Am Sonntag starten die Redbull X-Alps 2023. Lu-Glidz fokussiert sich auf die Highlights des Rennverlaufs. Was man vorab wissen sollte 

Die Route der Redbull X-Alps 2023
// Quelle: redbullxalps.com

Die Redbull X-Alps wird auch in diesem Jahr wieder große Teile der Gleitschirmszene in ein Hike-and-Fly-Fieber versetzen. Das Rennen ist mit steigender Leistungsdichte so spannend wie selten zuvor.  Letztendlich könnten wieder die "Magic Moves" einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer entscheidend sein. Wird der Sieger am Ende einmal mehr Chrigel Maurer heißen? Und welche fesselnden Nebenstränge und Randdetails gibt es? Lu-Glidz geht auf solche Fragen ein, wird aber keine Tag-für-Tag Berichterstattung bzw. Nacherzählung bieten. Das Angebot von Livetracking und Social-Media-Seiten zum Rennverlauf ist groß genug dafür. In den "X-Alps Highlights" werde ich nur besonders wichtige Entwicklungen, Entscheidungen, Hintergründe und Diskussionen aufgreifen – im bewährten Format des Newstickers. Ergänzt durch eine Liste hilfreicher Links. Im Folgenden einige Details, die man vorab wissen sollte. 


+++ Das Rennen: Die Redbull X-Alps 2023 starten am Sonntag, 11. Juni, um 11.30 Uhr. Und zwar erstmals in Kitzbühel anstelle von Salzburg. Die Route über 15 Wegpunkte hat eine Luftlinien-Länge von 1223 Kilometern. Wenn das Wetter mitspielt, sollte sie in 11 bis 14 Tagen zu schaffen sein. Interessanter historischer Fakt: Die erste Ausgabe der Redbull X-Alps fand 2003, also vor genau 20 Jahren statt. +++

+++ Der Prolog: Am Donnerstag, 8. Juni, findet rund um Kitzbühel ein eintägiges Vor-Rennen über knapp 60 Kilometer statt. Es kann ebenfalls via Livetracking verfolgt werden. Start ist um 11 Uhr. Der Prolog dient u.a. als Test aller Systeme im Rennmodus. Zudem können die drei Erstplatzierten jeweils einen zusätzlichen Nightpass für das eigentliche Rennen gewinnen. Ansonsten spielt die Platzierung keine direkte Rolle; die Zeit, in welcher der Kurs absolviert wird hingegen schon. Jede Minute, die ein Athlet länger braucht als der Prolog-Sieger, muss er an seine erste nächtliche Ruhezeit im eigentlichen Rennen dranhängen, d.h. er darf an Tag 2 erst später weiterlaufen. Sollte ein Pilot beim Prolog nicht ins Ziel kommen,  beträgt diese Zeitstrafe automatisch 24 Stunden. +++ 

+++ Die Teams: Von den ursprünglich 35 Nominierten gehen aktuell noch 32 Athleten tatsächlich an den Start. Drei mussten wegen Verletzungen schon in der Vorbereitungszeit aufgeben: Yael Margelisch (SUI3), Cedar Wright (USA2) und Lukas Hofer (ITA4). +++ 

+++ Die Favoriten: Über die lange Strecke der X-Alps sind ein hohes fliegerisches Können auch im Schnellflugmodus, viel taktische Erfahrung aus mehrtägigen Hike-and-Fly-Wettbewerben und natürliche körperliche Fitness entscheidend. X-Alps Dauersieger Chrigel Maurer (SUI1) und der frisch gebackene Gleitschirm-Weltmeister Maxime Pinot (FRA1) dürften deshalb ganz oben auf den Wettzetteln stehen. Auch Patrick von Känel (SUI2) und Aaron Durogati (ITA2) sind in allen drei genannten Feldern stark. Von den Rookies sind Tanguy Renaud-Goud (FRA5) und Sepp Inniger (SUI4) mit am stärksten einzuschätzen. Unter den vier teilnehmenden Pilotinnen ist Laurie Genovese (FRA3) die Favoritin mit Blick auf eine inoffizielle Frauenwertung. +++ 

+++ Chrigels "Handicap": Chrigel Maurer hat kurz vor Start des Rennens sein komplettes Team ausgetauscht, samt seines als kongenial geltenden Chef-Supporters Thomas Theurillat. Bei einem Vorbereitungswettbewerb (Fly Chablais Challenge), den Chrigel gewann, hatte es Unstimmigkeiten gegeben. Das neue Team um Chrigel kommt am Samstag erstmals komplett zusammen. Es besteht nun aus Lars Meerstetter, Sebastian Weber und Elisa Deutschmann. Inwieweit der Mangel an gemeinsamer Vorbereitungszeit einen Nachteil darstellt, wird sich zeigen müssen. Chrigel hat schon häufiger bewiesen, auch mit wechselnden Teams solche Rennen erfolgreich bestreiten zu können. +++ 

Ferdinand Vogel
// redbullxalps.com

+++ Race Director: Bei den X-Alps-23 übernimmt erstmals Ferdinand Vogel die Rolle des Rennleiters. Er tritt die Nachfolge von Christoph Weber an. Ferdinand war selbst schon Supporter bei den X-Alps, kennt also auch die Perspektive der Teilnehmer. Als Race Director hat er vor allem die Einhaltung der Regeln und der Lufträume im Fokus. +++

