In den Vereinigten Arabischen Emiraten findet erstmals ein Hike-and-Fly-Rennen statt. 25 eingeladene Top-Piloten gehen dort an den Start. 

Auf und ab an Wüstengipfeln und Hochhäusern.
// Quelle: UAE Hikeandfly Championship

Wenn es an Geld nicht mangelt, dann kann man von solchen Projekten träumen: Wie wäre es, die Weltelite der Hike-and-Fly-Piloten für 10 Tage nach Dubai und Umgebung einzuladen, um sie dort in einem ungewöhnlichen Rennen  gegeneinander antreten zu lassen? Flug, Kost und Logie, alles bezahlt. Und 10.500 US-Dollar Preisgeld, verteilt auf die fünf vordersten Plätze, gibt es obendrein.

In der Welt der sonst nicht unbedingt mit Sponsorgeldern verwöhnten  Gleitschirmszene ist das ein attraktives Angebot. Und so verwundert es nicht, dass gleich eine ganze Reihe von Top-Piloten, die meisten davon mit X-Alps-Erfahrung, die Einladung angenommen haben: Sie nehmen an der ersten offiziellen Hike-and-Fly-Meisterschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) teil. Sie findet dort vom 19. bis 29. November statt.

Prominente Namen sind darunter: Chrigel Maurer, Patrick von Känel, Sepp Inniger, Michael Witschi, Michael Sigel, Simon Oberrauner, Thomas Friedrich, Heli Schrempf, Manuel Nübel und Markus Anders aus den deutschsprachigen Ländern. Aber auch Antoine Girard, Tim Alongi, Tim Rochas, Tanguy Renaud, Michal Gierlach, Steve Bramfitt, Stanislav Mayer, Gavin McClurg, Logan Walters, Seb Ospina, Tom Payne, Eduardo Garza, Aaron Durogati, Nick Donini, Veso Ovcharov, Alex Villa, Nick Neynens.

Sie alle fliegen gespannt und sicher auch mit etwas gemischten Gefühlen nach Dubai. Denn im  Grunde sind sie Teil eines Experimentes. Kann man mit Petro-Dollars die Aufmerksamkeit der Gleitschirmszene in einen Wüstenstaat lenken? Und das mit einem Rennformat, das zwar Hike-and-Fly im Namen trägt, aber mit klassischen Vorbildern wie den X-Alps, X-Pyr, Eigertour, Dolomiti Superfly etc. nur teilweise etwas gemein hat?

Zwar wird beim Wettbewerb in Dubai und Umgebung auch gelaufen und geflogen, doch in einer etwas anderen Weise. Es gibt keine zusammenhängende Strecke, die absolviert werden muss, sondern der Wettbewerb besteht aus vier einzelnen Tagesaufgaben mit jeweils anderem Zuschnitt. 


Hike aufs Hochhaus

Drei der Tasks sind erwartbar: Erklimmen eines Küstengebirges bei Khorfakkan und Rückflug zu einem Ziel am Strand; Besteigen des höchsten Berges der VAE (Jebel Jais, 1934m) samt eines 70-km-Fluges entlang des Hadschar-Gebirges; Soaring-Rennen in der Al Faya Bergwüste. 

Doch es gibt auch eine Aufgabe, die so unter dem Begriff Hike and Fly wohl nur in Dubai denkbar ist: Ein Treppenlauf aufs Dach eines Edelhotel-Hochhauses, dem Adress Beach Dubai. 

Dort liegt der welthöchste Infinity-Pool, über dem extra für dieses Event eine Rampe errichtet wird. Die Piloten werden dort starten und 4 km zum Strand abgleiten, um dann die Strandpromenade entlang zurück zum Hotel zu sprinten.

All das soll live auf Youtube übertragen werden, "in einer Weise, wie es live noch bei keinem Hike-and-Fly-Event zu sehen war", verspricht der Veranstalter. 

Dass so eine Kulisse spektakuläre Bilder bieten wird, ist zu erwarten. Marketingtechnisch dürfte das Event also  liefern. Denn das ist auch das Ziel: Die Vereinigten Arabischen Emirate als (neue) Gleitschirm-Destination bekannter zu machen. Das Geld dafür kommt vom Luftsportverband der Emirate und dem Kronprinz von Dubai, Scheich Hamdan Al Maktum.

Die Idee, dafür das Format eines Hike-and-Fly Wettbewerbs zu nutzen, stammt allerdings von einem Brasilianer: Gui Padua. Der kommt ursprünglich vom  Fallschirmspringen und Basejumpen, fliegt allerdings auch Gleitschirm und hat bereits an einigen H&F-Rennen teilgenommen. 2019 war er bei den Redbull X-Alps einer der Supporter von Antoine Girard.

In die Vereinigten Arabischen Emirate kam Padua, um einem Freund beim Aufbau einer Gleitschirmschule zu helfen. Als er die Hochhäuser von Dubai sah, dachte er erst ans Basejumpen, dann aber auch an die Möglichkeit, von hoch oben mit dem Gleitschirm zu starten, erzählt er. Schließlich kam es ihm in den Sinn, auch die Berge der Emirate in ein Hike-and-Fly Rennen mit einzubeziehen. Als er diese Idee dem Luftsportverband der VAE präsentierte, stieß er auf offene Ohren.

"Die Menschen hier haben keine Angst, in kreative Ideen zu investieren. Wir wollen das Gleitschirmfliegen in den Vereinigten Arabischen Emiraten groß rausbringen. Dieses Event soll ein Türöffner werden und den Luftsport-Tourismus fördern", sagt er. Von Oktober bis April herrschten in den VAE angenehme Temperaturen, die Flugzeit von Europa betrage nur sechs Stunden, es gebe überall Thermiken, es regne nie, man könne jeden Tag fliegen und es seien viele Spots zu entdecken.

Gui Padua denkt aber auch schon weiter. Gleitschirmkurse mit europäischen Spitzenpiloten sowie nationale und Pan-Arabische Gleitschirmmeisterschaften könnten folgen. Zudem würde er gerne so ein Hike-and-Fly Rennen in den VAE als jährlich wiederkehrendes Spitzenevent etablieren - gewissermaßen als Jahresabschluss der internationalen H&F-Wettbewerbssaison.