Der französische Verband FFVL fordert den Rücktritt des Vorstands der Gleitschirm- und Drachenkommission CIVL der FAI

Der französische Verband will einen freien Weg für
Reformen bei der CIVL // Quelle: P. Takats, bearbeitet
Nach der Gleitschirm-Weltmeisterschaft 2025 im brasilianischen Castelo reißen die Diskussion um die Sicherheit bei diesem und anderen von der FAI  organisierten Wettbewerben nicht ab.

In Castelo hatte es zahlreiche Unfälle gegeben, darunter den Absturz des Belgiers Bram Declercq. Dieser war nach sechs Tagen im Koma gestorben. 

In der Gleitschirmszene wird seither intensiv darüber debattiert, welche Lehren man aus den Vorfällen ziehen sollte. Unter anderem gibt es einen viel beachteten, offenen Brief von Pal Takats an die FAI. Darin schlägt er unter anderem vor, auch hochkarätige Wettbewerbe wie Weltmeisterschaften aus Sicherheitsgründen auf EN-C Schirme zu beschränken (s. auf Lu-Glidz: Von CCC zu EN-C). 

Einen anderen, noch politischeren Schritt, ist jetzt der französische Verband FFVL gegangen. Angeführt vom Teamchef der französischen Nationalmannschaft, Julien Garcia, hat der FFVL in einem offiziellen Brief den gesamten Vorstand der Gleitschirm- und Drachenkommission CIVL der FAI zum Rücktritt aufgefordert. 

Darin heißt es, dass der FFVL zu der Einschätzung gelangt sei, "dass die CIVL nicht mehr in die richtige Richtung arbeitet, um die Sicherheit, die Entwicklung und die internationale Strukturierung unseres Sports zu gewährleisten." 

Zuvor hatte Julien Garcia auf sozialen Medien auch von einem institutionellen Versagen gesprochen. Für seine Posts mit dem Hashtag #CIVLRESIGN erhielt er viel Zuspruch.


Warnungen in den Wind geschlagen

Ein Stein des Anstoßes, allerdings nicht der einzige, ist eine bis heute undurchsichtige Entscheidung der CIVL. Ursprünglich sollte die WM 2025 im brasilianischen Andradas stattfinden. Doch im März dieses Jahres wurde der Austragungsort plötzlich geändert und die WM nach Castelo verlegt, ohne offizielle Angabe nachvollziehbarer Gründe. 

Dieser kurzfristige Wechsel stößt noch immer auf Unverständnis. Unter brasilianischen Piloten war bekannt, dass die Wetterverhältnisse Anfang September in Castelo nur bedingt geeignet sind für einen solchen Wettbewerb. Offenbar fallen gerade zu der Zeit häufiger starke Winde von der Küste in die Region ein. Sie können dann für turbulente Verhältnisse in der Hügellandschaft sorgen. Genau das entpuppte sich bei der WM auch immer wieder als Problem.

Einige brasilianische Wettbewerbs-Piloten wandten sich im Vorfeld der WM mehrfach an die CIVL und äußerten ihre Sicherheitsbedenken. Die Organisatoren ließen sich aber nicht davon abbringen. Stattdessen soll die CIVL in einem Fall sogar gedroht haben, einer Pilotin die Sportlizenz zu entziehen, sollte sie weiter gegen Castelo als Austragungsort Stimmung machen. 

Die FFVL betont in ihrem Schreiben an die CIVL, dass mit einem Rücktritt keine persönlichen Verantwortlichkeiten zugewiesen oder eingestanden würden. Vielmehr solle ein solcher Schritt dazu dienen, den Weg für tiefgreifendere Reformen frei zu machen, um künftig mehr Sicherheit bei den Wettbewerben zu erreichen, Interessenskonflikte zu vermeiden und demokratischere Entscheidungen zu ermöglichen. (Der Brief im Wortlaut steht weiter unten in diesem Post.)

Ob die CIVL auf die Forderungen der FFVL eingehen wird? Vermutlich werden sich die Diskussionen hinziehen, sodass es erst bei nächsten Jahrestagung der CIVL im Frühjahr 2026 zur großen Debatte kommt. Ob diese mit einem Showdown und Eklat oder in konstruktiver Atmosphäre ablaufen wird, bleibt abzuwarten.


Der Brief der FFVL an die CIVL im Wortlaut:


Official request for resignation from the CIVL Board

Recent events at the World Championships (Category 1) both for paragliding and for hang gliding, combined with the way the commission has been operating in recent years, lead us to believe that the CIVL is no longer working in the right direction to ensure the safety, the development, and the international structuring of our sport. In consequence, we inform you that, on behalf of the Aéroclub National de France, the Fédération Française de Vol Libre wishes to request the immediate resignation of your Board.
We would like CIVL and members to work towards rebuilding a more efficient sports commission based on the following three key founding principles.

A more efficient structure for the sport:
The project of the sports commission and its elected representatives cannot be reduced to organizing Category 1 events around the world. We should structure the discipline more efficiently:
  • Define better safety guidelines and standards for organizers;
  • Regulate equipment more strictly;
  • Create a new paragliding class in a format more suited to mass competition (SPORT class),
  • Set up training and certification of meet directors, safety directors, and livetrack assistants 

The separation of politics and technical matters:
Elected members of the Bureau should not be the same persons as the one who organize the events of our disciplines in the field. The positions of Steward and Jury require technical skills with political and hierarchical distance, to allow for better decisions to be made and potential conflicts of interest to be avoided.

A more democratic institution :
The choice of event venue should not be based solely on a political vote by delegates during the annual plenary session. It seems necessary to find new ways, like involving the potential competitors themselves in the choices. A direct suffrage in Category 1 event selections would allow to overcome this difficulty.
We firmly believe that the commission's current framework makes it completely impossible to apply these three principles. We must change the way we operate.
France is therefore requesting a resignation that is neither a punishment nor the result of an emotional reaction. We would like to highlight the quality and experience of all the members of your Bureau, as well as your unfailing commitment to our sport over many years. Resigning does not imply any personal responsibility. Rather, it allows our CIVL institution to transform itself before continuing to operate in a different and more favorable manner. It is a mark of respect for the community that will honor you and allow you to re-engage with much greater impact in your actions alongside with new people, ideas and reinforced ethics.

We hope that you will seize this opportunity to help this commission evolve by demonstrating your humility in the face of the dramatic situation in which we find ourselves and by making the right decision without waiting for the next plenary assembly in 2026.

We also hope to be able to count on your commitment to our free flight community for many years to come. Respectfully,

Julien GARCIA - CIVL FRANCE DELEGATE
Eric WYSS - NATIONAL TECHNICAL DIRECTOR
Clémence PETRE - FFVL PRESIDENT