+++ Ruhezeiten: Eine der wichtigsten Regeländerung der X-Alps-23 betrifft die verpflichtenden Ruhezeiten für die Athleten. In den vergangenen Rennen mussten sie jede Nacht für 6,5 Stunden zwischen 22.30 und 5 Uhr ortsfest bleiben. In diesem Jahr beträgt die Ruhezeit mindestens sieben Stunden, allerdings mit einem etwas flexibleren Zeitfenster zwischen 21 und 6 Uhr. Das heißt, die Teams können bis 23 Uhr weiter gehen und dann um 6 Uhr starten, oder schon um 21 Uhr ruhen, um dann bereits ab 4 Uhr wieder loslaufen zu können. Es bleibt abzuwarten, wie diese Regel auch taktisch eingesetzt wird. +++ 

+++ Night-Pass: Wer aus taktischen Gründen eine Nacht durchlaufen möchte (etwa um nicht als Nachzügler eliminiert zu werden), kann dafür einen Night-Pass einsetzen. Bisher musste ein Night-Pass bis spätestens 12 Uhr eines Tages angemeldet werden. In diesem Jahr ist das noch bis 20 Uhr möglich. Das ermöglicht feinere taktische Spielchen mit diesem "(P)Ass im Ärmel". +++ 

+++ Gelbe und Rote Karten: Neue Regeln gibt es auch bei den von der Renn-Leitung verhängbaren Zeitstrafen. Bisher wurden diese bei Luftraumverletzungen und eindeutigen Regelverstößen ausgesprochen. In 2023 können die Teilnehmer auch für "gefährliches" Verhalten abgemahnt werden, und zwar in Form von gelber und roter Karten. Race-Director Ferdinand Vogel erklärt deren Einsatz so: "Wenn wir als Rennleitung Beweise haben, dass Regeln nicht eingehalten wurden, dann gibt es sofort eine Bestrafung. Wenn wir es nicht vollständig beweisen können, aber eine starke Vermutung haben, dann gibt es eine gelbe Karte. Erst die dritte gelbe Karte führt zur roten Karte und damit zu einer Bestrafung. Man darf also zwei Mal Mist bauen, beim dritten Mal gibt es dann eine Strafe. Wenn der Athlet aber nachweisen kann, dass die Vermutung nicht berechtigt ist, dann wird die Gelbe Karte zurückgezogen."

+++ Reporter-Doppelpack: In früheren Rennen war Tarquin Cooper als Race-Reporter unterwegs, um die Athleten auf der Strecke zu treffen und Interviews per Facebook-Livestream zu führen. Bei den X-Alps-23 steht ihm Gavin McClurg zur Seite. Gavin hat vier Mal als Athlet an den X-Alps teilgenommen und für seinen Gleitschim-Podcast Cloudbasemayhem auch schon etliche Teilnehmer ausführlich interviewt. Die Berichterstattung könnte von seinem Insider-Wissen stark profitieren. +++ 

+++ Livetracking: Die Veranstalter der Redbull X-Alps haben das Livetracking in diesem Jahr nochmals ausgebaut. Neben der Rennverfolgung über 2D- und 3D-Karten gibt es die Möglichkeit, virtuell mitzufliegen – und zwar sowohl aus der Sicht einer Art Verfolgerkamera, als auch aus dem Blickwinkel der Piloten. Das funktioniert sogar mit VR-Brillen. Im Livetracking lassen sich zudem Infos zu den Turnpoints samt Meteo-Prognosen abrufen. Als inoffizielle Ergänzung bietet sich die Burnair-Map an, auf der die Piloten ebenso mit ihren Livetracking-Daten erfasst werden. Dort lassen sich Live-Windwerte, Regenradar und Webcams als Overlay einblenden, um die Bedingungen vor Ort besser abschätzen zu können. +++ 

+++ Gewinnspiele: Wer gerne Wetten auf den Rennverlauf abschließen möchte, hat dafür zwei inoffizielle Möglichkeiten. Erstens gibt es auf der Website des Varioherstellers Syride ein kostenloses Tippspiel zu den Redbull X-Alps. Es geht darum, sowohl die ersten zehn Platzierungen als auch die drei ersten Ausscheider im Endranking des Rennens vorherzusagen. Wer die meisten Platzierungen korrekt prognostiziert, kann ein Vario SYS'Nav XL gewinnen. Um einen Tipp abzugeben, bleibt allerdings nur bis morgen Zeit (einen Tag vor dem Prolog).
Zweitens: Beim Paragliding-Tippspiel kann man noch bis zum Rennstart am Sonntag teilnehmen. Es verbindet die Wetten mit einem guten Zweck. Wer mindestens 15 Euro zur Unterstützung von humanitären Projekten in Nepal spendet, kann etliche Fragen rund um den Ausgang des Rennens beantworten. Dabei geht es sowohl um konkrete Platzierungen als auch Schätzfragen (á la: Wie viele Schweizer kommen unter die Top10?). Als Gewinne sind drei verschiedene Rucksacksets plus Zubehör  diverser Hersteller ausgelobt. Organisator Bene Leonhardt versichert, dass alle Spenden zu 100 Prozent weitergegeben werden. Übrigens: Nicht wundern, dass auf der Tippspiel-Website nirgends das Wort X-Alps auftaucht. Dort ist nur von einem "Gleitschirmrennen quer durch die Alpen" die Rede. Das hat rechtliche Gründe. Vor zwei Jahren hat sich Red Bull "X-Alps" als Wortmarke in Österreich schützen lassen. +++ 


Weiterführende Links

Redbull X-Alps offiziell:
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Weitere Info-Quellen (Berichte):
X-Alps Anonymous Addicts (Facebook)| Redbull X-Alps Livestream (Facebookgruppe) | Cross Country (Facebook) | Gleitschirmdrachenforum | Paraglidingforum | Wikipedia

Wetter entlang der Route:
Windy Thermikprognose | Burnair (Abo nötig) | Paraglidable


Hinweis: Die Links werden noch ergänzt, wenn sich im Verlauf des Rennens weitere interessante Quellen auftun.