Es ist ein ungewöhnliches Experiment: Lässt sich die Entwicklung eines neuen Schirms durch die Pilotencommunity finanzieren?
Der Prototyp des Crowdfunding-Schirms fliegt schon // Quelle: Parafly24, Youtube |
Frank Letmathe könnte in die Geschichte des Gleitschirmsports eingehen als derjenige, der erstmals die Entwicklung eines neuen Gleitschirms per Crowdfunding finanziert hat. Zumindest wenn er genügend Interessierte findet, die sich in den nächsten Wochen und Monaten auf sein Angebot einlassen. Und das lautet, so der Titel auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo: "The perfect paraglider with pilot involvement" (Der perfekte Gleitschirm mit Pilotenbeteiligung).
Kein No-Name-Produkt
Es geht um die Entwicklung eines leistungsstarken High-B-Schirmes mit einer Streckung von 5,8 und einem Leinensetup als 2,5-Leiner. Obwohl das Grundkonzept dafür schon weitgehend steht, wird den finanzierenden Piloten eine gewisse Mitsprache bzw. Teilhabe versprochen. Sie können ihre Ideen einbringen, Vorschläge für den Schirmnamen machen, an einem Event am Produktionsstandort in Tschechien teilnehmen, Farben festlegen, als Sponsor im Handbuch genannt werden und – was der wohl attraktivste Teil dieses Angebots ist – den Schirm zu einem erstaunlich günstigen Preis erwerben.
Knapp 3000 Euro sind schon eine Ansage, wenn anderswo für Schirme dieser Kategorie typischerweise als Straßenpreise mindestens 500 bis 1000 Euro mehr aufgerufen werden. Zumal es sich auch nicht um ein No-Name-Produkt handelt. Entwickelt und produziert wird der Schirm von der tschechischen Firma Axis Paragliders komplett in Europa.
Im Grunde ist es eine neue Variante des Direktmarketings. Wobei hier nicht Axis selbst in Aktion tritt, sondern Frank Letmathe als deutscher Importeur das Zepter schwingt.
Das Finanzierungsziel ist mit 15.000 Euro erstaunlich niedrig angesetzt. Rein rechnerisch entspricht es nur fünf verkauften Exemplaren. Das Geld soll ausreichen, um den neuen Schirm in drei Größen zuzulassen.
Für eine kleine Firma wie Axis steckt dahinter ein interessantes, weil auch risikoarmes Finanzierungskonzept. Wenn genügend Piloten übers Crowdfundings den Schirm erst einmal "blind" kaufen, liefern sie damit das nötige Kapital für die eigentliche Markteinführung.
Wird das Experiment gelingen?
4 Kommentare
Das erste mal? Michael Nesler hatte das mit seiner Leeloo doch schon vor 3 Jahren so gemacht. Finanzierung durch Vorbestellung mit Rabatt.
AntwortenLöschenThomas, ein Punkt für Dich. Dennoch liegt die Sache m.E. in diesem Fall etwas anders. Ein klassisches Crowdfunding über eine entsprechende Plattform samt öffentlichem Finanzierungsziel gab es bei der Leeloo nicht.
LöschenIch halte diese Aktion sehr fragwürdig.
AntwortenLöschen- 3000 Euro zahle ich eigentlich mit wenig Verhandeln immer für einen neuen Schirm..zumindestens hat es bei mir geklappt.
- wenn ich mir die Roadmap anschaue "August 2023 further prototypes and design finalization"..die tollen Endscheidungsmöglichkeiten sind also quasi schon rum. Überhaupt..Mai erster Prototyp und August schon alles fertig..so schnell?
- das mit "bring in your ideas" ist also eine Mogelpackung.
Letzendlich binde ich mich mit der Aktion nur an einen Kauf...netter Versuch das ich da.
Folgende Infos möchte ich als Initiator beitragen.
AntwortenLöschenDie genannten 2950€ sind incl. dem Community Event.
Wenn es um den Schirm geht, kann er für 2750€ erworben werden und enthält weitere Elemente, wie Sonderfarben, Piloteneinbindung, T-Shirt und Verlosung.
Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass ich mir sicher bin, dass ein sehr guter Schirm rauskommt. Was aber durch weitere Prototypen und die Trimmung beeinflusst werden kann, ist das Handling, Geschwindigkeit und Flugverhalten und das kann in der "Community" besprochen werden. Am Ende muss natürlich ein Konsens gefunden werden und sichergestellt sein, dass die angestrebte EN-B Zertifizierung bleibt. Bei Fragen einfach melden.
LG Frank
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