Der Marokkaner Zouhaïr Laaz hat eine junge Krähe aufgezogen. Sie begleitet ihn bei seinen Gleitschirmflügen. Das Fliegen hat er sich selbst beigebracht. 

Zouhaïr Laaz und seine Krähe Raja. 
// Quelle: Parabundos
Manchmal erreichen mich faszinierende Fliegergeschichten ganz unverhofft. In dem folgenden Fall war es die Email eines Fliegerpaares aus der Schweiz. 

Bianca Schellander und Luca Schmid sind vor wenigen Wochen unter dem Motto und der Eigenbezeichnung Parabundos (Gleitschirm-Vagabunden) zu einer "fliegenden Weltreise ohne Flugzeug" aufgebrochen. Eine ihrer ersten Stationen ist Marokko. Dort lernten sie einen ganz besonderen, jungen Gleitschirmpiloten kennen. 

Zouhaïr Laaz faszinierte sie derart, dass sie mich anschrieben, ob ich seine Geschichte nicht auf Lu-Glidz einer größeren Blog-Leserschaft vorstellen wollte. Was ich anschließend las und als Film auch sah, zog mich gleich in seinen Bann.

Zouhaïr Laaz hatte einen solchen Wunsch zu fliegen, dass er sich selbst das Wissen aneignete, wie man einen Gleitschirm näht. Seine ersten Modelle fertigte der heute 24-jährige vor zwei Jahren aus allerlei Stoffresten, alten Regenschirmen und Mehlsäcken. Abheben war damit kaum möglich, aber zum Groundhandling taugten sie. Später besorgte er sich eine gebrauchte Ausrüstung. Alles Nötige fürs Fliegen brachte er sich autodidaktisch durchs Abschauen aus Youtube-Videos bei. Mit seinem Enthusiasmus begeisterte er weitere Freunde fürs Paragleiten und zeigte ihnen die Grundlagen. Er gründete den Club Crête Atlas. Mittlerweile gehen sie gemeinsam an den steinigen Nordflanken des Atlas im Umfeld des Ortes Boulemane in die Luft.

Noch beeindruckender ist allerdings folgender Teil der Geschichte, den ich gerne einfach aus dem lesenswerten Blog der Parabundos zitiere: "Eines Tages beschloss Zouhaïr, dass er nicht mehr alleine fliegen wollte. Er wünschte sich eine regelmäßige Begleitung. Die fand er in einem Wald. Dort entdeckte er ein Nest einer Krähe und nahm ein Ei mit nach Hause. Es schlüpfte Raja. Zouhair zog sie von Anfang an selbst auf, und sie hat ihr eigenes Zimmer draußen im Hof. Untertags ist sie unterwegs, kommt aber jeden Abend zurück. Und wenn er fliegen gehen will, kommt sie manchmal mit. Sie erkennt seinen Schirm, fliegt ihm nach, hat sich noch nie in den Leinen verheddert und setzt sich auch gerne auf seinen Arm – mitten im Flug! Es ist ein einmaliges und unglaubliches Erlebnis."

Nachtrag und Korrektur vom 27.01.: Auch wenn hier immer von einer Krähe die Rede ist und ich diese Bezeichnung ungeprüft von Parabundos übernommen habe, handelt es sich bei Raja offenbar um einen Raben und keine Krähe (auch wenn die Arten miteinander verwandt sind). [Dank an Sergio für den aufklärenden Kommentar]


Der Vlog der Parabundos

Bianca und Luca haben gleich eine ganze Woche mit Zouhaïr und weiteren Mitgliedern des Club Crête Atlas verbracht. Dabei entstand ein sehenswertes Video, in dem sie die Geschichte mit der Krähe auf entzückende Weise in bewegten Bildern erzählen. Es ist die Folge 3 ihres Parabundos-Videoblogs, der in den nächsten Wochen und Monaten sicher und hoffentlich noch etliche weitere Episoden folgen werden. 

Ich kann nur empfehlen, den zugehörigen Youtube-Kanal zu abonnieren. Den Videos merkt man sofort an, dass Luca ein erfahrener Dokumentar-Filmemacher ist. Mit Bianca als Co-Erzählerin gelingt es ihm, das unkonventionelle Camper-Reisen mit dem Gleitschirm in einer derart sympathischen Weise und beneidenswerter Leichtigkeit zu präsentieren, dass Parabundos schon jetzt zu meinen Video-Highlights des Jahres gehört.

Die Reiseroute der Parabundos lässt sich auch sehr schön über das Portal Polarsteps verfolgen. 


Hier die Video-Episode #3 von Parabundos, Gleitschirmfliegen in Marokko - mit einer Krähe: