Der DWD stellt das Modell Regtherm für Thermikprognosen ein. Etliche Meteo-Dienste, die bisher die Daten beziehen, müssen sich umstellen. 

Dieser Anblick von Alptherm ist bald Geschichte.
// Quelle: austrocontrol.at

Erst einmal eine beruhigende Botschaft: Es wird auch in Zukunft Thermikprognosen geben. Aber die bisherige "Landschaft" der Anbieter wird in 2024 einige Umbrüche erleben. 

Auslöser dafür ist die gestern verkündete Entscheidung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), seine pc_met-Dienste Java Top Task bzw. Toptherm Ende März 2024 einzustellen. 

Davon betroffen sind nicht nur die direkten Nutzer von pc_met. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe weiterer Anbieter von Thermikprognosen, die bisher ihre Daten vom DWD beziehen. Dazu gehören Austrocontrol (Alptherm), Meteo Schweiz (Regtherm), Burnair und XCTherm.

Der DWD berechnet Thermikprognosen seit mehr als 15 Jahren auf Basis des von den Schweizern Bruno Neininger und Oliver Liechti entwickelten Regtherm-Modells. Dieses fasst in seinen Ergebnissen die Thermikentwicklung für vordefinierte Regionen zusammen. Die Daten der Modellläufe werden vom DWD auch an die anderen genannten Dienste weitergereicht. Doch damit ist zum 31. März nächsten Jahres Schluss.

Ob und welche Alternativen die verschiedenen Dienste künftig anbieten werden, ist derzeit nur teilweise klar. 


Burnair und XCTherm bleiben bei Regtherm

Burnair und XCTherm haben mit Oliver Liechti neue Verträge geschlossen, um das Regtherm-Modell auf eigenen Servern laufen zu lassen. Das heißt: Sie werden auch in Zukunft regions-bezogene Thermikprognosen in gewohnter Darstellung liefern. Ab 2024 soll das sogar für größere Bereiche Europas und in einer verfeinerten Regionsaufteilung geschehen. Über die Änderungen werde ich auf Lu-Glidz demnächst noch ausführlicher berichten.

Ob und welche Art von Thermikprognosen Austrocontrol und Meteo Schweiz künftig anbieten werden, ist noch unbekannt. Klar ist nur, dass sie nicht auf Regtherm basieren werden. 

Viele Gleitschirmpiloten müssen sich also umstellen, wenn es darum geht, die Thermikaussichten eines Tages einzuschätzen. Vor allem dem Alptherm-Dienst von Austrocontrol werden viele sicher eine Träne nachweinen, weil dieser für registrierte Nutzer kostenfrei zugänglich war. 

Wer das Gewohnte auf Basis von Regtherm beibehalten will, kommt um ein entsprechendes Abo von XCTherm oder Burnair nicht herum.


Neue Thermikprognosen des DWD

So sollen künftig die Konvektions-Vorhersagekarten
des DWD aussehen. // Quelle: DWD

Der DWD selbst will im Frühjahr 2024 eine neue Form von Thermikprognosen einführen. Diese basieren dann nicht mehr auf dem Regtherm-Modell, sondern eigens entwickelten Algorithmen, welche die Thermikwerte rasterartig in der Fläche berechnen. Als Grundlage dient das Meteo-Modell Icon-EU. 

Anders als bei Regtherm werden die neuen DWD-Prognosen keine spezifischen Steigwerte für einzelne Höhenschichten mehr liefern. Vielmehr gibt es nur vier Variablen, die dann farbcodiert über zoombaren Karten dargestellt werden. Das Ergebnis ähnelt ein wenig den Thermikprognosen von Windy, ist aber etwas umfangreicher. Abrufbar sind Prognosewerte für:

  • Mittleres Steigen (stündliche Werte)
  • Potentielle Flugdistanz PFD (stündliche Werte)
  • Potentielle Flugdistanz PFD (Tagessumme)
  • Thermikhöhe (Höhe der trockenadiabatischen Konvektion, stündliche Werte)

Daneben will der DWD auch fixe Konvektions-Vorhersagekarten zur Verfügung stellen, und zwar mit drei wählbaren Kartenausschnitten: Mitteleuropa sowie die Regionen Deutschland-Nord und Deutschland-Süd inklusive Alpenbereich. Auf den Karten ist die Höhe der prognostizierten Basis überm Meeresspiegel dargestellt. Zudem liefern sie Hinweis auf den erwartbaren Bewölkungstyp und -grad (s. Bild).