenn solche Cracks (s.o.) in der Luft sind.. - Ich bin gespannt auf die Unfallbilanz 2020, und hoffe dass ich mich irre!"
AntwortenLöschenJa ich habe mich geirrt: Meine Vorhersage stimmt bereits nach 5 Wochen, nicht nach 2-3 Monaten.
Und nein, ich habe mich nicht geirrt: Am 23.04. flogen (!) bei Böen bis 50 aus SW hier die Kiter auf dem Alpsee (übrigens in großer Zahl) ein paar local Cracks am Hündle und einer, der sich dafür hielt, am Hochgrat, vermutlich im Lee. Den musste der Heli mit erheblichen Verletzungen retten.
Die Wochen davor gab es einige schöne ruhige Flugtage, die man hätte nutzen können, wenn man sie hätte nutzen dürfen. Soviel noch als Nachtrag zur DHV Fluggebietssperre, auch wenn natürlich die letzte Entscheidung zu fliegen immer und gerade jetzt in einem anderen Verband namens "HIRN" getroffen werden muss. Ich war übrigens am 23.04 beim Kajakfahren, als der Heli über mich weg zum Einsatz flog.
Günther Widmann, Oberreute
Zustimmung! Letzten Donnerstag waren am Brauneck südlich von München zwar hauptsächlich die local Cracks unter sich und es ist auch alles gut gegangen.
AntwortenLöschenAls dann am Landeplatz einer stolz von seinem zweiten Thermikflug überhaupt erzählt hat, ist mir etwas anders geworden - 40er Böen am Startplatz - da hatte er auch einen massiven Klapper.
Den Autovergleich würde ich anders aufziehen: Ein Fahranfänger, der sich direkt auf einen schlecht gewarteten Alpenpass stürzt, bei schlechter Sicht. Die Wahl des Autos/ Sportgeräts ist dann sekundär.
Auch der Flugvirus ist gefährlich. Aktuell für uns viel gefährlicher Corona.
AntwortenLöschenDann noch der Lockdown Frust, da will , nein "muss" man endlich mal in die Luft.
Gegen den Virus (beide) hilft am besten den Verstand einzuschalten und nicht von Emotionen einen treiben zu lassen.
Hinterfrag euch immer selber, was ihr gerade macht.
Mit Groundhandling kann man auserdem dem Trainingsrückstand sehr gut entgegenwirken.
Auf sichere und schöne Flüge oder auch einen schönen Flugtag mit schönem Wetter ohne fliegen.
Liebe Grüße, Armin.
Schon vor Corona hat es genügend Piloten gegeben, die bei unsauberen Bedingungen trotzdem unbedingt fliegen wollten und das auch getan haben. Das ist kein neues Phänomen. Der Unterschied zu Nach-Corona wird mutmaßlich unerheblich sein.
AntwortenLöschenNach sechs Wochen (oder mehr) Flugpause werden die Unfälle, die sich in dieser Zeit nicht ereignet haben, viel mehr sein, als die, die sich durch „Nachholdruck“ eventuell zusätzlich ereignen.
Wenn ich meinen Verstand einschalte und mich nicht von Emotionen lenken lasse, muss ich feststellen, dass die Anzahl der Gleitschirmflieger (25.000-30.000 Aktive laut DHV) im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung (83.149.300) verschwindend gering ist. Der DHV sagt, dass Gleitschirmfliegen ein sehr sicherer Sport ist. Mit etwa 100 Unfallmeldungen pro Jahr.
Im Vergleich dazu gibt es im Straßenverkehr pro Jahr ca. 2.600.000 Unfälle, davon 300.000 mit Personenschaden.
Wenn es politisch gewollt wäre, könnte diese Zahl drastisch gesenkt werden.
Ganz emotionsbefreit lässt sich so feststellen, dass die Anzahl der Unfälle mit Beteiligung von Gleitschirmfliegern nahezu irrelevant ist.
Das Flugverbot ist also wohl eher eine Frage des Gefühls, nicht des Verstandes.
Viele Grüße,
Joachim Linckelmann
Merzhausen
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