Die Wetterseite Windy.com bietet seit kurzem ein neues, interessantes Feature: Thermals. Die Thermikprognosen sind noch im Beta-Stadium, aber schon hilfreich.
Die Thermikkarte (Variable: Thermals) auf Windy. Die Farben zeigen, bis in welche Höhe Thermiblasen aufsteigen könnten. Je dunkelroter, desto höher. // Quelle: Windy.com |
Verschiedene Gelb bis Rot-Töne zeigen, wo über den Regionen auf der Karte höher und weniger hoch reichende Thermiken zu erwarten sind. Daneben gibt es aber noch einige zusätzliche Symbole und Schraffuren, die weitere Hinweise auf Qualität und Charakter des Thermiktages liefern. Weitere Erläuterungen dazu habe ich unten beschrieben.
Wie zutreffend die Thermikprognosen von Windy sind, ist derzeit noch schwer abzuschätzen. Dafür gibt es bisher zu wenige Vergleiche mit real "erflogenen" Werten. Mit Blick auf andere Thermikmodelle wie Alptherm, Regtherm oder Meteo-Parapente meine ich bei Windy eine Tendenz zu eher etwas höher prognostizierten Werten erkannt zu haben. Das muss aber nicht zwangsläufig falsch sein. Filip Karpisek, der zuständige Entwickler des Thermals-Layers bei Windy, will sein Thermikmodell in den kommenden Monaten auf Basis realer, im Flug ermittelter Werte weiter kalibrieren.
Allgemein ist es meines Erachtens empfehlenswert, bei Thermikprognosen, egal von welchem Anbieter, die angegebenen Höhenwerte nicht auf die Zehner- oder Hunderter-Stelle genau zu nehmen. Vielmehr sollte man die Prognosen nur als Hilfestellung für eine qualitative Thermikeinschätzung verwenden. Dafür kann man für die eigene Prognoseregion in Rubriken denken wie: Heute ist ein Tag mit niedriger, normaler, hoher oder sehr hoher Basis. Diese kann man gedanklich in Höhenbänder von +500, +1000, +1500 und +2000 Meter über der mittleren Geländehöhe (AGL) aufteilen.
Derzeit beschränken sich die Thermikprognosen von Windy noch auf Angaben der Thermik-Höhen. Sie liefern keine Daten zur Thermikstärke (wobei Filip darüber nachdenkt, auch das in Zukunft zu implementieren). Indirekt lassen die jetzigen Daten aber schon entsprechende Rückschlüsse zu. Denn in der Regel nimmt mit der Basishöhe auch die durchschnittliche Stärke einer Thermik zu. Das heißt: In Regionen mit hoher Basis (über Grund gerechnet) herrschen typischerweise auch die stärkeren Thermiken vor.
Leider gibt Windy die Thermikhöhen bisher nur in MSL-Werten an. Angaben über Grund (AGL) wären hilfreicher, weil man dann auf einen Blick erfassen könnte, in welchen Gebieten tatsächlich der relativ gesehen höhere Thermikraum zur Verfügung steht. In der jetzigen Darstellung läuft man Gefahr, sich etwas ablenken zu lassen. Die Alpen wirken mit den meist vorherrschenden Rot-Tönen immer als besonders thermikträchtig. Über Grund gerechnet würde freilich eine 2000er Basis im deutschen Flachland viel interessantere Verhältnisse bedeuten als 2500m Thermikhöhe im Hochgebirge. Das gilt es zu gedanklich differenzieren.
Thermikkarten mit Mehrwert
Neben den reinen Höhenangaben liefern die Thermikkarten von Windy noch interessante Zusatzinformationen. Beispielsweise kann man schnell erkennen, wo mit wolkenloser Blauthermik oder mit der Bildung von konvektiven Cumulus-Wolken zu rechnen ist. Überlagerte Symbole kleiner Wolken wie in der Mitte vom Bildbeispiel links stehen für eine geringe Bewölkung von unter vier Achteln.Wie allgemein beim Arbeiten mit Windy lohnt es sich auch bei den Thermikprognosen, die Entwicklung über die Zeit bzw. einen Tag hinweg zu betrachten. Tauchen die Blitzsymbole schon mittags oder erst nachmittags auf? Ist schon früh oder erst später eine relativ hohe Basis prognostiziert? All das hilft dabei, die thermische Qualität und den Verlauf eines Tages für die eigene Flugplanung besser einzuschätzen.
Auf Windy sind die Thermikprognosen derzeit übrigens für jedermann zwar frei verfügbar. Nach der Beta-Testphase sollen aber nur noch zahlende Nutzer mit eine Pro-Abonnement darauf zugreifen können. Wann die Beta-Phase endet, ist noch unklar. Ich gehe davon aus, dass Filip mindestens noch den ganzen Sommer nutzen wird, das Thermikmodell weiter zu kalibrieren. Zudem plant Windy, die Thermikhöhendaten auch irgendwie in Punktprognosen mit Diagrammen wie den Airgrams oder Meteograms zu integrieren. Erst wenn das erledigt ist, dürften die Thermikprognosen komplett, vielleicht aber auch nur teilweise hinter die Bezahlschranke rutschen.
5 Kommentare
Wo finde ich die Einstellung Thermals?
AntwortenLöschenIn der App ist Thermals noch nicht drin, soll bald kommen. Auf der Desktop Webseite steht die in der Liste der Variablen. Vielleicht musst du sie erst noch unter "weitere..." aktivieren.
AntwortenLöschenDie Berücksichtigung der Topografie bei Wind und Thermik ist auch bei Topmeteo nicht besonders gut gelöst. So wird etwa für den Feldberg im Schwarzwald eine Bezugshöhe von 100 m angegeben. Da rechne ich mir lieber selber die Arbeitshöhe aus.
AntwortenLöschenIch bin über die aktuelle DHV-Info auf diesen Artikel gestoßen. Sehr interessant. Die Thermikhöhe weicht übrigens (zumindest bei mir in Norddeutschland mit Gebieten unter 100 AGL) im Vergleich mit der ebenfalls in Windy über Soundings erhältliche Höhe (rechter Mausklick in Karte, Aerologie, CCL-Angabe) um einige hundert Meter ab. Spiegelt die Höhe in der Windy-Karte vielleicht die Grenzschicht wider und muss deshalb noch auf die erfliegbare Höhe (=Basis) wie bei meteoparapente reduziert werden?
AntwortenLöschenIch meinte nicht AGL sondern ASL
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