Schwedische Gleitschirmpiloten haben eine flugtaugliche Skibrille im besonderen Design entwickelt. Das Modell "Rovfluga Goggles" ist ein Hingucker. Aber wie trägt es sich? 

Puk, der Bruchpilot, mit Rovfluga, der Brille.
Deren Rahmen schiebt sich unter den Rand
des Helmes und schließt so sehr gut ab.
// Fotos: Lu-Glidz
"Oh, Puk die Stubenfliege / Du siehst aus wie ein Frosch / Du siehst aus wie aus einem Ufo-Film /  Cooles Design / Du siehst scheiße aus." Undsoweiter. Alles genau so gehört.

Wer mit den Rovluga Goggles von Fluga Sports am Startplatz auftaucht, wird sich der verschiedensten Kommentare nicht erwehren können. Die besondere Form dieses von den schwedischen Gleitschirmpiloten Per Segergren und Jonas Böttiger entworfene Modell ist auf jeden Fall ein Hingucker. 

Fluga ist das schwedische Wort für Fliege. Und mit ihren zwei runden, durch einen Nasensteg getrennten Gläsern verleihen die Rovfluga Goggles dem Träger auch wirklich etwas fliegenhaftes. Ob man das schön, cool, gewöhnungsbedürftig oder einfach nur hässlich findet, liegt im Auge des Betrachters. Für mich stellte sich eine andere Frage: Bringt dieses besondere Design gerade auch fürs Gleitschirmfliegen tatsächlich irgendwelche Vorteile?

Skibrillen beim Fliegen?

Seit einigen Jahren sieht man immer häufiger Gleitschirmflieger, die mit Skibrillen an den Start gehen, auch im Sommer. Skibrillen halten den Wind gut von den Augen fern, decken in passender Kombination mit dem Helm große Teile des Gesichts ab und stellen somit auch einen guten Kälteschutz dar. Das Sichtfeld ist häufig angenehm groß. Zudem kann man bei entsprechenden Modellen auch seine normale Brille darunter tragen.

Fluga lässt sich falten. An der Seite ist
der Belüftungsschaum zu erkennen.
Es gibt freilich auch Nachteile gegenüber klassischen (Sonnen-)Brillen: Skibrillen sind schwerer und nehmen deutlich mehr Platz im Packsack ein. Die Belüftung reicht nicht immer aus, damit die Scheiben nicht durch Schwitzwasser innen beschlagen. Und manche Modelle kragen so wuchtig vor der Stirn aus, dass man beim Blick nach oben zum Schirm immer den Kopf weit nach hinten werfen muss, um nicht gegen den breiten Rahmenbalken zu schauen.

Bei meinem Test durfte ich feststellen: Das Design der Rovfluga Goggles mit der Zwei-Gläser-Lösung entkräftet einige dieser negativen Punkte. Dank ihres flexiblen Nasenstegs lässt sich die Brille falten und so leichter auch im Helm verstauen. Weil bei getrennten Gläsern keine Brillenscheibe über der Nase auf Abstand gehalten werden muss, sitzen die Rovfluga Goggles insgesamt näher an den Augen als übliche Skibrillen. Allein dadurch bieten sie schon ein fast uneingeschränktes Sichtfeld – dank der runden Gläser gerade auch nach oben. 

Die Seiten von Rovfluga laufen flach aus und der Polsterschaum ist weich. Damit passen sie sogar unter den Rand des Helmes an der Stirn. So kann dort keine Kältebrücke durch Zugluft entstehen. Zudem ist die Brille dank eines recht offenporigen Schaumes im Rahmen gut durchlüftet. Bei schräger Anströmung beim Kurvenfliegen (aber auch nur dann) konnte ich sogar innen einen leichten Luftzug spüren. Schwitzwasserbildung hatte ich so auch an einem warmen Flugtag nicht.

Zeiss-Gläser mit einer angenehm
konstrastverstärkenden Tönung.
Wirklich top ist die optische Qualität. Beim Kauf der Rovfluga Goggles kann man zwischen vier verschieden gefärbten und getönten Zeiss-Gläsern mit 100% UV A/B/C Schutz wählen. Die Gläser lassen sich auch jederzeit austauschen/ersetzen. 

Ich hatte mich für den Test auf Anraten von Per Segergren gerade fürs Fliegen für die Variante Black-Orange-Blue entschieden. Diese Gläser verstärken sehr gut die Konstraste (z.B. von Wolken), ohne allzu stark abzudunkeln (Cat-2). Sie sind auch, trotz der Wölbung, absolut verzerrungsfrei. Meine Instrumente konnte ich damit hervorragend ablesen. Ich würde die Rovfluga Goggles deshalb gerade in dieser Kombination  als fürs Fliegen wirklich empfehlenswerte Skibrillen-Variante bezeichnen.

Auch weitere Details wie z.B. das innen silikonisierte Kopfband, das gut am Helm haftet, haben mir gut gefallen. Mit nur 122 Gramm (inkl. Mikrofaserbeutel zur Aufbewahrung gewogen) sind die Rovfluga Goggles im Vergleich zu anderen Skibrillen zudem ein Leichtgewicht. 

Freilich gibt es auch ein paar Schwachpunkte. Die runden Fluga-Gläser sind so groß, dass bei manchen Gesichts- bzw. (breiteren) Nasenformen der Schaum des Brillenrandes schon etwas auf die Nasenflügel drücken kann. Wer eh Brillenträger ist, wird Fluga nur mit Kontaktlinsen nutzen können; es gibt bisher keine Option für optische Korrektureinsätze. Zudem bleibt durch den Nasensteg in der Mitte des Sichtfeldes ein schmaler, dunkler Balken. Allerdings behindert dieser die Sicht kaum und ist letztendlich nur Gewöhnungssache. Das Hirn lernt schnell, ihn auszublenden.

Hauptkritikpunkt bleibt am Ende eigentlich nur der Preis. 190 Euro, die im Onlineshop von Flugasport für das getestete Modell aufgerufen werden, sind zumindest im Vergleich mit guten üblichen Marken-Skibrillen schon eine recht stolze Summe. Rovfluga ist halt kein Massen-Produkt, sondern noch ein aus einem "Kickstarter" Crowdfunding-Projekt hervorgegangenes Liebhaber-Objekt mit exklusiver Optik. 

Wer eine hervorragende Sicht sowie die Fliegenlook-Coolness in der Luft wie auf der Piste will; und wer sich freut, auch mit wildfremden Menschen plötzlich über die Brille ins Gespräch zu kommen, dem könnte es das schon wert sein.


Hinweis: Die Rovfluga Goggles wurden mir von Per Segergren von Fluga Sports freundlicherweise für den Test zur Verfügung gestellt.